Geesthacht. Der langjährige Vorsitzende der Bezirksgruppe des Heimatbundes und Geschichtsvereins ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Ob es nun um die Schlacht am Runden Berge im Jahr 1928 ging, die Suche nach Nachfahren eines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten, dessen Grabstein sich auf dem Alten Friedhof befindet oder einen geheimnisvollen Turm im Wald im Edmundsthal – egal, um welchen historischen Hintergrund der Geesthachter Stadtgeschichte es sich auch drehte, Helmut Knust hatte die Fakten immer parat. Der langjährige Vorsitzende der Bezirksgruppe des Heimatbundes und Geschichtsvereins gab sein profundes Wissen gerne an die Nachwelt weiter. Damit es nicht in Vergessenheit gerät.

Jetzt ist Helmut Knust am 9. November völlig überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren im Geesthachter Krankenhaus gestorben. Die Trauer ist Stadt ist groß. „Wir werden Helmut Knust sehr vermissen – als warmherzigen Menschen, der mit Witz und feinem Gespür die Leute für sich und seine Themen gewinnen konnte; und als unermüdlichen Erzähler und Dokumentator der Geesthachter Stadtgeschichte. Sein Verlust hinterlässt eine große Lücke!“ würdigt ihn Bürgermeister Olaf Schulze.

Helmut Knust: Er war das Gedächtnis der Stadt Geesthacht

Zu fast allen Themen der Stadtgeschichte hatte Helmut Knust neben großem Wissen auch eine entsprechende alte Postkarte mit dem passenden Motiv zur Hand, die der Verein zu Tausenden aus Nachlässen und über andere Wege gesammelt hat. Dafür musste Knust nur einmal schnell in den Keller des Rathauses abtauchen, wo der Großteil der Postkarten lagert.

Auch beim Nabu war Helmut Knust, hier mit Ralf Schütze-Buzello (l.), über Jahrzehnte aktiv.
Auch beim Nabu war Helmut Knust, hier mit Ralf Schütze-Buzello (l.), über Jahrzehnte aktiv. © BGZ | Denise Ariaane Funke

Die übrigen Karten befanden sich neben allerlei Büchern und historischen Devotionalien fein säuberlich in Kartons in Helmut Knusts Keller am Heuweg und warteten auf ihre Archivierung. Wann immer der Autor dieser Zeilen Helmut (er war eigentlich mit allen per du) telefonisch zu Hause erreichte, musste seine Frau Thea ihn aus seinem „Büro“ nach oben bitten. „Es gab Tage, wo wir uns nur zu den Mahlzeiten gesehen haben. Aber da war er immer pünktlich“, erinnert sich Thea Knust.

23 Jahre Vorsitz im Geschichtsverein

Im Keller arbeitete ihr Helmut schon wieder am nächsten Projekt. Sei es der alljährliche Geesthacht-Kalender, in dem alte und aktuelle Ansichten der Stadt gegenübergestellt werden, die Planung für die stets gut besuchten Geschichtsabende oder die Vorbereitung der nächsten Radtour zu bedeutenden historischen Stätten in Geesthacht und Umgebung. „Helmut Knust wartete nicht auf Nachfragen, um über die Geschichte der Stadt zu berichten. Er fand eigene Anlässe und Formate dafür“, betont Olaf Schulze.

Mit Helmuth Schlingemann (r., Foto aus 2020) hat Helmut Knust einen alten Grenzstein, der seit dem Perleberger Frieden von 1420, Bergedorf und Börnsen trennt, im Wald gefunden.
Mit Helmuth Schlingemann (r., Foto aus 2020) hat Helmut Knust einen alten Grenzstein, der seit dem Perleberger Frieden von 1420, Bergedorf und Börnsen trennt, im Wald gefunden. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Aufgewachsen in Hamwarde lernte er nach dem Umzug nach Geesthacht seine jetzige zweite Frau beim SV Curslack-Neuengamme kennen, wo beide Fußball spielten. In die 43 Jahre währende Ehe brachte jeder ein Kind mit. Knust lernte Industriekaufmann bei der Teppichfabrik und arbeitete später bei Unilever. Doch seine Leidenschaft galt der (Orts-)Geschichte.

Ein halbes Jahrhundert engagiert im Nabu

Ab 1980 war Knust Mitglied bei den Heimatkundlern, gehörte ab 1991 einer Arbeitsgruppe zur Ortsgeschichte an und übernahm 1998 bis heute den ersten Vorsitz als Nachfolger von Holm Lilie. Seit 2005 war er überdies als Vertrauensperson im archäologischen Landesamt für die Kontrolle von Gräbern und Denkmälern zuständig.

Viele Jahre arbeitete er mit dem früheren Stadtarchivar William „Bill“ Boehart als Dokumentator der Stadtgeschichte eng zusammen. Zeitweise leitete Helmut Knust sogar das Stadtarchiv, als die Stelle des hauptamtlichen Archivars vakant war. Auch danach tauschte er sich intensiv mit dem jetzigen Archivar Jan Klußmann aus.

Trauerfeier für Helmut Knust am 5. Dezember

Sogar noch länger, ab 1976, gehörte Knust dem Deutschen Bund für Vogelschutz an, aus dem der heutige Nabu Geesthacht hervorging. Das Amt des Kassenwarts übte er von 1977 bis 2020 ganze 43 Jahre lang aus. Beliebt waren seine abendlichen Spaziergänge zur heimischen Vogelwelt unter dem Titel „Was singt denn da?“ Die Nabu-Vorsitzende Heike Kramer betont: „Helmut Knust liebte die Natur und setzte sich meinungsstark für ihren Erhalt ein.“

Überdies erfreute er die Plattschnacker in Hamwarde regelmäßig mit allerlei Information über die Geschichte des Geesthachter Nachbardorfes. Eine Hamwarder Ortschronik war noch so ein Projekt, das er in der Schublade hatte und natürlich das Ende des Zweiten Weltkrieges in Geesthacht, das sich 2025 zum 80. Mal jährt. Dazu kommt es jetzt nach dem plötzlichen Tod nicht mehr.

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Doch vergessen wird Helmut Knust in der Stadt nicht. Dafür hat das Gedächtnis von Geesthacht in Sachen Heimatgeschichte zu große Fußspuren in „seiner“ Stadt hinterlassen.

Die Trauerfeier ist am Donnerstag, 5. Dezember, um 11 Uhr in der Kapelle des Geesthachter Waldfriedhofes. Die Beerdigung in Hamwarde erfolgt später im kleinen Kreis. Anstatt freundlich zugedachter Kränze wird auf Helmuts Wunsch um eine Geldspende für die Bezirksgruppe Geesthacht des Heimatbundes und Geschichtsvereins gebeten. Kontakt: t-knust@gmx.de.