Geesthacht. Mit Flusswasserwärmepumpe und Laufwasserkraftwerk zur Unabhängigkeit bei der Energieversorgung. Wie die Stadt die Zukunft plant.

Der Schlüssel zur Energiewende liegt in Geesthacht in der Elbe. Aus dem Wasser des Flusses ließe sich einerseits mittels eines Laufwasserkraftwerks am Stauwehr nahezu genug Strom für alle privaten Haushalte erzeugen. Dieses Projekt unter Führung der Stadt wurde jüngst im Umweltausschuss präsentiert. Andererseits sehen die Stadtwerke Geesthacht in einer Flusswasserwärmepumpe großes Potenzial, um die privaten Nutzer der städtischen Fernwärme zu versorgen.

Letzteres Vorhaben stellt Patrick Dorawa, Projektingenieur für erneuerbare Energien bei den Stadtwerken, im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Verwaltung zur kommunalen Wärmeplanung am Freitag, 15. November, ab 17.30 Uhr im Ratssaal des Rathauses vor (Markt 15). „Beide Projekte zusammen wären für Geesthacht der Gamechanger“, ist Dorawa überzeugt.

Elbe ist der Schlüssel für die Energiewende in Geesthacht

Deutschland hat das Ziel bis zum Jahr 2045 bei dem Ausstoß von Treibhausgasen klimaneutral zu werden. Schleswig-Holstein bereits 2040. Dafür muss die Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Öl und Kohle hin zu erneuerbaren Energien erfolgen. „Dieser Weg ist alternativlos, weil wir sonst in Abhängigkeit von anderen Ländern sind“, sagte Markus Prang, der Geschäftsführer der Stadtwerke Geesthacht, als er seinen Geschäftsbericht im städtischen Hauptausschuss vortrug.

Und in einer Flusswasserwärmepumpe sehen die Stadtwerke das größte Potenzial, um weitgehend Energie-autark zu werden. Der Umweltbeirat der Stadt hatte 2023 bereits gefordert, diese Planungen in den Fokus zu nehmen. Während die Stadtverwaltung hinsichtlich des kommunalen Wärmeplanes mit einem externen Dienstleister zunächst alle Verbrauchsdaten und die Energiepotenziale ermittelt haben, arbeiten die Stadtwerke bereits an Wegen, wie diese Kälte- und Wärmeplanung anschließend umgesetzt werden kann.

Fernwärme: Wer möchte aus den Vorranggebieten angeschlossen werden?

Den aktuellen Stand der Planungen stellt die Stadtverwaltung am Freitag vor. Im Kern wird es darauf hinauslaufen, dass Vorranggebiete für den Ausbau des derzeit 19 Kilometer langen, städtischen Fernwärmenetzes definiert werden, das sogenannte zentrale Versorgungsgebiet. Damit sind nach Berechnungen der Stadtwerke aktuell etwa 20 Prozent der angenommenen 15.500 Wohnungen angeschlossen. Einen Anschlusszwang zur Fernwärme in diesen Vorranggebieten gibt es aber nicht.

Patrick Dorawa erneuerbare Energien Stadtwerke Geesthacht
Patrick Dorawa, Projektingenieur für erneuerbare Energien bei den Stadtwerken Geesthacht, stellt das Projekt Flusswasserwärmepumpe vor. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

„Wir würden uns freuen, wenn uns Personen, die im Fernwärme-Vorranggebiet Immobilien besitzen, uns mitteilien, ob sie einen Anschluss wünschen und wann dieser Heizungstausch erfolgen soll oder muss. Das ist wichtig für die operative und strategische Strukturierung“, sagt Dorawa.

Energiepotenziale mit Großwärmepumpen oder auch Biomasse

Zudem bieten sich Quartierslösungen, etwa rund um den Höchelsberg an. „Die Häuser dort stehen eng beisammen. Wenn hier jeder eine eigene Wärmepumpe hätte, könnten die Grenzwerte für Schallemissionen überschritten werden“, sagt Patrick Dorawa. Hier ist eine gemeinsam nutzbare Großwärmepumpe denkbar. Energiepotenziale liegen nach Analyse der Stadtwerke auch in Biomasse (Holzhackschnitzel), Solarthermie sowie der Nutzung von Abwärme des Klärwerks.

Dagegen wird es in dezentralen Versorgungsgebieten, das sind im Kern Bereiche mit vielen Einfamilienhäusern, auf eigene Lösungen hinauslaufen. Die Eigentümer wählen dann selbst die Heizart ihrer Wahl. „In Kombination mit einer PV-Anlage auf dem Dach stellen Wärmepumpen eine effiziente Lösung dar. Die Technik hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Eine Fußbodenheizung ist nicht zwingend erforderlich, in vielen Fällen kann auch der Austausch der Heizkörper ausreichend sein“, so Dorawa.

Nahe dem Freizeitbad ist die Nutzung einer Flusswasserwärmepumpe ideal

Doch zurück zur Flusswasserwärmepumpe. Aktuell gehen die Stadtwerke von einer Nutzbarkeit von April bis Oktober aus. Die Wassertemperatur darf nicht zu niedrig sein, weil das Risiko einer Vereisung zu hoch wäre. Hintergrund: Die Wärmepumpe entzieht dem Elbwasser, je nach Konzept, an der Stelle bis zu drei Grad Temperatur.

Bevor es zum Einbau kommt, sind aber noch weitere Untersuchungen nötig, etwa, inwieweit sich Mikroorganismen oder Algen in den Wärmetauscher setzen. Erforderlich sind auch eine wasserrechtliche Erlaubnis und ein biologisches Gutachten. Als Lage bietet sich ein Ort in der Nähe des Freizeitbads an. Dort ist bereits ein Fernwärmeanschluss, der aber erweitert werden müsste.

Eine Anlage von 20 Megawatt kann 3500 Haushalte mit Wärme versorgen

„Technisch ist eine Flusswasserwärmepumpe gut umsetzbar“, verweist Patrick Dorawa auf bereits in Deutschland betriebene Flusswasserwärmepumpen. In Mannheim gibt es eine Anlage mit einer von 20 Megawatt, die 3500 Haushalte mit Wärme versorgen kann und die rund 15 Millionen Euro gekostet hat. Der Bund hat die Finanzierung gefördert.

Die Stadtwerke sind nach Paragraf 32 des Wärmeplanungsgesetzes verpflichtet, einen Transformationsplan zu erstellen. Wenn die internen Abstimmungen erfolgt sind, soll das Ergebnis voraussichtlich ab Februar 2025 im Geesthachter Hauptausschuss präsentiert werden.

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Generell geht Patrick Dorawa von deutlichen Kostensteigerungen bei fossilen Energieträgern aus. Er empfiehlt aber, nichts zu überstürzen, wenn die alte Gasheizung noch läuft, sondern die Planungen der Kommune abzuwarten.