Geesthacht. Die Politik hält an der Radstation in der Tiefgarage Berliner Straße fest. Auch Leihfahrräder und Reparaturservice scheinen möglich.

 

Seit mehr als zwei Jahren beschäftigen sich Geesthachts Politik und Verwaltung mit einer Fahrradstation am ZOB. In der Tiefgarage unterhalb der Sporthalle an der Berliner Straße soll die Servicestation eingerichtet werden. Doch die Kosten, die sich von 335.000 Euro auf 1,3 Millionen Euro fast vervierfacht hatten, drohten den Plänen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Nun könnte doch noch Bewegung in die Sache kommen.

Denn von der Idee einer zentralen Fahrradstation sind Teile der Stadtpolitik und auch die Verwaltung weiterhin überzeugt. Möglich scheint nun sogar eine umfangreiche Lösung: „Ich möchte für die Station an der Berliner Straße werben“, sagte Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze im Bauausschuss der Stadt. Dabei soll die Servicestation mehrere Komponenten umfassen. Geplant sei ein Reparaturservice, in dem Angestellte der Lebenshilfe oder der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) arbeiten.

Bergedorfer Straße: Einkäufe per Lastenrad nach Hause fahren lassen

Denkbar sei außerdem, Leihfahrräder in der Tiefgarage unterzubringen. Und: Auch ein Einkaufsservice mit Lastenrädern für die Bergedorfer Straße scheint möglich. Wer in der Bergedorfer Straße Einkäufe erledigt, soll sich diese noch am selben Tag per Lastenrad nachhause transportieren lassen können, wie Schulze erklärt. „Das wäre ein sinnvolles Gesamtkonzept. So wird die Attraktivität des ZOB und der Einkaufsstraße erhöht.“

Dass die Servicestation eine wichtige Komponente ist, sehen auch Geesthachts Grüne so. „Wir haben einen Bedarf an Fahrradmechanikern in der Stadt“, sagt Gerhard Boll. Es sei schwierig, Reparaturtermine zu bekommen. „Dass man während des Einkaufs sein Rad reparieren lassen kann, wäre für die Stadt etwas sehr, sehr Positives“, so Boll. Aktuell stehen am Rande des zentralen Busbahnhofs zwölf Fahrradboxen, wovon neun dauerhaft vermietet sind. Dort können Fahrradfahrer ihr Rad einschließen, aber nicht reparieren lassen.

CDU: Reaktivierung der Bahnstrecke macht Station überflüssig

Weniger angetan ist hingegen die Geesthachter CDU. „Wir begrüßen es, dass der Radverkehr in Geesthacht gefördert werden soll“, sagt Alexander Streiber. Hinter der Fahrradstation an der Berliner Straße stehe man jedoch nicht. „Das Projekt ist unflexibel und mit hohen Kosten verbunden“ sagt Streiber. Beachtet werden müssten nämlich nicht nur die Sanierungs- und Umbaukosten, sondern auch das Geld, das später für das Personal aufgewendet werden müsste.

In den Überlegungen der CDU spielt die mögliche Reaktivierung der Bahnstrecke Geesthacht-Hamburg eine gewichtige Rolle. Fahren nämlich bald wieder Züge Richtung Hamburg, wäre das teure Projekt nicht mehr so gefragt, da die Verkehrswege der Bürger andere seien.

Ungenutzte Tiefgarage verursacht seit Jahren Kosten

Doch dass es den Bahnanschluss zeitnah gibt, hält Bürgermeister Schulze für unwahrscheinlich. „Ich glaube nicht, dass das in den nächsten ein, zwei, drei, vier, fünf Jahren passieren wird. Daher sollten wir den Fahrradverkehr und den ÖPNV stärken und an dem Konzept festhalten“, sagt Schulze.

Bürgermeister Olaf Schulze vor dem alten Bahnhof Geesthacht. Dass der Bahnanschluss zeitnah kommt, glaubt er nicht.
Bürgermeister Olaf Schulze vor dem alten Bahnhof Geesthacht. Dass der Bahnanschluss zeitnah kommt, glaubt er nicht. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Dass die Tiefgarage an der Berliner Straße auch in ihrem jetzigen Zustand Kosten verursache, betonte die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister. „Wir bauen ja nicht auf einmal eine Tiefgarage“, sagt sie. Vielmehr würde diese seit 20 Jahren ungenutzt Kosten verursachen. 

Bis zu 725.000 Euro Fördermittel für Radstation

Dass Geesthacht Fördermittel aus verschiedenen Töpfen für die Realisierung bekommt, scheint wahrscheinlich. Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) stellte im Geesthachter Bauausschuss einen möglichen Fahrplan vor. Demnach könnte die Stadt 250.000 Euro aus dem Sonderprogramm „Stadt und Land“ vom Bund erhalten. Weitere 50.000 Euro für die Teildeckung der Mehrkosten scheinen möglich. Für sehr wahrscheinlich hält die Verwaltung die Zusage von 150.000 Euro von der Aktiv Region, dazu könnten noch 275.000 Euro von der Metropolregion kommen. Heißt: Insgesamt könnte Geesthacht mit 725.000 Euro an Fördermitteln bedacht werden.

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Einen Alternativvorschlag brachte die CDU in den Ausschuss ein. Die Christdemokraten wollten die zwölf Fahrradboxen an der Turnhalle kontinuierlich dem Bedarf anpassen. Zudem setzten sie sich für eine Bedarfsanalyse ein, um zu ermitteln, wo dezentrale weitere Boxen aufgestellt werden könnten. Der CDU-Antrag wurde bei einem Gleichstand von Ja- und Nein-Stimmen abgelehnt. Stattdessen wurde der Vorlage der Stadtverwaltung mit sechs zu fünf Stimmen befürwortet. Solange es keine Zusage für die Fördermittel gibt, ist das Projekt mit einem Sperrvermerk versehen.

Fahrradboxen am Geesthachter ZOB kosten 2,50 Euro pro Tag

Wie die Nutzungsgebühren der einzelnen Angebote aussehen könnte, steht derweil noch in den Sternen. Derzeit stehen zwölf abschließbare Boxen vor der Sporthalle. Neun sind dauerhaft belegt, zumeist gemietet für die Dauer von mehreren Monaten bis zu einem Jahr. Die Boxenmiete ist möglich über die Internetseite bikeparkbox.de, die Kosten liegen bei 2,50 Euro am Tag, 7,98 Euro in der Woche, 15 Euro pro Monat oder 98,55 Euro im Jahr. Die sechs ebenerdigen Boxen bieten eine Lademöglichkeit fürs E-Bike.

Das Projekt nach dem Vorbild der Radstation am Bahnhof Bergedorf wird seit Juni 2022 vorangetrieben. Damals hatte der Bauausschuss den Ausbau der ehemaligen Tiefgarage zu einer Radstation mit Werkstatt beschlossen. Sie soll etwa 120 Fahrräder aufnehmen. Vorplanungen hatten ergeben, dass ein zweiter Fluchtweg fehlt, Toiletten nicht barrierearm sind und die Ausgestaltung der Werkstatt umfassender ausfallen müsse.