Dassendorf. 3:1 gegen den Niendorfer TSV: Welche taktischen Tricks Fußball-Oberligist TuS Dassendorf nach dem Trainerwechsel so stark machen.

Es war die erhoffte Demonstration der Stärke, mit der sich die TuS Dassendorf beim 3:1-Erfolg im Heimspiel gegen den Niendorfer TSV im Titelkampf der Fußball-Oberliga zurückmeldete. Wenige Tage nach der Freistellung des Trainers Thomas Seeliger präsentierten sich die Schleswig-Holsteiner wie aus einem Guss. Unter der Leitung von Interimscoach Mirko Petersen gelang die erhoffte Wende. „Es ist noch nicht vorbei. Wir geben noch lange nicht auf“, erneuerte Petersen hinterher seine Kampfansage in Richtung Spitzenreiter Altona 93, der allerdings ebenfalls mit 5:1 beim HSV III gewann. Es bleibt daher bei neun Punkten Vorsprung für die Hamburger.

Doch diese Dassendorfer können im weiteren Saisonverlauf sicherlich noch für so manchen Paukenschlag sorgen. Kristof Kurczynski (36.) und Sven Möller (42.) trafen jeweils per Kopf zur 2:0-Pausenführung. Nachdem TuS-Keeper Christian Gruhne einen Foulelfmeter von Daniel Brückner pariert hatte (59.), erhöhte Fabian Graudenz auf 3:0 (74.), bevor die Niendorfer durch Ibrahim Ali noch zum Ehrentreffer kamen (87.).

Fußball-Oberliga: TuS Dassendorf zurück in der Erfolgsspur

So war es eine Partie, die viele Helden kannte. Doch der entscheidende Mann an diesem Nachmittag war ein ganz anderer: Hamajak Bojadgian. „Er hat ein überragendes Spiel gemacht. Er war unser Matchwinner“, lobte Petersen den 28-jährigen Verteidiger mit armenischen Wurzeln. Im Sommer war Bojadgian vom Staffelkonkurrenten ETSV Hamburg an den Wendelweg gewechselt. Zu einem Einsatz in der Startelf hatte es für ihn unter Seeliger allerdings nie gereicht. Nun durfte er erstmals von Beginn an ran und war gleich der Schlüssel zum Erfolg. Der Trainerwechsel war für Bojadgian ein Wechsel ins Glück.

Torhüter Christian Gruhne (Foto) parierte einen Elfmeter von Daniel Brückner und hielt so den Sieg für die TuS Dassendorf fest.
Torhüter Christian Gruhne (Foto) parierte einen Elfmeter von Daniel Brückner und hielt so den Sieg für die TuS Dassendorf fest. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Die ganze Woche über hatten sie sich in Dassendorf Gedanken gemacht und die taktischen Kniffe ausbaldowert, die dann gegen Niendorf komplett aufgingen. Petersen wird dabei nicht nur von den als Co-Trainern fungierenden TuS-Kapitänen Martin Harnik und Rinik Carolus beraten, sondern auch von Sportchef Jan Schönteich. Zudem gehören auch Torwart-Trainer Stanislaw Lenz und Athletik-Coach Hans-Joachim Ohle zum Team an der Seitenlinie.

Die ersten beiden Dassendorfer Treffer waren im Training einstudiert

Viel fußballerische Kompetenz, die vor allem allem zwei Ansatzpunkte fand. Da war zum einen die Chancenverwertung. Wieder und wieder regneten Flanken beim Training am Dienstag und Donnerstag in den Strafraum. „Wir wollen eine starke Besetzung in der Box mit großen, kopfballstarken Spielern haben“, legt Petersen noch mehr Wert aufs Körperliche als sein Vorgänger. Das zahlte sich gleich doppelt aus: Denn sowohl das 1:0 durch Kurczynski als auch das 2:0 durch Sven Möller fielen per Kopf. Okan Kurt und Len Aike Strömer hatten dafür jeweils maßgenaue Flanken auf den ersten Pfosten geschlagen.

Der andere Punkt betraf Umstrukturierung der Abwehr. Dafür verhalf Petersen Hamajak Bojadgian zu seinem Startelf-Debüt, allerdings in ungewohnter Rolle. „Die Idee hatten wir schon am Dienstag. Am Donnerstag habe ich ihm dann gesagt, dass er spielt“, verrät Petersen. Bojadgian durfte als „Sechser“ vor der Abwehr ran. „Dort braucht es als Abräumer so einen kleinen Drecksack wie früher bei den ,Elstern‘ Mucki Pinz“, sagt Petersen. „,Hamo‘ war auch in den vergangenen Wochen schon nah dran an der Startelf. Er ist in der Lage, sowohl in der Luft als auch am Boden viele Duelle zu gewinnen.“

Bojadgian wird „Knochen“ genannt, weil er schon häufig großes Verletzungspech hatte

„Knochen“ wird Hamajak Bojadgian in der Mannschaft genannt, nicht nur, weil der 28-Jährige auf dem Feld weder sich noch die Gegenspieler schont, sondern auch, weil er so verletzungsanfällig ist. Mit 19 Jahren erlitt der Defensivspezialist 2016 einen Kreuzbandriss und Meniskusabriss im rechten Knie. Es war das Ende seiner Hoffnungen auf eine Profi-Karriere. Bojadgian spielte damals in der Regionalliga unter Trainer Thomas Seeliger bei Eintracht Norderstedt.

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Er kämpfte sich nach monatelanger Verletzungspause zurück und erlebte am 13. August 2018 unter Seeliger-Nachfolger Dirk Heyne einen der großen Höhepunkte seiner Karriere, als er mit Eintracht Norderstedt im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten VfL Wolfsburg spielte. Über 90 Minuten ließ Bojadgian gegen Ex-Nationalspieler Mario Gomez kaum etwas zu, die Norderstedter unterlagen am Ende nur knapp mit 0:1. Ein weiteres DFB-Pokalspiel folgte 2021 gegen Hannover 96 (0:4), bevor der Verteidiger 2023 zum ETSV Hamburg wechselte, wo er nach guter erster Saisonhälfte zum Schluss keine Rolle mehr spielte.

Der Neuanfang bei der TuS Dassendorf ist geglückt, das was kommt nun?

Nun also wieder ein Neuanfang bei der TuS Dassendorf. Leicht wird das nicht für Hamajak Bojadgian. Wenn in den kommenden Wochen die Verletzten zurückkehren, wird der Oberliga-Primus wieder mehr als nur drei einsatzfähige Feldspieler auf der Bank haben. Doch seine Chance, die hat er erst einmal genutzt.