Norderstedt. Der Abwehrspieler möchte den Aufwand in der Regionalliga nicht mehr leisten. Seine schönsten Erinnerungen an zehn Jahre in Norderstedt.
Wenn die Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt am 27. Mai ihr letztes Pflichtspiel in dieser Saison gegen den VfB Lübeck bestreiten, geht auch die Ära von Innenverteidiger Hamajak Bojadgian (26) zu Ende.
Zum letzten Mal wird der in Hamburg geborene Deutsch-Armenier im Dress der Garstedter im Edmund-Plambeck-Stadion auflaufen, bevor er zum designierten Oberliga-Aufsteiger ETSV Hamburg wechselt.
Eintracht Norderstedt: ETSV bekommt Wunschspieler
„,Hamo‘ ist unser absoluter Wunschspieler. Er wird der Chef der neuen Dreierkette“, sagt Jassi Huremovic (54), Trainer und Sportchef des ETSV. Und Bojadgian begründet seine Entscheidung so: „Ich gehe, weil ich den körperlichen Aufwand in der Regionalliga Nord auf diesem Niveau nicht mehr leisten möchte.“
Hauptgrund ist seine Verletzungsgeschichte. Ein Kreuzbandriss im linken Knie im Jahr 2016, ein Kreuzbandriss und ein Kreuzbandanriss im rechten 2018 sowie diverse mehr oder weniger langwierige Blessuren haben ihre Spuren hinterlassen.
„Sportlich hat ,Hamo‘ sehr viel für Eintracht geleistet“
„Wir verlieren einen intelligenten jungen Mann, der menschlich in der Kabine extrem wichtig war. Sportlich hat ,Hamo‘ sehr viel für die Eintracht geleistet. Seine Beweggründe sind verständlich. Aber sein Abgang schmerzt und wird eine große Lücke hinterlassen“, sagt Chefcoach Olufemi Smith. Wie groß diese Lücke ist, verdeutlich ein Blick auf Hamajak Bojadgians Dekade bei der Eintracht.
Der Innenverteidiger mit dem Gardemaß von 1,91 Metern verteidigte für die Norderstedter 102-mal in der Regionalliga Nord, 25-mal im Lotto-Pokal und zweimal DFB-Pokal (zehn Tore, fünf Vorlagen) auf hohem Niveau – und war zudem ein Gesicht des Teams.
Regionalliga-Debüt am 18. Februar 2015
Angefangen hat alles im Sommer 2013, als Bojadgian von der U 17 des DSC Hanseat in die U 19 von Eintracht Norderstedt wechselte. Nach dem Sprung in die von Thomas Seeliger trainierte Regionalliga-Herrenmannschaft war es dann am 18. Februar 2015 soweit. Im Heimspiel gegen Hannover 96 II debütierte er unter kuriosen Umständen.
„Ich sollte nicht spielen. Doch mehrere Jungs waren krank geworden, also stand ich in der Anfangself. Mir ist das Herz fast in die Hose gerutscht. Damals boykottierten die 96-Ultras die erste Mannschaft, haben stattdessen das zweite Team unterstützt. Das Edmund-Plambeck-Stadion war voll mit Auswärtsfans. Aber ich habe alles gegeben, und es hat geklappt.“
Kreuzbandrisse prägen die Jahre 2016 und 2018
Die Eintracht siegte 3:0 – und der Abwehrspieler hatte seine Visitenkarte abgegeben. Es folgten die von den Kreuzbandrissen geprägten Jahre 2016 bis 2018. Aber Bojadgian kämpfte sich nach den schweren Verletzungen stets zurück: „Ich hatte immer genug Motivation in mir, habe mir das Vertrauen in meinen Körper immer wieder erarbeitet.“
Den Hamburger Pokalsieg 2016 gegen Altona 93 (4:1 nach Verlängerung) feierte er am Spielfeldrand mit, 2017 (2:1 gegen die SV Halstenbek-Rellingen nach Verlängerung) stand er selbst auf dem Platz.
Im DFB-Pokal hat er Mario Gomez gut im Griff
So wie auch am 13. August 2017 im ausverkauften Edmund-Plambeck-Stadion in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den VfL Wolfsburg. Sein Gegenspieler: Nationalstürmer Mario Gomez. „Der hat schon nach zwei Minuten aus 30 Metern gefährlich auf unseren Kasten geschossen. Da dachte ich mir, auf den passe ich jetzt genauer auf“, erinnert sich Bojadgian lachend.
Gomez erzielte kein Tor, aber Wolfsburgs Ignacio Camacho köpfte nach 60 Minuten zum dünnen Wolfsburger 1:0-Sieg ein. „Ich ziehe Jan Lüneburg bis heute damit auf, dass er ihn nicht gedeckt hat, obwohl er für ihn zuständig war“, so Hamajak Bojadgian.
Hamajak Bojadgian lobt seine Trainer in Norderstedt
Über seine Trainer in Norderstedt sagt er viel Gutes. Thomas Seeliger wird er „immer dankbar sein, dass er mir als jungem Spieler vertraut hat“. Dirk Heyne preist er als „riesige Autorität“, Jens Martens als „Motivationsmaschine“ und Olufemi Smith als „Taktikfuchs“.
Obwohl der künftige Finanzbeamte Bojadgian mal sagte, er stehe nicht auf Veränderungen, stellte er sich stets in den Dienst der Mannschaft – und in der letzten Viertelstunde des Lotto-Pokalspiels beim SC Nienstedten am5. November 2021 sogar ins Tor.
Eintracht Norderstedt: Im Lotto-Pokal hütet „Hamo“ das Tor
Nach der Verletzung von Lars Huxsohl war kein Ersatztorwart verfügbar. „Ich habe geholfen, unser 3:1 über die Runden zu bringen. Eine Karriere als Keeper strebe ich aber bis heute nicht an“, beteuert Bojadgian.
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Dies wäre für seinen Vater auch schwierig zu verkraften. Denn der tigert bei Eintracht-Heimspielen hinter der Seitenbande oft auf Höhe seines Sohnes hin und her. „Künftig wird er beim ETSV Hamburg dabei sein, er wird sich nicht mehr ändern.“
„Ich werde alles und alle hier vermissen“, sagt er zum Schluss. „Aber noch bin ich da. Wir können 56 Punkte holen und damit die beste Saison der Clubgeschichte spielen. Das wäre ein toller Abschied.“