Geesthacht. Ganz oder gar nicht: Traglufthalle fällt durch, Stadt setzt weiter auf Neubau und 16 Millionen Euro Bauzuschuss. Gibt es den?.
Steht die Errichtung einer Schwimmhalle im südlichen Teil des Kreises Herzogtum Lauenburg vor dem Aus? Die Stadt Geesthacht hält jedenfalls an ihren ursprünglichen Plänen fest, beim Freizeitbad für rund 23 Millionen Euro ein Hallenbad zu bauen. Alternativ dazu, eine provisorische Traglufthalle in den Wintermonaten auf- und wieder abzubauen, stieß im Hauptausschuss auf wenig Gegenliebe. Stattdessen erinnerten die Kommunalpolitiker ihre Kollegen im Kreistag an die Zusage für einen Bauzuschuss in Höhe von 16 Millionen Euro.
Ganz oder gar nicht – das war der nahezu einhellige Tenor der Sitzung. „Der Kreis ist damit angekommen, dass wir ein Hallenbad brauchen“, erinnerte Christoph Hinrichs von der Wählervereinigung BfG an den Ablauf. Erst mit der Aussicht auf die 16 Millionen Euro (Kreistagsbeschluss im September 2023) hatte Geesthacht überhaupt seinen Hut in den Ring geworfen, sich als Standort zu bewerben und sich dabei gegen Schwarzenbek durchgesetzt.
Geesthacht pocht auf Zusage des Kreistags
Doch als Bürgermeister Olaf Schulze und Markus Prang von den Wirtschaftsbetrieben Geesthacht, dem Freibad-Betreiber, Ende Juli in Verhandlungen mit Landrat Christoph Mager traten, hatte sich die Verhandlungsgrundlage geändert. Die finanzielle Lage des Kreises gebe laut Mager eine einmalige Zahlung nicht her, berichtete Olaf Schulze von den Gesprächen.
Stattdessen will Ratzeburg die 16 Millionen Euro in Raten zahlen, Geesthacht müsste also zunächst einen Kredit aufnehmen. Doch das gehe auch nicht, denn: „Mit Schulen, Feuerwehr, Kitas und Straßen stehen auch wir vor großen Investitionen“, verwies Schulze.
Volle Kostenübernahme für Traglufthalle gefordert
Der Bürgermeister präsentierte dem Hauptausschuss alternativ die Errichtung einer sogenannten Traglufthalle, die anders als ein Hallenbad nur Vereinen und Verbänden und nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stünde. Die aufblasbare Halle würde für sechs Monate über dem Schwimmerbecken des Freibades errichtet und wäre durch einen beheizbaren Gang mit den Umkleidekabinen verbunden.
Doch ganz so einfach wäre es nicht, weil das Becken keine quadratische Form hat, über die eine Halle aufgestellt werden könnte. „Wir müssten das Schwimmerbecken umbauen, einen Teil des Bodens für den Schwimmunterricht erhöhen und den Sprungturm verschieben“, erläuterte Schulze. Kostenpunkt dafür: fünf Millionen Euro. Dazu kämen jährlich 700.000 Euro für den Betrieb und den Auf- und Abbau. „Aus unserer Sicht wäre das alles aber komplett vom Kreis zu bezahlen“, so Schulze, der sich für ein Festhalten am Neubau aussprach.
Kreistag „dilettantisch“ und „unprofessionell“
Die SPD äußerte ihre große Enttäuschung über die Entwicklung und erinnerte daran, dass es sich bei dem Hallenbad um ein Wahlversprechen der CDU im Kommunalwahlkampf gehandelt habe. „Wir sollten standhaft bleiben und nicht versuchen, jetzt die Scherben für den Kreis zusammenzukehren“, sagte der Hauptausschussvorsitzende Michael Fiebig (SPD).
Auch vom Ortsverband der Grünen kam scharfe Kritik, obwohl ihre Kreiskollegen zusammen mit der CDU für das Hallenbad gestimmt hatten. „Dilettantisch und unprofessionell“ nannte der Fraktionsvorsitzende Ali Demirhan den Kreistagsbeschluss. „Stattdessen haben sie alle wild gemacht“, so Demirhan.
Landrat soll nach Geesthacht kommen
Die Geesthachter CDU sprach sich derweil für die Traglufthalle samt vollständiger Kostenübernahme aus und fiel ihren Parteifreunden damit nicht gänzlich in den Rücken. Dabei habe es sich um keinen einhelligen, aber einen mehrheitlichen Fraktionsbeschluss gehandelt, so Christin Ischdonat. „Schuldzuweisungen bringen kein Kind zum Schwimmen (Ausgangspunkt des Vorhabens, die Red.). Aber auch für uns haben andere Investitionen Vorrang“, erklärte Ischdonat.
Auch interessant
- Krankenhaus Geesthacht: „Weihnachten weiß die Belegschaft, wohin die Reise geht“
- Geesthacht: Macht mein Arzt weiter? Insolvenzantrag verwirrt Patienten
- Polizei Geesthacht: Streit am Busbahnhof eskaliert – am Ende fließt Blut
Letztlich stimmten SPD und Grüne dafür, zunächst noch einmal selbst den Landrat im Geesthachter Hauptausschuss zum Thema anzuhören, mit dem Hinweis, dass der Neubau mehrheitlich Geesthachts Präferenz genießt. Die CDU enthielt sich, die BfG war dagegen. Der Bau eines Hallenbades scheint damit jedenfalls in weite Ferne gerückt zu sein.