Geesthacht. Kreis stellt seine Zusage über 16 Millionen Euro für den Bau infrage. Nun kramt die Stadt offenbar eine alte Idee aus der Schublade.
Die Pläne für den Bau eines Hallenbades in Geesthacht klangen zu schön, um wahr zu sein: Mit der Zusage des Kreises für einen Baukostenzuschuss über 16 Millionen Euro hätte die Stadt eine Schwimmhalle mit sechs Bahnen zuzüglich Bewegungsbecken und Kleinkindbereich gebaut. Genutzt werden sollte es sowohl von Schulen und Vereinen für den Schwimmunterricht sowie von der Öffentlichkeit. Doch diese Pläne sind nun vom Tisch, stattdessen kramt Geesthacht wohl eine alte Geschichte aus der Schublade.
Wenn sich der städtische Hauptausschuss am Donnerstag, 17. Oktober (18 Uhr, Ratssaal im Rathaus), erneut mit dem Thema befasst, wird ein alternatives Konzept vorgestellt werden. „So viel vorweg: Es weicht, um Kosten zu sparen, sowohl in der Bauart als auch im Betriebskonzept von der ursprünglichen Idee der Stadt Geesthacht ab“, teilt Bürgermeister Olaf Schulze auf Anfrage mit.
Neubau eines Hallenbades in Geesthacht ist wohl vom Tisch
In Teilen der Politik, sowohl im Kreis als auch in der Stadt, hat es aber bereits die Runde gemacht, wobei es sich dabei handeln soll: eine sogenannte Traglufthalle, also eine aufgeblasene elastische Hülle. Diese würde in fünf Wintermonaten über dem Schwimmerbecken des Freizeitbades aufgestellt und anschließend wieder abgebaut werden. Eine solche Idee stand bereits vor der Sanierung des Geesthachter Freibades im Raum, wurde damals aber verworfen. Im Badepark Elmshorn steht seit Jahren eine Traglufthalle.
Weitere entscheidende Abweichung vom Ausgangskonzept: Nach Informationen unserer Redaktion soll es dann auch keine Nutzung für die Öffentlichkeit mehr geben. Wie die Geesthachter Stadtpolitik darauf reagiert, ist offen. Denn auch diese Lösung ist wohl nicht ganz billig. Dem Vernehmen nach sollen die Betriebskosten für fünf Monate im hohen sechsstelligen Bereich liegen.
Kreis stellt seine Zusagen wieder infrage
Doch wie kam es zu der Kehrtwende nach den Gesprächen von Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze und Markus Prang von den Wirtschaftsbetrieben Geesthacht als Freizeitbad-Betreiber mit Landrat Christoph Mager? „In den Gesprächen wurde deutlich, dass der Kreistag offenbar seine bisherigen Ankündigungen zur Übernahme von Kosten infrage stellt“, so Olaf Schulze.
Im September 2023 hatte der Kreistag beschlossen, dass der Kreis Herzogtum Lauenburg für den Bau einer Schwimmhalle 16 Millionen Euro zur Verfügung stellt und gegebenenfalls auch anteilig die Betriebskosten übernimmt. Damit sollte vorrangig die Schwimmausbildung im Südkreis verbessert werden. Ein Hallenbad im Südkreis war bei der Kommunalwahl ein Versprechen der CDU, die in Ratzeburg mit den Grünen eine Koalition bildet.
Geesthacht hatte Schwarzenbek ausgestochen
Als Standort beworben hatten sich Schwarzenbek und Geesthacht. Die Wahl fiel im Juni 2024 auf Geesthacht, weil ihr Konzept mehr Vorteile bot (unter anderem Mitnutzung der Freibad-Infrastruktur, Öffnung für die Öffentlichkeit). Geesthacht war sogar bereit, bis zu sieben Millionen Euro an Investitionen selbst zu übernehmen. Angedacht war die neue Schwimmhalle im Bereich des jetzigen Eingangsbereichs und der Umkleiden vom Freizeitbad.
„Wir haben zehn Prozent der 16 Millionen Euro als Planungskosten im aktuellen Nachtragshaushalt. Der Rest muss noch erst eingestellt werden. Den Haushalt 2025 hat die Politik noch gar nicht diskutiert“, sagt Christoph Mager, der der Kreisverwaltung vorsteht. Der Landrat sagte aber auch, „dass wir die 16 Millionen gerne über ein paar Jahre strecken würden“.
Finanzielle Lage des Kreises verhindert Investition in dieser Größe
Hintergrund: Die Kommunalaufsicht von Schleswig-Holstein hat dem Kreis schon 2024 zur Auflage gemacht, sechs Millionen Euro an Investitionen aus dem aktuellen Haushalt herauszustreichen. „Da können sich beide Seiten (Kreisverwaltung und Geesthacht, die Red.) ausrechnen, dass 16 Millionen Euro nicht durchgehen werden. Zumal eine Schwimmhalle eine freiwillige Leistung ist“, erläutert Norbert Brackmann, der CDU-Fraktionsvorsitzende in Ratzeburg.
Er selbst könnte sich eine Kreditfinanzierung oder eine Public-Private-Partnership wie beim Bau des Schwarzenbeker Gymnasiums vorstellen, damit die 16 Millionen-Euro-Variante doch noch realisiert werden kann. Aber zunächst sei erstmal Geesthachts Politik am Zug und muss entscheiden, ob sie unter den neuen Gegebenheiten überhaupt weiter im Rennen bleiben will.
Kaum Chance auf Übernahme der Betriebskosten
Denn auch bei der anteiligen Übernahme der Betriebskosten gab es für Geesthacht aus Ratzeburg schlechte Nachrichten. „Eine Übernahme halte ich für schwer darstellbar, weil dann alle Schwimmbad-Betreiber Kostenbeteiligungen haben wollen würden“, gibt Landrat Mager zu bedenken.
Für Norbert Brackmann wäre eine Traglufthalle persönlich nicht die Lieblingsvariante. „Aber es muss immer auch finanzierbar sein. Wir wollten mehr für die Schwimmfähigkeit von Kindern machen und wenn es nicht anders geht, geht es nicht anders“, sagt Norbert Brackmann.
SPD pocht auf Einhaltung der Zusagen
Wenig begeistert von der neuen Entwicklung ist derweil Geesthachts SPD. „Wir erwarten, dass der Kreistag seine Zusagen aus dem Interessenbekundungsverfahren einhält. Unter diesen Bedingungen haben wir der erfolgreichen Bewerbung Geesthachts zugestimmt. Die bauliche Lösung sollte, wie in dem Kreistagsantrag gefordert, nachhaltig sein. Das ist eine Traglufthalle nicht“, ergänzt die Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister.
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Während die Grünen im Kreistag die Entscheidung pro Hallenbad mitgetragen hatten, war die Geesthachter Fraktion deutlich zurückhaltender. Ihre Haltung: Ein Hallenbad sei ein (zu) großes finanzielles Abenteuer und andere Investitionen in der Stadt wichtiger.