Geesthacht. Buntes Treiben auf dem Erdmannshof in Krukow: Der Biolandbau zeigt, was er kann. Was Kinder statt einer Hüpfburg erwartet.

Denise Aariane Funke

Fans des Biolandbaus bekamen am vergangenen Sonnabend einen Schreck auf dem Geesthachter Wochenmarkt. „Am Samstag, 28. 9., sind wir nicht auf dem Markt“, stand auf einem Schild am Stand mit dem Biogemüse von Hedda Emmert. Das gilt auch für den Stand von Ute Voß, unter anderem mit preisgekröntem Käse.

Der Schreck währte nur einen Augenblick. Die Erklärung fand sich in Form eines kleinen Plakates direkt darunter: In Krukow gibt es an diesem Tag ein buntes Hoffest. „Wir freuen uns, den Hof einmal ausführlich vorzustellen“, sagt Hedda Emmert. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. „Weil es dann viel zu tun gibt, werden beide Verkaufsstände am 28. September nicht auf dem Geesthachter Wochenmarkt vertreten sein“, erklärt Ute Voß.

Hoffest statt Geesthachter Wochenmarkt – Biolandbaustände zeigen, was sie können

Ökoanbieter auf dem Geesthachter Wochenmarkt
Hedda Emmert steht mit dem Biogemüse vom Erdmannshof seit einem Jahr regelmäßig auf den Wochenmärkten. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Soziales unter einen Hut zu bringen: Dass es funktioniert, zeigt der Verein Bunter Erdmannshof ab 13.30 Uhr. Einen Tag lang können Besucher auf dem 170 Hektar großen Hof in Krukow an der Hauptstraße 21 erleben, was hinter dem im Jahr 2021 gegründeten Verein steckt und wie nachhaltige Landwirtschaft funktioniert.

Denn es gibt viel zu entdecken, so wie beispielsweise den Melkroboter, der für die 42 Milchkühe zuständig ist. Zu Gast sind Mitglieder der Rindergilde Geesthacht, deren Deutsch-Angus-Herde ganzjährig auf einer extensiv genutzten Weidefläche an der Steinrade bei Kollow steht, mit einem Vortrag.

Hüpfburg verpönt – die Kinder dürfen im Strohhaufen toben

Interessierte erfahren, wie Schwebfliegen und Schlupfwespen zur ökologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, das Hühnermobil lädt zur Besichtigung und vieles mehr, und Kinder toben mal nicht in der Hüpfburg herum, sondern zünftig im Strohhaufen. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt.

Der Hof ist seit über 150 Jahren im Eigentum der Familie Voß. Ute und Erdmann Voß übernahmen 1987 den landwirtschaftlichen Betrieb. Zunächst wurde der Hof konventionell bewirtschaftet. Ab Sommer 1990 begann der rein biologische Landbau und der Beitritt zum Bioland Verband.

Nachhaltigkeit auch auf ökonomischer und sozialer Ebene

So geht es zu auf dem Biohof Erdmannshof
So idyllisch kann es zugehen auf dem Erdmannshof. Hier wird viel Wert auf Tierwohl gelegt. © Erdmannshof | Erdmannshof

1991 wurden die Flächen als Umstellungsflächen anerkannt. Zeitgleich pachteten Hedda und Jörg Emmert Flächen des Hofes für die Gartenbaunutzung und traten ebenfalls dem Biolandverband bei. Für die Gärtnerei ist Familie Emmert zuständig. Die Landwirtschaft, Käserei und Fleischerei liegen wiederum in der Hand von Familie Voß.

2005 erfolgte der Wechsel zum Demeterverband. 2021 wurde der Verein Bunter Erdmannshof gegründet. Nachhaltigkeit ist den Gründern wichtig, nicht nur auf ökologischer, sondern auch auf ökonomischer und sozialer Ebene. „Mit dem Verein wollen wir ideelle Werte in den Köpfen der Menschen verankern“, sagt die Vorsitzende Ute Voß.

In Planung ist ein Naturkindergarten in einem umgebauten Bauwagen

So ist beispielsweise auch ein Naturkindergarten in Planung. In einem umgebauten Bauwagen sollen auf dem Gelände dann bis zu 16 Kinder betreut werden. Der Verein bietet aber auch regelmäßig Kurse und Vorträge an, auch zu neuen Trends wie der Fermentierung von Kimchi, ein asiatisches Pendant zu Sauerkraut. Das Wort stammt aus dem koreanischen und bedeutet fermentiertes Gemüse, es bekommt dann einen scharf-sauren Geschmack.

Beide Familien stehen kurz vor einem Generationswechsel. Jörg und Hedda Emmert haben drei Kinder und die Eheleute Voß fünf Sprösslinge. Beide Paare hatten Glück. Die Lust der Nachkommen auf Landwirtschaft ist geweckt, sie arbeiten bereits in den beiden Betrieben.

Der Voßsche Käse sahnt regelmäßig Preise ab

Der Voßsche Käse aus der hauseigenen Käserei sahnt regelmäßig ab. Auch in diesem Jahr wurde der Bockshornkleekäse vor Kurzem von der Landwirtschaftskammer im Lehr- und Versuchszentrums für Milchwirtschaft in Bad Malente ausgezeichnet. 16 verschiedene Käsesorten werden auf dem Erdmannshof in Krukow unter dem Demeter Siegel produziert. Neben den Milchkühen hält Familie Voß 200 Angusrinder und 225 Hühner.

In vielen Milchviehbetrieben ist es üblich, Kälber kurz nach der Geburt von der Mutter zu trennen. Auf dem Erdmannshof wird viel Wert auf Tierwohl gelegt. Deshalb gibt es auch eine muttergebundene Kälberaufzucht. Das bedeutet, alle auf dem Hof geborenen Kälbchen bleiben die ersten Monate – während der Milchphase – bei den Muttertieren.  Das Fleisch wird in der hauseigenen Fleischerei verarbeitet.

Die Öko-Stände sind auch auf dem Bergedorfer Wochenmarkt zu finden

Jeweils mittwochs und sonnabends ist der Demeter Käse- und Fleischstand auf dem Geesthachter Wochenmarkt zu finden. Seit etwa einem Jahr verkauft dort auch Familie Emmert ihr Biogemüse. Donnerstags sind beide Stände auf dem Wochenmarkt in Bergedorf zwischen CCB und Bahnhof. Auf dem dortigen Wochenmarkt freitags in der Chrysanderstraße steht bislang vom Erdmannshof nur der Käse- und Fleischstand der Familie Voß.

Die Entscheidung, die Produkte auch auf den Märkten zu verkaufen, sei gut gewesen, beteuern beide Seiten. Die Geesthachter als auch die Bergedorfer Marktgänger kaufen gern Produkte aus nachhaltigem Anbau und sind auch bereit für die gute Qualität ein paar Euro mehr zu zahlen.

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In der Biokiste sind Tomaten, deren Samen neu ausgesät werden können

Familie Emmert betreibt neben dem Verkaufsstand auf den Märkten auch eine Biokiste. Hier werden saisonale Gemüse und Obstsorten zusammengestellt und direkt an die Haushalte geliefert. Angebaut werden unter anderem viele alte Sorten. Die Tomaten sind beispielsweise samenfeste Sorten und können im Gegensatz zu den hybriden Sorten im heimischen Garten neu ausgesät werden. Informationen auf der Webseite bunter-erdmannshof.de.

Zum 31. Dezember 2022 bewirtschafteten in Schleswig-Holstein 967 landwirtschaftliche Betriebe insgesamt 77.561 Hektar. Der Anteil der ökologischen Betriebe an der Gesamtzahl landwirtschaftlicher Betriebe lag bei 8 Prozent, der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche bei 7,9 Prozent, informiert die Landesregierung. Der Anteil soll durch Fördermaßnahmen auf 14 Prozent steigen.