Lauenburg. Stapelhub für das „Johannisbollwerk“: Das Schiff mit vier Tanks wurde in der Hitzler-Werft gefertigt. Was es so besonders macht.

Es läuft gut für die Lauenburger Hitzler-Werft. Seit April 2021 führen Marek und Kai Klimenko das Traditionsunternehmen. Seitdem ziehen sie einen Großauftrag nach dem anderen an Land. Zu Jahresbeginn unterschrieben die beiden Geschäftsführer einen Vertrag mit der Hoyer Marine GmbH über den Bau einer neuen Bunkerstation für den Hamburger Hafen. Es ist der vierte Schiffsneubau, der unter der Regie der Klimenkos in Lauenburg entwickelt und gebaut wird. Parallel dazu wird auf der Lauenburger Werft aktuell am Forschungsschiff „Coriolis“ gebaut.

Unter dem Namen „Johannisbollwerk“ begannen noch im Februar die Arbeiten für die 30 Meter lange und acht Meter breite Plattform. Der sogenannte Stapelhub ist seit jeher eine wichtige Tradition für Schiffsbauer. Am Mittwoch, 28. August, wurde die Zeremonie in der großen Werfthalle von den Vertretern der Hoyer Marine GmbH und der Lauenburger Werft gefeiert. Läuft alles wie geplant, wird die Bunkerstation noch in diesem Jahr ihren Platz im Hamburger Hafen, genau gegenüber der Cap San Diego einnehmen.  

Lauenburger Hitzler-Werft feiert Stapelhub des neuen Bunkerschiffs

Auch für gestandene Schiffsbauer ist der Stapelhub eine aufregende Sache. Geht alles gut, hat das Schiff dann das erste Mal Wasser unter dem Kiel. Und wenn es sich dann noch um eine so große Bunkerstation handelt, sind gute Nerven gefragt. An zwei Kränen schwebte der Koloss über dem Wasser. Zentimeterweise ging er abwärts und landete schließlich passgenau im Wasserkanal der weit geöffneten Werfthalle.

Zentimeter für Zentimeter wird das Bunkerschiff zu Wasser gelassen.
Zentimeter für Zentimeter wird das Bunkerschiff zu Wasser gelassen. © Elke Richel | Elke Richel

Damit war die Anspannung von den beiden Werftchefs allerdings noch nicht ganz abgefallen. „Es kann immer noch ein paar undichte Stellen geben, die dann nachgearbeitet werden müssten“, erklärt Kai Klimenko. Nach der gründlichen Untersuchung hebt endlich einer der Arbeiter den Daumen. Alles dicht! Dann beginnt das eigentliche Spektakel: Gezogen von zwei Schleppern setzt sich das „Johannisbollwerk“ in Bewegung, dreht eine Runde und legt schließlich am Anleger vor der Werfthalle an. Die Bunkerstation tauscht den Platz mit dem Forschungsschiff „Coriolis“.

Arbeiter vertäuen die Bunkerstation „Johannisbollwerk“ an dem Anleger vor der großen Halle der Hitzler-Werft. 
Arbeiter vertäuen die Bunkerstation „Johannisbollwerk“ an dem Anleger vor der großen Halle der Hitzler-Werft.  © Elke Richel | Elke Richel

Bunkerstation kann auch alternative Schiffskraftstoffe aufnehmen

Der Name Bunkerstation rührt übrigens aus alter Schifffahrtstradition her. Früher wurden Dampfschiffe mit Kohlen aus dem sogenannten Bunker befeuert. Und so spricht man auch heute noch vom Bunkern, wenn Schiffe aufgetankt werden. Zunächst wird das „Johannisbollwerk“ normalen Schiffsdiesel aufnehmen – und zwar maximal so viel, wie in elf Tanklastzüge passt. „Wir haben die Bunkerstation aber so konzipiert, dass auch alternative Schiffskraftstoffe aufgenommen werden können“, sagt Thomas Hoyer, Gesellschafter der Hoyer Marine GmbH.

Das Hamburger Unternehmen betreibt weltweit Bunkerstationen sowie eine eigene Flotte von Bunkerschiffen. An das „Johannisbollwerk“ wird allerdings noch eine besondere Anforderung gestellt: Schon vom Erscheinungsbild her soll sich die Schiffstankstelle an das Hamburger Hafenambiente anpassen. Gleichzeitig gilt es aber, den vier Tanks, die jeweils 90 Kubikmeter Kraftstoff aufnehmen werden, den nötigen Raum zu geben. Auf einer Plattform mit einem Hallentrakt müssen außerdem Schmierfette oder Öle fachgerecht gelagert und abgegeben werden können.

Marek Klimenko, Thomas Hoyer und Kai Klimenko an Deck der neuen Bunkerstation (v.l.). 
Marek Klimenko, Thomas Hoyer und Kai Klimenko an Deck der neuen Bunkerstation (v.l.).  © Elke Richel | Elke Richel

Hafen- und Behördenschiffe werden im „Johannisbollwerk“ betankt

In der Hitzler-Werft wird das „Johannisbollwerk“ zudem dafür vorbereitet, später mit Photovoltaik-Technik ausgestattet werden zu können. Auch an eine Dachbegrünung der Bunkerstation wird laut Planung gedacht. Den Gedanken der Nachhaltigkeit mit innovativer Schiffstechnik zu verbinden, liegt den Klimenkos besonders am Herzen. Seit der Betriebsübernahme ist es ihr erklärtes Ziel, Schiffskonstruktionen mit innovativen, klimafreundlichen Antrieben auf den Markt zu bringen oder vorhandene Anlagen entsprechend umzurüsten.

Vor allem Hafen- und Behördenschiffe werden künftig von der neuen Bunkerstation aus betankt. Die Vorplanungen für den Neubau begannen im Frühjahr vergangenen Jahres durch die GUSPAF GmbH aus Duisburg, die sich auf die Sicherung von Gefahrgut auf dem Wasser spezialisiert hat.

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Nächster Großauftrag für Hitzler-Werft steht schon an

Für die Lauenburger Hitzler-Werft geht es gleich nahtlos weiter. Neben den Ausbauarbeiten am Forschungsschiff und der Bunkerstation steht schon der nächste Millionen-Auftrag an. Die mehr als 80 Jahre alte Fähre „Amt Neuhaus“, soll durch einen klimafreundlichen und zeitgemäßen Neubau ersetzt werden. Die Lauenburger Werft hat den Zuschlag bekommen.

Sieben Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert das Projekt mit 669.000 Euro. Die Lauenburger Spezialisten für innovative Schiffsantriebe haben mit ihrem Konzept überzeugt. Die neue Fähre wird mit einem Antrieb fahren, der mit Biomethan betrieben wird, was es so in Deutschland bisher nicht gibt. Die kreiseigene Mobilitätsinfrastruktur und -betriebs GmbH Lüneburg (MOIN) hat dafür den Auftrag erteilt.