Lauenburg. Marek Klimenko kletterte die Karriereleiter hoch. Jetzt führt er das Unternehmen mit seinem Sohn. Ihre Pläne für die Zukunft.

Marek Klimenko ist Schiffbauer mit Leib und Seele. Gelernt hat der 58-Jährige das berufliche Einmaleins in Gdansk, dem früheren Danzig. Anfang der 1980er-Jahre machte die polnische Werft weltweit Schlagzeilen, weil der Elektriker und Systemkritiker Lech Walesa dort die berühmte Gewerkschaft Solidarnoc gründete.

Als Walesa 1990 Staatspräsident von Polen wurde, machte sich Marek Klimenko von der polnischen Ostseeküste auf den Weg nach Deutschland und landete in Lauenburg. „In der Hitzler-Werft habe ich sofort eine Arbeit als Schleifer bekommen. Dafür bin ich noch heute dankbar“, erzählt er.

Vater und Sohn: Sie sind die neuen Chefs der Lauenburger Hitzler-Werft

Doch Marek Klimenko war ehrgeizig und das blieb in der Chefetage der Werft nicht lange unbemerkt. Seine Sporen verdiente er sich im Bereich Modellbau, als Konstrukteur, Projektleiter und schließlich als Leiter des Konstruktionsbüros.

Jüngst sorgte der in Lauenburg von Klimenko erdachte und in Cuxhaven gebaute Schlepper „ALP Guard“ (ehemals „Uranus“) für Schlagzeilen. Das 24.473 PS starke Spezialschiff war an der Befreiung der „Ever Given“ im Suez-Kanal beteiligt.

In jungen Jahren Chef: Den Ehrgeiz hat der Sohn vom Vater geerbt

Heute führt Marek Klimenko mit seinem Sohn Kai Klimenko (26) als geschäftsführender Gesellschafter die Lauenburger Werft.

Der Lauenburger Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann (CDU) gehörte im Februar zu den ersten Besuchern auf der Werft, gratulierte Marek und Kai Klimenko zum Eigentümerwechsel.
Der Lauenburger Bundestagsabgeordnete Norbert Brackmann (CDU) gehörte im Februar zu den ersten Besuchern auf der Werft, gratulierte Marek und Kai Klimenko zum Eigentümerwechsel. © Hitzler-Werft

Den Ehrgeiz und den Antrieb, immer dazuzulernen, hat der Sohn offenbar vom Vater geerbt. Den Diplomabschluss als Betriebswirt hat Kai Klimenko längst in der Tasche. Doch der Umgang mit den Zahlen des Unternehmens reicht ihm nicht. Für ein Zusatzstudium im Bereich Schiffsbau hat sich der Juniorchef bereits eingeschrieben.

Über acht Jahre lang suchte der ­72-jährige Franz C. Hitzler Nachfolger

Auch wenn sein Neustart in Lauenburg über 30 Jahre her ist, denkt Marek Klimenk oft daran. „Ich bin davon überzeugt, in einem anderen Unternehmen hätte ich diese Chance nicht erhalten“, sagt er: „Wir fühlen uns den Traditionen der Hitzler-Werft sehr verpflichtet und der Stadt Lauenburg verbunden.“

Über acht Jahre lang hatte der ­72-jährige Franz C. Hitzler versucht, die Werft in gute Hände abzugeben. Marek Klimenko erinnert sich an Investoren, die sich die Klinke in die Hand gaben: „Die einen wollten nur bestimmte Teile der Werft erhalten, die anderen hatten vor, auf dem Gelände Wohnungen zu errichten.“

Volle Auftragsbücher, aber auch eine tiefe Verbundenheit zur Region

Nach vielen schlaflosen Nächten und langen Gesprächen im Familienrat stand für Vater und Sohn fest: Sie nehmen die Geschicke des Lauenburger Traditionsunternehmens in die Hand. Für Franz C. Hitzler war diese Entscheidung sicher ein Glücksfall. Die Betriebsversammlung, in der die Neuigkeit verkündet wurde, werde er nie vergessen, sagt Marek Klimenko noch heute.

Die Corona-Krise treibt den neuen Firmenchefs bisher keine Sorgenfalten auf die Stirn. „Wir sind voll ausgelastet. Nachdem wir im vergangenen Jahr mehrere Großreparaturen und Umbauten realisiert haben, liegt der Fokus im Moment auf unserem Neubau“, sagt Marek Klimenko. Das ist eine Spezialanfertigung der besonderen Art: ein Planierschiff mit Hybridantrieb für die Hamburg Port Authority. Darauf sind Marek und Kai Klimenko besonders stolz: Schließlich liegt in solchen Antrieben die Zukunft der Schifffahrt.

Arbeiten am Ponton für die Forschungsplattform des Helmholtz-Zentrums

Und noch ein wissenschaftliches Projekt entsteht gerade auf der Lauenburger Werft: der Ponton für die Forschungsplattform des Helmholtz-Zentrums Geesthacht. Die Forscher erhoffen sich Erkenntnisse über Menge und Zusammensetzung von Stoffen, die aus der Tideelbe bis nach Tes­perhude gelangen.

Der krasse Gegensatz dazu: Auch die alte Fähre Siebeneichen liegt vor der Werfthalle. Das schwimmende Denkmal wird in der Hitzler-Werft auf Vordermann gebracht. Dazu hat der historische Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ vor der Werft wie immer sein Winterquartier bezogen. „Damit verdient man nicht das große Geld, aber solche Projekte sind unsere Möglichkeit die Verbundenheit mit der Region auszudrücken“, sagt Marek Klimenko.

Die Hitzler-Werft in Zahlen
Die Werft wurde 1885 von Johann Georg Hitzler gegründet. Zur Gründung kam es, weil die Gebrüder Paul und Ludwig Burmester eine Schifffahrtslinie auf der Elbe zwischen Lauenburg und Hamburg betrieben und dazu eine günstige Reparaturwerft suchten. Daher unterstützten die Brüder den Werftgründer Johann Georg Hitzler bei der Einrichtung eines Reparaturdocks.

15 Jahre nach Werftgründung wurde 1900 der erste Frachtdampfer für Matthias Burmester fertiggestellt.

Heute ist die Werft besonders für Spezialschiffe bekannt. Eisbrecher, Schlepper, Binnenschiffe oder Versorger von Bohrinseln – über 800 Neubauten liefen bisher hier vom Stapel.

50 fest angestellte Mitarbeiter arbeiten derzeit auf der Werft. Bei Großaufträgen kommen Subunternehmen verschiedener Gewerke zum Einsatz.