Schwarzenbek/Büchen. Zum Start ist unklar, ob die Buskapazitäten reichen, um alle Fahrgäste aus Schwarzenbek und Büchen nach Hamburg zu bringen.

Nun ist es soweit: Die Bahnstrecke Hamburg-Berlin ist ab Freitagabend, 16. August, gesperrt. Die Deutsche Bahn saniert die Strecke zwischen Hansestadt und Hauptstadt. Betroffen sind davon auch Bahnfahrende aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg. Die Sorge der Bahnkunden über Einschränkungen ist groß. Es gibt sogar Befürchtungen, dass zu den Hauptpendlerzeiten nicht alle Fahrgäste Platz in den Ersatzbussen finden. Alles Wichtige zur Sperrung und zum Ersatzangebot finden Sie hier.

Rund 30.000 Menschen nutzen die Verbindung zwischen Hamburg und Berlin, die von etwa 200 Zügen bedient wird – täglich. Pro Richtung rauscht im Normalfall tagsüber alle 30 Minuten ein ICE über die Schienen. Im Bahn-Deutsch ist deshalb von einem Hochleistungskorridor die Rede. Dieser ist zu 120 Prozent ausgelastet. „Da den Schienen durch die Dauerbelastung viel abverlangt wird, sind die Instandsetzungsmaßnahmen noch in diesem Jahr zwingend erforderlich“, weiß Henry Benedict. Er ist Leiter Technik Portfolio bei der DB für die Region um Hamburg.

Bahn Hamburg-Berlin: Diese Sperrungen sind geplant

  • 16. August bis 1. September: Totalsperrung Hamburg-Büchen
  • 1. September bis 2. Oktober: Eingleisige Sperrungen in wechselnden Abschnitten
  • 4. Oktober bis 7. Oktober: Totalsperrung Büchen und Schwarzenbek
  • 7. Oktober bis 30. Oktober: Eingleisige Sperrung in wechselnden Abschnitten
  • 30. Oktober bis 3. November: Totalsperrung Büchen-Schwarzenbek
  • 3. November bis 14. Dezember: Eingleisige Sperrungen in wechselnden Abschnitten
  • 8. bis 15. November sowie 27. November bis 4. Dezember: Totalsperrung im Zulauf auf Hamburg Hauptbahnhof

Ersatzbusse brauchen deutlich länger als der RE1

Was bedeutet das für die Bahnkunden aus Büchen, Schwarzenbek und dem restlichen Kreis Herzogtum Lauenburg? „Wir beschäftigen uns mit einer sehr dynamischen Situation, noch sind nicht alle Details bekannt“, sagte Carsten Werfel, zuständig für den Personenverkehr der Linie RE1 im Rahmen einer Info-Veranstaltung im Juli. Soviel ist klar: „Wir werden auf die Straße ausweichen.“

Hinweisplakate zur Sperrung des Schwarzenbeker Bahnhofs hängen bereits seit mehreren Tagen.
Hinweisplakate zur Sperrung des Schwarzenbeker Bahnhofs hängen bereits seit mehreren Tagen. © Marc Nasner | Marc Nasner

Das bedeute, dass sich Kunden auf längere Fahrzeiten einstellen müssen. „Der Zug ist im Regelfall deutlich schneller unterwegs als ein Bus. Die Straßenführung in der Region ist auch nicht von A nach B“, erklärte Werfel. Um den zeitlichen Mehraufwand zu ermitteln, verweist er auf die Online-Fahrplanauskunft. Dort soll beschrieben sein, welche Auswirkungen die Arbeiten in den jeweiligen Bauphasen haben.

Busfahrermangel führt zu ungewissem Angebot

Auf weitreichende Einschränkungen müssen sich laut Werfel Bahnkunden in der jetzigen Bauphase zwischen dem 16. August und dem 1. September einstellen. Die Strecke zwischen Hamburg und Hagenow Land ist gesperrt, ersatzweise fahren Busse. Vom 2. September bis zum 2. Oktober wird es Ersatzbusse zwischen Büchen und Hagenow Land geben. Zwischen Hamburg und Büchen sollen tagsüber Züge fahren. Indirekt betroffen sind die S-Bahnen zwischen Aumühle und Hamburg-Hauptbahnhof: Es werden deutlich mehr Fahrgäste erwartet.

Diese Bus-Ersatzlinien sind für den RE1 geplant

  • RE1X: Expressbus von Schwerin Hbf ohne Stop nach Wandsbek Markt
  • RE1A: Von Hagenow Land über Pritzier, Brahlstorf, Boizenburg, Büchen, Müssen und Schwarzenbek nach Hamburg-Bergedorf
  • RE1B: Von Büchen über Müssen und Schwarzenbek nach Hamburg-Bergedorf
  • RE1C: Von Büchen über Müssen und Schwarzenbek nach Wandsbek Markt (Nur in den Hauptverkehrszeiten)

Wie Carsten Werfel erklärt, gleichen sich die Ersatzlinien RE1A und RE1B in der Streckenführung. Zusätzlich Busse werden auf der Linie RE1B ab Büchen eingesetzt, da ab dort bis zum Hamburger Hauptbahnhof mit deutlich mehr Fahrgästen zu rechnen sei als in Mecklenburg-Vorpommern.

Ersatzbusse fahren ab Schwarzenbek in der Bahnhofsstraße an der Rückseite des Stellwerks ab. 
Ersatzbusse fahren ab Schwarzenbek in der Bahnhofsstraße an der Rückseite des Stellwerks ab.  © Marc Nasner | Marc Nasner

Für Irritationen bei einigen Pendlern sorgt, dass die Ersatzlinien RE1A und RE1B in Bergedorf bei der Abfahrtszeit nur fünf Minuten auseinanderliegen, sich dann aber 55 Minuten lang nichts tut. Wie Werfel erklärt, sei dies eine bewusste Entscheidung, da man verhindern wolle, dass der Bus bis nach Hagenow aus allen Nähten platzt und die kurze Linie kaum ausgelastet ist.

Bleiben Fahrgäste an der Haltestelle stehen?

Große Sorgen machen sich die Planer des Ersatzverkehres über die Kapazitäten im Busbereich. „Der Markt ist sehr, sehr angespannt“, sagt Carsten Werfel. Es sei schwierig, ausreichend Busse und Fahrer zu finden. „Da müssen wir dicke Bretter bohren.“ Bedeutet, dass möglicherweise nicht so viele Plätze wie in der Bahn angeboten werden können. Interessant dürften hier vor allem die ersten Werktage ab Montag, 19. August werden. Oder wie Werfel es ausdrückt: „Es kann am Anfang passieren, dass Angebot und Nachfrage nicht zusammenpassen.“

Heißt: Möglicherweise müssen Fahrgäste an der Station zurückgelassen werden. Durch das Deutschlandticket sei das Fahrverhalten der Kunden ungewisser geworden, da Einzelfahrten seltener erfasst werden. Allerdings gehen die Planer davon aus, dass in der Zeit der Bauarbeiten einige Bahnkunden auf das Auto umsteigen und deswegen weniger Menschen die Ersatzbusse nutzen.

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Fernverkehrszüge wie ICE und IC fahren während der Sperrung der Strecke Hamburg-Berlin von Hamburg südlich der Elbe entlang über Stendal und Salzwedel. Dadurch wird es eine Verzögerung von rund 45 Minuten geben. Außerdem fahren ICE dann nur noch stündlich statt halbstündlich, da das Streckennetz stark belastet ist.

Erneuert werden sollen in mehreren Bauphasen Schienen, Weichen und Oberleitungsanlagen. Wie Katrin Zumkier aus dem DB-Stakeholdermanagement sagt, sei überprüft worden, ob dies auch im Zuge der Generalsanierung im kommenden Jahr passieren könne. Allerdings sprechen sowohl gesetzliche Vorgaben als auch Personalkapazitäten bei der Bahn dagegen, da 2024 und 2025 deutschlandweit große Bauvorhaben anstehen.