Lauenburg. Kommt er, oder kommt er nicht? Fahrer sind krank oder überfordert. Nun zieht sich eine Firma sogar ganz zurück.
Die Probleme im öffentlichen Busverkehr und insbesondere im Schulbusverkehr haben sich seit Spätsommer verschärft. Zu Ausfällen von Bussen wegen Personalmangels kamen Ersatzfahrer, die Linien nicht kannten.
Insbesondere zwischen Lauenburg, Büchen und Schwarzenbek blieben morgens Schüler an Haltstellen stehen: Häufiger, weil Busse entfielen, gelegentlich aber auch, weil für erkrankte Kollegen eingesprungene Busfahrer eines Privatunternehmens Haltstellen, ja Dörfer ausgelassen haben. Eine Firma steigt zum Jahresende überraschend aus.
Problem mit Schulbussen: Wütende Eltern beklagen „Bus-Lotto“
Betroffene Eltern reagieren mit Verärgerung, teils Sarkasmus, manche sprechen von völlig neuen Arten von Glücksspielen: „Bus-Lotto, kommt er oder kommt er nicht?“ Die Deutsche Bahn als Konzernmutter der Autokraft wie auch der Kreis Herzogtum Lauenburg raten Busnutzern und besonders Eltern von Schülern, Vorsorge zu treffen. Sie sollten sich frühzeitig informieren, ob der gewünschte Bus den Tag wirklich fahrplanmäßig fährt.
Kommt er oder nicht? Das ist die Frage beim „Bus-Lotto“
Der Kreis als Auftraggeber für den Busverkehr hat es mit Reden versucht – mit der Autokraft und vor allem mit einem Privat-Unternehmen, das im Namen der Deutsche-Bahn-Tochter in der Region tätig ist. In anderen Teilen des Südkreises bewältigen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) die Schülerbeförderung.
Die Gespräche wie auch Kürzungen von Zahlungen brachten nicht den gewünschten Erfolg. Den Vertrag mit der Hamburger Firma Stambula Fahrservice zu kündigen, wurde zunächst von den Verantwortlichen verworfen. Die Furcht: Ohne Ersatz für den Schulbusverkehr würde eine Vertragskündigung die Situation nicht verbessern, sondern weiter verschärfen.
Nach Zuversicht 2020 herrscht jetzt Ernüchterung
Die Vertragsverlängerung mit der Autokraft 2020 über weitere zehn Jahre sowie die Einbindung des Anbieters Stambula, der Kauf neuer hochmoderner Busse wie auch der Betrieb zusätzlicher Fahrzeuge durch das Hamburger Busunternehmen als großer Fortschritt verkündet worden. Drei Jahre später folgt jetzt das vorzeitige Aus: Die Wege der Deutsche-Bahn-Tochter Autokraft und von Stambula trennen sich.
Die offizielle Sprachregelung: „Leider hat ein regionaler Partner aus der Region seinen Vertrag zum Jahresanfang 2024 mit uns gekündigt. Autokraft versucht, möglichst alle Fahrten selbst zu unternehmen oder an andere Partnerunternehmen zu vergeben“, sagt eine Bahnsprecherin.
Firmen suchen Busfahrer vermehrt im Ausland
Doch das gelingt nicht in vollem Umfang. Ein Problem trifft alle Unternehmen: Es gibt zu wenige Busfahrer. „Wir sind im engen Austausch mit dem Kreis als Aufgabenträger, um Lösungen für eine Verlässlichkeit für unsere Fahrgäste herzustellen“, so Autokraft.
Das Unternehmen hat bereits vor geraumer Zeit seine Bemühungen verstärkt, neues Personal zu gewinnen und auszubilden. Zudem wurden die Anstrengungen erhöht, im Ausland Busfahrer zu gewinnen.
Die Situation bei Stambula Fahrservice lässt sich derzeit nicht sicher klären, die Geschäftsführung sei in Urlaub. Die Probleme haben sich dem Vernehmen nach in jüngster Zeit im Schulbusverkehr jedoch deutlich verschärft. „Wenn zeitgleich zehn von 20 Busfahrern ausfallen, ist das nicht mehr auszugleichen.“
Zeitgleich zehn von 20 Fahrern ausgefallen
„Selbstverständlich setzt sich der Kreis dafür ein, dass die Probleme in der Schülerbeförderung behoben werden,“ versichert Landrat Dr. Christoph Mager. Die Kreisverwaltung stehe dazu im ständigen Austausch mit beauftragten Busunternehmen.
Wie die Kreisverwaltung verweist auch die Bahntochter Autokraft auf die Möglichkeiten, sich online über Busausfälle zu informieren oder auch per App. Weitere Infos im Internet unter dbregiobus.
Schulen werden über ausfallende Busse informiert
„Wenn es zu kurzfristigen oder absehbaren Fahrtausfällen kommt, bespielen wir die bekannten Fahrgastinformationen des HVV oder der DB“, teilt dazu die Pressestelle der Deutschen Bahn mit. Als zusätzlicher Service werden „Schulen schnellstmöglich informiert, wenn Schülerfahrten betroffen sein sollten“.
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Dies ist bereits vor den Herbstferien passiert, geschieht auch nach Ende der Ferien, bestätigt Gaby Hild. „Mittwoch hat der Unterricht wieder begonnen, ein Ausfall ist uns danach wieder gemeldet worden“, sagt die stellvertretende Leiterin der Albinus Gemeinschaftsschule in Lauenburg. Rund 200 der 800 Schülerinnen und Schüler stammen aus dem Umland. „Wie viele von ihnen wirklich den Bus nutzen, wissen wir nicht. Viele werden auch mit dem Elterntaxi chauffiert.“
Das Bemühen der Verantwortlichen sei erkennbar, die Benachrichtigungen von Schulen erfolgen in aller Regel zeitnah, sagt Gaby Hild. „Dies geschieht gelegentlich auch nachts, wenn niemand hier ist, um die Nachricht weiterzugeben. Aber so sind die Lehrkräfte dann morgens informiert, dass es Probleme gibt.“
Auch Büchens Bürgermeister bestätigt Probleme
Büchens in der Regel über Nahverkehrsprobleme bestens informierter Bürgermeister weiß ebenfalls von Schwierigkeiten. „Die treffen uns punktuell“, bestätigt Uwe Möller. Im Prinzip bewähre sich die Aufteilung in Schulbuslinien einerseits und allgemeine Linien, die etwa in Büchen den vielgenutzten Umsteigebahnhof ansteuern.
Dass die Probleme allein von wenigen Unternehmen ausgehen, daran hat Möller jedoch Zweifel. „Im Norden des Kreises fallen auch Busse aus. Viele Anbieter haben Probleme, weil es einfach an einer ausreichenden Zahl an Fahrern mangelt.“