Lauenburg. Sanierung des Lauenburger Elbhangs steht bevor und damit erhebliche Verkehrseinschränkungen. Betriebe fürchten erneute Umsatzeinbußen.
Es führt kein Weg dran vorbei, der am 14. Februar abgerutschte und bisher nur provisorisch gesicherte Elbhang an der B209 (Hafenstraße) kann so nicht bleiben. Spätestens im nächsten Winter drohen weitere Absackungen. Es gibt inzwischen einen Zeitplan für die Sanierung, mit einem Wermutstropfen: Von Oktober bis Dezember wird wegen der notwendigen Arbeiten nicht nur die Bundesstraße voll gesperrt, sondern auch die Elbbrücke aus Richtung Niedersachsen.
Für viele Lauenburger Unternehmen bedeutet diese dreimonatige Verkehrseinschränkung eine erhebliche logistische und wirtschaftliche Herausforderung. Der neugewählte Lauenburger Wirtschaftsbeirat hat sich in der vergangenen Woche gleich in seiner ersten öffentlichen Sitzung mit dieser Thematik beschäftigt und erste Ansätze entwickelt, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.
Hangrutsch an B209: 600 Menschen pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort
Mit der Sperrung der Hafenstraße wird auch die Lauenburger Elbbrücke von Niedersachsen aus in Richtung Lauenburg wieder gesperrt werden. Autos und Lastwagen sollen wie kurz nach dem Erdrutsch bereits in Niedersachsen über die B5 nach Geesthacht ausweichen. Davon sind rund 600 Menschen betroffen, die über die Elbbrücke zwischen Wohn- und Arbeitsort pendeln. Mit dieser Umleitung sollen Anwohner der Altstadt nicht noch mehr belastet werden, denn schon der innerörtliche Verkehr floss nach dem Erdrutsch vermehrt durch die Altstadt.
Doch dieser Plan ging schon unmittelbar nach dem Unglück nicht auf. Die Sperrung wurde von vielen Fahrzeugführern einfach ignoriert. Sie fuhren aus der gesperrten Richtung über die Brücke und anschließend durch die Altstadt. Rund um die Uhr donnerten Schwertransporter, Fahrzeuge mit Anhänger und Lkw durch die schmale Elbstraße. Aufatmen konnten die Anwohner erst, als die provisorische Sicherung des Elbhangs einen Monat später eine halbseitige Öffnung der Hafenstraße erlaubte.
Einseitige Brückensperrung: Betriebe mit 40 Prozent Umsatzeinbußen
Für viele Lauenburger Unternehmen bedeutete die Sperrung der Elbbrücke aus Richtung Niedersachsen und die Vollsperrung der Bundesstraße ein Desaster. „Viele Betriebe mussten bis zu 40 Prozent Umsatzverlust hinnehmen“, weiß die Vorsitzende des Wirtschaftsbeirates, Monika Horstmann. Das betraf die großen Werke im Industriegebiet, aber auch viele kleine Unternehmen in der Stadt, insbesondere Gastronomen und Tourismuseinrichtungen.
Gäste aus Niedersachsen blieben weg und Lieferfahrzeuge mussten lange Umwege in Kauf nehmen. Manche Unternehmen wussten gar nicht, wie ihre Mitarbeiter zur Arbeit und nach Feierabend wieder nach Hause kommen sollen.
Ein logistisches, aber auch ein wirtschaftliches Problem
Da Monika Horstmann mit ihren Söhnen den Tischlereibetrieb an der Söllerstraße führt, kennt sie die Sorge der im Industriegebiet ansässigen Unternehmen vor der erneuten Sperrung. „Wenn die Fahrzeuge den Umweg über Geesthacht machen müssen und womöglich stundenlang im Stau stehen, ist das ein logistisches, aber auch ein wirtschaftliches Problem“, sagte Jörg Naegeli, Standortleiter der Mewa, während der dreimonatigen Sperrung der Elbbrücke im vergangenen Jahr. Damals standen Reparaturarbeiten an dem maroden Bauwerk an.
Pendler zwischen Hohnstorf und Lauenburg sind für die Zeit der bevorstehenden Sperrung wieder auf eine Alternative zum Auto angewiesen. Oder sie müssen für den Umweg über Geesthacht viel Zeit einplanen. „Eine andere Möglichkeit wäre, für die drei Monate mehr Parkplätze auf niedersächsischer Seite einzurichten, damit die Menschen hin und zurück die Brücke zu Fuß passieren können“, sagt Monika Horstmann. Auch diese Variante soll die Stadt in ihre Überlegungen einbeziehen und entsprechende Absprachen treffen, regen die Unternehmer an.
Parkplätze in Hohnstorf, Fahrgemeinschaften oder Shuttlebus
Der Wirtschaftsbeirat sieht aber auch die Betriebe selbst in der Pflicht, sich auf die bevorstehenden Verkehrseinschränkungen vorzubereiten. „Noch ist ja ein bisschen Zeit. Wir sollten unter anderem über die Bildung von Fahrgemeinschaften nachdenken, um in dieser Zeit weniger Autos auf die Straßen zu bringen“, so die Beiratsvorsitzende. Auch die gemeinsame Nutzung eines Shuttlebusses könne ein Denkansatz sein.
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In der Verwaltung arbeitet man derzeit mit Hochdruck an den Details eines Verkehrskonzeptes für die Zeit der Hangsanierung. Die Stadt will die Zeit außerdem für Tiefbauarbeiten in einem weiteren Teil der Hafenstraße nutzen. Unter anderem stehen Kanalarbeiten und die Verlegung von Glasfaserkabel an. „Wir haben vereinbart, dass der Wirtschaftsbeirat stets zeitnah über die nächsten Planungsschritte informiert wird“, sagt Monika Horstmann.
Davon könnten dann nicht nur die Unternehmer profitieren, sondern auch die Stadt selbst. „Viele Fragen der Gewerbetreibenden werden wir dann schon beantworten und so die Verwaltung entlasten. Andererseits können wir Anregungen aus den Betrieben gebündelt an die Stadt weitergeben“, so die Vorsitzende.
Öffentliche Informationsveranstaltung am 5. September
Doch nicht nur gegenüber den Lauenburger Unternehmen will die Stadt die Hangsanierung transparent planen. Auch die betroffenen Anwohner sollen einbezogen werden. Deshalb lädt die Stadt für Donnerstag, 5. September, zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ein. Los geht es um 18. 30 Uhr in der Heinrich-Osterwold-Halle, Elbstraße 145a.
Während der Veranstaltung gibt es einen Überblick über die geplante technische Sicherungsvariante. Außerdem werden Umleitungsvarianten für die Verkehrsführung während der Straßensperrung vorgestellt.