Lauenburg. Sechs Radwanderwege führen in beiden Richtungen über die Elbbrücke. Welche möglichen Alternativen Planer der neuen Elbquerung sehen.
Wer den europäischen Iron Curtain Trail befährt oder den Radweg Alte Salzstraße, tritt irgendwann auf der Lauenburger Elbbrücke in die Pedale. Auch längst nicht alle Pendler haben Lust, sich im Berufsverkehr in die Autoschlange einzureihen, sondern fahren lieber mit dem Rad über die Brücke zwischen Hohnstorf und Lauenburg. Sechs Radwanderwege führen in beiden Richtungen über die Lauenburger Elbbrücke. Doch bisher war bei im Zusammenhang mit den Neubauplänen der Elbquerung nur vom Straßenverkehr die Rede.
„Methodisches Vorgehen bei der Abwägung der Radwegsprüfung“ – so der etwas sperrige Titel des vorletzten Tagesordnungspunktes der Infoveranstaltung zur geplanten neuen Elbquerung in Lauenburg. Weitere Schwerpunkte waren erste Vorstellungen, wie die entsprechenden Bauwerkstypen aussehen könnten und welche Trassenvarianten im Zuge der Umweltverträglichkeitsprüfungen bereits durchgefallen sind.
Trassenvarianten: Von 25 sind noch zehn im Rennen
Schon zum fünften Mal hatte der Landesbetrieb für Straßenverkehr und Verkehr (LBV) zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung zum Planungsstand der neuen Elbquerung in Lauenburg eingeladen. Bereichsleiterin Britta Lüth zeigte einmal mehr, dass sie voll im Thema steckt. Auch diesmal wurde keine Frage ausgeklammert – weder die von den zahlreichen Zuschauern im Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule, noch von den Interessierten zu Hause, die am Donnerstagabend (1. August) per Livestream zugeschaltet waren.
Moderator Thomas Waldner sorgte wieder souverän dafür, dass der rote Faden der Veranstaltung nicht verloren ging. Wie komplex die Planung der neuen Elbquerung ist, wurde diesmal besonders deutlich. Ursprünglich hatten 25 Linienvarianten in fünf Planungskorridoren zur Debatte gestanden. Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) müssen im Vorfeld einer Planung dieser Größenordnung alle möglichen Varianten untersucht werden.
Entscheidungskriterium: Umweltverträglichkeit der Trassenvarianten
Unter dem Gesichtspunkt der Umweltverträglichkeitsprüfung fielen die meisten dieser Varianten schon im Rahmen der Vorplanung durch. In diesen Bereichen gibt es Biber und Haselmaus, dazu brüten im Wald und auf den Wiesen viele seltene Vögel, und nachts sind 13 Fledermausarten unterwegs – allesamt schützenswerte Arten.
Übrig blieben nur Trassenvarianten, in denen Fauna und Flora am wenigsten beeinflusst würde. Noch nicht entschieden ist weiterhin, ob die Elbquerung in einer dieser Varianten als Brücke, Bohrtunnel oder sogenannter Absenktunnel errichtet wird.
Radverkehr wird bei allen Varianten bedacht
Björn Meyer, vom Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen IBV ist schon Stammgast bei den Info-Runden für die neue Elbquerung. Diesmal präsentierte er erste Ideen, wie der Radverkehr sich in die jeweiligen Planungsvarianten eingliedern würde. Sollte eine Brücke infrage kommen, wäre nach jetzigem Stand ein Radweg parallel zum Straßenverlauf wahrscheinlich die unkomplizierteste Lösung.
Auch die Möglichkeit, den Radweg auf der bestehenden Brücke weiterzunutzen, ist nicht aus dem Spiel. Allerdings ist derzeit unklar, ob und wann die Deutsche Bahn die marode Elbbrücke umfassend saniert oder gegebenenfalls sogar ersetzt.
Idee: Shuttle-Bus bringt Radfahrer auf andere Elbseite
Komplizierter wäre der Radwegverlauf, sollte sich eine der beiden Tunnelvarianten für die weitere Planung durchsetzten. In diesem Fall, so die erste Vorstellung, würde der Radweg nicht nur unter der Elbe, sondern in einer separaten Röhre sogar noch unter dem Fahrzeugverkehr verlaufen. Bedenken eines Zuhörers, dass die drei Kilometer lange Strecke dann in völliger Dunkelheit geradelt werden müsse, konnte Meyer allerdings zerstreuen: Die Tunnelröhren wären natürlich beleuchtet und auch Flucht- sowie Rettungswege würden bei dieser Variante berücksichtigt.
Nach wie vor ist die Möglichkeit nicht vom Tisch, dass Radfahrer, aber auch Fußgänger per Shuttlebus auf die andere Elbseite kommen. So ein Beispiel gibt es bereits. Durch den Herrentunnel bei Lübeck fährt ein solcher kostenloser Shuttle. Allerdings, so schränkte Meyer sofort ein, müsse man bei einer solchen Variante, auch immer die Folgekosten im Blick haben. Gleiches gelte für den Betrieb einer Fähre. Diese Variante hatte ein Zuhörer im Saal ins Spiel gebracht.
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Neue Elbquerung: Viele Fragen blieben offen
Wie zum Zeitpunkt der Vorplanung nicht anders zu erwarten, blieben an diesem Abend viele Fragen offen. Allerdings wurde deutlich, wie komplex die Planung eines solchen Projektes ist und dass Planungen der vielen verschiedenen Fachbereiche nahtlos ineinander greifen müssen. „Wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr oder Sommer nächsten Jahres wissen, welche Vorzugsvariante wir weiter verfolgen werden“, stellte Britta Lüth vom LBV in Aussicht. Der Termin für die nächste Infoveranstaltung steht auch schon fest. Für den 6. November lädt der Landesbetrieb wieder nach Hohnstorf ein.
Den eingerichteten Livestream zur Infoveranstaltung verfolgten zeitweise bis zu 170 Personen. Über eine Chatfunktion konnten auch die Zuhörer am Bildschirm Fragen an die Referenten stellen. Einen Link zur Aufzeichnung der Veranstaltung gibt es auf der Seite www.schleswig-holstein.de/elbquerung-lauenburg. Hier können sich Interessierte auch über den Verlauf der vergangenen vier Beteiligungsrunden und den aktuellen Planungsstand informieren. Die Videomitschnitte der bisherigen Informationsveranstaltungen wurden bisher jeweils über 2000-mal angeklickt.