Geesthacht. Besucher der Elbinsel freuen sich: Immer gibt es Neues zu entdecken. Manche Kunstwerke sind zudem nützlich. Ihr Schöpfer ist scheu.
Wie schön ist doch ein Ausflug an den feinsandigen Strand der Geesthachter Elbinsel gegenüber von Schwinde. Sanfte Wellen umspülen die Füße, wie ein Wasserfall rauscht das Wehr. Es gibt Eschen, Weidenbäume sowie Wicken, die nah am Wasser wachsen, und – hoppla – hier steht ja auch ein Eiffelturm. Ein paar Armlängen weiter spähen Erdmännchen aus Sand- und Astlöchern den Besuchern entgegen. Die Wehrbrückeninsel ist zum Eiland der Kuriositäten geworden.
Vom großen Parkplatz direkt an der nördlichen Fischtreppe führt der Weg unter der Brücke der B404 hindurch. Dann geht es keine hundert Meter den Fußweg entlang. Am ersten städtischen Mülleimer wählt man den schmalen Trampelpfad links Richtung Elbe. Von hier sind es nur noch wenige Meter bis zu dem kleinen Idyll, das von einem geheimnisvollen Bastler erschaffen wurde.
Geesthachter Elbinsel: Geheimnisvoller Bastler erfreut Strandspaziergänger
Viele Besucher aus Geesthacht und Umgebung erfreuen sich täglich daran. Der Erbauer möchte aber anonym bleiben. Die große Öffentlichkeit scheut er, freut sich aber immer, wenn Strandgänger ihn auf seine Kunstwerke ansprechen. Der Mann hält gern einen Plausch und erzählt von seinem interessanten Leben. Mit dem Rad war er in ganz Europa unterwegs. Auch an der Elbe hat er spektakuläre Beobachtungen in der Natur gemacht. So wie den Biber, der im Winter mit Eisscholle auf dem Kopf aus der Elbe auftauchte.
Jürgen Penning ist einer der „Fans“ des Bastlers und Künstlers. Der 73-jährige Physiotherapeut aus Tespe kommt täglich zur Insel. Zum einen, weil seine beiden Hunde Percy und Charly hier immer Artgenossen zum Spielen finden, zum anderen, weil es regelmäßig etwas Neues zu entdecken gibt.
Fast alle Kuriositäten am Strand wurden mit angeschwemmten Dingen erbaut
So wie aktuell ein kleines Gedicht zum Saisonstart des Zweitligisten HSV, in dem es heißt: „Der HSV ist in der Liga Favorit, doch wie man sieht, jedes Jahr der gleiche Schiet“, heißt es in roten Lettern auf einer Holzplatte.
„Hier ist fast alles mit angeschwemmten Dingen erbaut“, sagt der Tesper und blickt dabei auf Holzstufen samt Geländer. „Besonders schön finde ich die stabilen Bänke aus Treibholz. Hier findet man auch bei heißestem Wetter ein schattiges Plätzchen. Bei Regen hält die Weide das Wasser ab“, lobt der 73-Jährige die Konstruktionen.
Eiffelturm aus in den französischen Nationalfarben gestrichenen Sperrholzplatten
Derweil flattern an einem zwischen den Bäumen gespannten Band mehrere Kraken. Die farbenfrohen Wassertierchen sind natürlich ebenso wenig echt wie die Erdmännchen. Die Kraken sind bunte Drachen, die Wind und Wasser vermutlich an den Elbstrand gespült haben. Bei den Erdmännchen handelt es sich wiederum um Figuren aus Kunstharz.
An einer Esche hängt ein Adventskranz aus Weidenzweigen, geschmückt mit Tannenzapfen und einer Weihnachtsgirlande. Der Eiffelturm besteht aus Sperrholzplatten, die in den französischen Nationalfarben gestrichen sind. Auf der Spitze steckt eine große Weihnachtskugel. Ein beschriebenes Schild mahnt, dass Olympische Spiele wie jüngst in Frankreich nicht nur ein reines Sportevent seien, sondern dass es stets auch um viel Geld geht.
Wenn es Ebbe wird, steigt eine Schildkröte aus Steinen aus dem Wasser der Elbe
Wer bei Hochwasser kommt und bis zur Ebbe bleibt, kann auf der Sandbank eine Schildkröte entdecken, deren Körper aus Elbsteinen besteht, während Hals und Kopf aus einem Spatenstiel gebastelt wurden. Ein ausrangiertes Anhängertransportnetz sorgt dafür, dass die Steine bei Flut nicht weggeschwemmt werden. Und am Strand gibt es einen Storch, der aus einem alten Kühlschlauch gebastelt wurde.
Leute mit Termin, die ihre Uhr vergessen haben, werden auch bedacht. An einem Hochsitz ist eine Wanduhr aus Plastik befestigt, die dank Batterieantrieb die exakte Zeit anzeigt. Neben den vielen Details, die das Auge der Strandgänger erfreuen, sind auch nützliche Dinge zu finden. So sind gleich mehrere Müllbeutel aufgehängt sowie eine grüne Holzkiste, in der Leergut gesammelt werden kann.
Sandsäcke an der Abbruchkante schützen Bäume vor dem Absturz in die Elbe
Sogar eine Befestigung für den Sand gibt es. Strandgänger Jürgen Penning schätzt, dass etwa 500 mit Sand gefüllte Säcke und rund 1000 große Steine von dem Bastler aufgehäuft wurden, die den Elbstrand und die Bäume, die direkt an der Abbruchkante wachsen, vor dem Wasser schützen sollen.
„Das ist eine sehr gute Idee, den Strand zu befestigen. In den vergangenen Jahren ist schon viel Sand weggespült worden. An den Bäumen sieht man das besonders gut“, sagt Penning und deutet auf eine Esche, die regelrecht Luftwurzeln hat. Dem Erbauer der Strandbefestigung und der ganzen Kuriositäten ist er schon öfter begegnet. „Es ist ein 73-jähriger Herr aus Geesthacht, der aber nicht in die Öffentlichkeit möchte“, weiß er.
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Ebenso gern und oft ist Bernhard Eggers an diesem Elbstrandabschnitt unterwegs. Begleitet wird der 71-jährige Geesthachter dabei immer von seiner Jack-Russel Hündin. „Wir sind fast täglich hier am Strand, meine Hündin erfreut sich an den Artgenossen oder an einem Bad in der Elbe, ich mich an den schönen Dingen, die es hier ständig neu zu entdecken gibt“, sagt Bernhard Eggers.