Geesthacht/Hamwarde. Karl Hermann Rosell hatte sein Portemonnaie verloren und es prompt zurückbekommen. Trotzdem musste er sich noch auf eine Suche machen.

Es war eine kuriose Geschichte, die Stoff böte für eine Verwechslungskomödie. Nun gab es passenderweise ein Happy End. Der erste Akt: Der Geesthachter Karl Hermann Rosell verlor beim sonntäglichen Brötchenholen mit dem Fahrrad sein Portemonnaie. Noch bevor er den Verlust nach der Rückkehr zu Hause selbst bemerken konnte, stand der ehrliche Finder schon mit der Geldbörse in der Hand vor der Tür.

Das kam so überraschend, dass der CDU-Ratsherr perplex versäumte, sich gebührend zu bedanken. Er brachte kaum mehr als ein „Dankeschön“ heraus. „Man sieht sich zweimal“, gab er dem Unbekannten noch mit auf den Weg. Er war sich sicher, bei dem Überbringer handele es sich um einen Bekannten, den er länger nicht gesehen hatte. Den Dank wollte es später nachholen, statt auf die Schnelle an der Haustür.

Schneller, als der Verlust bemerkt wurde, stand der Finder mit der Geldbörde vor der Tür

Zweiter Akt: Verzwickt wurde es, weil Karl Hermann Rosell im ersten Moment an den falschen Mann gedacht hatte. Das Missverständnis klärte sich erst auf, als er bei ihm anrief, um „zwei schöne Flaschen Wein“ in Aussicht zu stellen. „Welchen sympathischen und ehrlichen Menschen habe ich am Sonntag so einfach wieder gehen lassen?“, fragte sich Karl Hermann Rosell daraufhin zerknirscht. Über unsere Zeitung suchte er dann den Richtigen.  

Dritter Akt: Jetzt hat sich der Irrtum aufgeklärt. Der richtige Finder ist gefunden. Es ist Rüdiger Knoop, Bürgermeister in Hamwarde. Genauso wie Karl Hermann Rosell gehört er ebenfalls der CDU an. „Wir kannten uns vom Sehen. Ich kaufe meine Brötchen auch gern bei Bäcker Sievert. Wir haben uns immer zugenickt“, berichtet der Hamwarder Ortschef.

Einige Passanten gingen an der Geldbörse auf dem Bürgersteig vorbei

Rüdiger Knoop hatte das verlorene Portemonnaie auf seinem Rückweg nach Hamwarde auf dem Gehweg gefunden. „Es lag in Höhe der Oberstadt-Apotheke. Ich habe mich noch gewundert, dass einige Passanten an der Geldbörse vorbeigegangen sind, obwohl sie sie gesehen haben müssten“, sagt Rüdiger Knoop. „Ich stieg vom Rad und schaute nach, ob Papiere drin sind“, erzählt er. Anhand der Papiere sah er, dass der Besitzer nicht weit weg wohnt, darum radelte er sofort hin.  

Inzwischen ist eine lockere Freundschaft entstanden. Karl Hermann Rosell fuhr mit den zwei Flaschen Wein nach Hamwarde. Da Rüdiger Knoop die Annahme eines Finderlohnes verweigerte, der Geesthachter sich aber trotzdem auch finanziell erkenntlich zeigen will, spendet er 100 Euro an die Jugendfeuerwehr Hamwarde.

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Die beiden Männer haben gemerkt, dass sie vieles verbindet

„Wenn sich das Portemonnaie nicht wieder angefunden hätte, hätte ich eine Menge Lauferei gehabt, da dort unter anderem Ausweis, Führerschein und Geldkarten enthalten waren“, erzählt Karl Hermann Rosell. Seine Lehren hat er auch aus dem Vorgang gezogen. Die Geldbörse trägt er beim Fahrradfahren nun nicht mehr in der Gesäßtasche.

Bei dem bisherigen „Zunicken“ beim Bäcker wird es auch nicht bleiben, denn die beiden Männer haben schnell gemerkt, dass sie vieles verbindet. „Wir haben uns lange unterhalten, über Beruf und Arbeit, über gute Erlebnisse mit Flüchtlingen und vieles mehr“, zählt Karl Hermann Rosell auf. Wenn das nicht wieder einmal der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ist.