Lauenburg. Noch ist der Öffentlichkeit die Sicht ins neue Wartegebäude versperrt. Doch wir haben mit dem Bauamtsleiter die Baustelle besichtigt.
Es gibt wohl kaum eine Baustelle in der Stadt, die so viel Aufmerksamkeit erhält wie die am Lauenburger ZOB. Schließlich ist es für die wartenden Fahrgäste eine willkommene Abwechselung, dem geschäftigen Treiben zuzuschauen. Noch vor wenigen Wochen brauchte man ziemlich viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier eine sogenannte Plushaltestelle und damit einer der modernsten Busbahnhöfe des Nordens entsteht.
Inzwischen sind nicht nur die Fertigteile montiert, es hat sogar schon der Innenausbau begonnen. Mitte Oktober soll der Wartebereich eingeweiht werden, Ende November sind dann auch die Außenanlagen fertig, so sieht es der Plan vor. Wir durften mit Bauamtsleiter Christian Asboe schon mal einen Blick ins Innere des neuen ZOB-Gebäudes werfen.
Neues Wartegebäude: Module wirken wie aus einem Guss
Ich gebe es ja zu: Irgendwie hatte ich so meine Zweifel habt, dass die zusammengefügten Fertigteile am Ende ein harmonisches Ganzes bilden können. Aber schon nach einem Blick in den Innenraum des Wartegebäudes werde ich eines Besseren belehrt. Es sieht ein bisschen so aus wie eine moderne, etwas verwinkelte Kunstgalerie, bevor die Werke Einzug halten. Auf jeden Fall viel geräumiger, als es von außen den Anschein hat.
„Vorsicht Farbeimer“, warnt Maler Heiko Schopenhauer. Gerade noch rechtzeitig, denn mit dem Plan in der Hand versuche ich mich im Rohbau zu orientieren. Der Mitarbeiter der Firma Pippirs & Wollinski aus Hagenow erklärt mir sichtlich stolz sein Betätigungsfeld: hier der Verkaufstresen vom Kiosk, dort die Sitzbänke und dahinten die Arbeitsplätze.
Moderne Arbeitsplätze und freies WLAN im Innenbereich
Ich kann mir allerdings im Moment noch nicht vorstellen, dass ich hier später meinen Laptop anschließe und arbeite, während ich auf den Bus warte. Aber immerhin: moderne Arbeitsplätze und freies WLAN würden es möglich machen. Wer es entspannter mag, kann sich an den beiden elektronischen Info-Tafeln entweder über Termine in der Stadt Lauenburg informieren, oder Fahrgastinformationen der VHH abrufen. Der Wartebereich mit Gepäckboxen und modern ausgestatteten Arbeitsplätzen wird abends verschlossen.
Es gab in den vergangenen Jahren in Lauenburg wohl kaum ein Bauvorhaben, das scheinbar so reibungslos über die Bühne ging, wie der Umbau des Lauenburger ZOB. An dem von Anfang an angepeilte Termin der Fertigstellung im Oktober muss der Bauamtsleiter auch diesmal nicht rütteln. Ein Selbstgänger? Von wegen, sagt er.
Umbau des ZOB kostet 1,2 Millionen Euro
Schon die Finanzierung des Vorhabens ist eine Wissenschaft für sich. Rund 1,2 Millionen Euro kostet der Umbau des Lauenburger ZOB. Allerdings muss die Stadt durch die Kombination von drei verschiedenen Förderprogrammen nur einen Eigenanteil von 400.000 Euro tragen. Das wichtigste Programm heißt ÖVer.KAnt – genauer gesagt „Kreisübergreifende Angebots-Offensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“. So sperrig der Name des Projektes, so gut ist es für Lauenburg. Dieses Projekt fördert den Umbau von Haltestellenbereichen zu sogenannten Plushaltestellen.
„Das alles zu koordinieren, ist ein Kraftakt. Aber meine Mitarbeiter stehen voll hinter dem Projekt, deshalb bin ich überzeugt davon, dass wir den Fertigstellungstermin Mitte Oktober halten werden“, so der Amtsleiter. Wenn alles fertig ist, werden Gastronomie, Wartebereiche, digitale Arbeitsplätze und barrierefreie Sanitäranlagen unter einem Dach den Aufenthalt am Lauenburger ZOB deutlich angenehmer machen als bisher.
Fertigstellung der Außenanlagen erfolgt im November
Erst anschließend sind die Außenanlagen an der Reihe. An dem neuen Bussteig im Westen sind zwei zusätzliche Fahrgastunterstände vorgesehen. Vorgesehen ist überdies ein großzügiger Freiraum mit Radabstellanlagen, Grünflächen und Sitzgelegenheiten. Auch ein Trinkbrunnen ist hier zur Erfrischung vorgesehen. Allerdings ist die Gestaltung der Außenanlagen erst der zweite Schritt nach Fertigstellung des Hochbaus. Die Finanzierung des Außenbereiches wird durch Städtebaufördermittel unterstützt.
Zugänge erfolgen von allen Haltebereichen. Durch die Verlegung des Taxistandes an den südlichen Rand des ZOB bleibt mehr Platz für die Busse, sodass die Fahrer zu Stoßzeiten nicht mehr so viel rangieren müssen. Die Außenanlagen für den neuen ZOB hat das Büro Plateau Landschaftsarchitekten konzipiert. Das sind die Planer, die auch die Lesegärten am neuen Medienzentrum entworfen haben. Ende November, da ist sich Asboe ganz sicher, wird der Lauenburger ZOB auch von außen ein Schmuckstück sein.
Plushaltestelle: Vier Busbahnhöfe im Norden tragen das Prädikat
Lauenburg ist nicht die einzige Stadt, die sich um Mittel auch dem Programm ÖVer.KAnt beworben hatte. Ausgewählte Busbahnhöfe in den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Segeberg und Stormarn werden künftig das Prädikat Plushaltestelle tragen. Als erster Busbahnhof nach diesem Konzept wurde am 1. Juli ZOB in Uetersen eingeweiht. Am 6. Juli folgte der Busbahnhof in Bad Segeberg und am 13. Juli der ZOB in Trittau.
Allerdings ist nur in Bad Segeberg und Lauenburg ein Gastronomieangebot vorgesehen. Während es in Bad Segeberg kein Angebot von Tabak und Alkohol gibt, hat sich in Lauenburg ein Kompromiss durchgesetzt: Innerhalb des Gebäudes besteht striktes Alkoholverbot, das die Stadt auch durchsetzen will.
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Lauenburger ZOB: Der Kompromiss in Sachen Alkohol
Im überdachen Außenbereich dagegen dürfen Kunden des Kioskbetreibers auch Alkohol konsumieren. Immer mal wieder wurde in den politischen Gremien der Stadt darüber kontrovers diskutiert. Selbst Lauenburgs Polizeichef Daniel Stephan hatte sich letztlich gegen ein striktes Verbot ausgesprochen.
„Möglicherweise verschiebt sich das Problem, und wir haben dann an einer anderen Stelle in der Stadt einen Schwerpunkt, der noch schwerer zu kontrollieren ist“, gab er zu bedenken. Außerdem müsste die Einhaltung des Verbots ja ständig kontrolliert werden, was von der Polizei personell nicht zu leisten sei.