Schwarzenbek. Der zweite Abschnitt der Umgehungsstraße wächst, demnächst wird auf zwei Kilometern asphaltiert. Was die Arbeiten besonders macht.
Noch ist es eine staubige Sandpiste, über der die Luft in der gleißenden Sommersonne flimmert. Aber schon Ende August wird hier der Asphalt für den rund einen Kilometer langen zweiten Teilabschnitt der Schwarzenbeker Ortsumgehung zwischen den Kreiseln an der Bundesstraße 207 und der Kreisstraße 17 (Grabauer Straße) gegossen sein.
Die Bauarbeiten laufen nach Plan, Ende Januar 2025 soll die neue Straße für den Verkehr freigegeben werden. Aber es ist eine besondere Baustelle, bei der auch ökologische Aspekte eine wichtige Rolle spielen.
Ortsumgehung Schwarzenbek: Zweiter Bauabschnitt wächst
Üblicherweise wird der Unterbau der Betondecke mit Schotter hergestellt. Das ist hier anders. „Schotter ist schwer, und er ist mittlerweile auch schwer zu bekommen. In Norddeutschland haben wir viel Kies und Sand, aber kein Gestein“, sagt Eckhard Templin, der als oberster Bauleiter viele Straßenbaustellen in Schleswig-Holstein für den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBH.SH) verantwortet. Der Möllner ist auch für die Ortsumgehung Schwarzenbek zuständig.
Schotter wird für Straßenbaustellen im nördlichsten Bundesland aus dem Harz oder aus Norwegen herantransportiert. „Wir haben uns in Schwarzenbek ganz bewusst entschieden, so viel wie möglich von dem Material zu verwenden, das auf der Baustelle anfällt“, berichtet Templin.
Schotter wird durch Sand und Kies von der Baustelle ersetzt
Das ging bereits mit dem Regenrückhaltebecken los, das mit Ton abgedichtet wurde. Auf eine Folie haben die Straßenbauer verzichtet. Die starken Regenfälle im Frühling sorgten auch dafür, dass zum Testen der Dichtigkeit des Beckens kein kostbares Trinkwasser eingesetzt werden musste.
Der Schotter wird durch Sand und Kies von der Baustelle ersetzt. Damit daraus ein fester Untergrund entstehen kann, wird in den kommenden Tagen mit einer Spezialmaschine trockener Beton auf den gewalzten Boden aufgestreut und bis auf 20 Zentimeter Tiefe in den Boden eingearbeitet.
Besondere Bauweise erspart viele Hundert Lkw-Transporte
„Durch die Feuchtigkeit im Boden härtet das Gemisch aus und bildet eine Art Leichtbeton. Das ergibt eine perfekte Tragschicht und erspart viele Hundert Lkw-Transporte, weil weder Bodenaushub abgefahren noch Schotter über mehrere Hundert Kilometer herantransportiert werden muss“, erläutert Templin.
So ganz ohne Bodentransporte wird es allerdings nicht gehen. „Wir haben mehrere Hundert Kubikmeter Mutterboden auf der Baustelle, der in der Region zur Renaturierung von Kiesgruben und ähnliche Zwecke verwendet werden wird. Das Material ist zu viel, um es hier im Baustellenbereich noch unterzubringen“, sagt Templin.
Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit beim Straßenbau immer wichtiger
Natürlich spielen dabei nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Denn das knapp ein Kilometer lange Teilstück wird trotz allem 1,9 Millionen Euro kosten. Das Geld kommt aus dem Bundeshaushalt für Straßenbau. „Wir liegen voll im Kostenrahmen, und auch zeitlich werden wir aller Voraussicht nach fast planmäßig fertig, auch wenn es mehrere Verzögerungen gegeben hat“, so Templin.
Der Bau startete erst im Mai, weil die Arbeiten an den Knicks im Baustellenbereich aus Naturschutzgründen erst am 15. März beginnen durften. Auch bei der demnächst anstehenden Asphaltierung und der Vorbereitung des Untergrunds mit Beton gibt es eine zweiwöchige Verzögerung. Das wollen die Arbeiter aber im Herbst aufholen.
Umgehungsstraße: An zwei Stellen Fledermausschutzgitter erforderlich
Wie bereits beim ersten Teilstück von der B404 bis zur B207 wird die Fahrbahn wesentlich eher fertig sein als die restlichen Arbeiten. Schon damals hatten Radfahrer und Skater die neue Asphaltdecke erobert und Spaziergänger ihre Ausflüge auf die neue Ortsumgehung verlegt und sich gewundert, warum noch keine Autos rollen.
Doch dafür gibt es einen Grund: Sobald die Fahrbahn fertig ist, geht es an weitere Arbeiten wie die Markierung und den Bau der Leitplanken. Außerdem müssen an zwei Stellen jeweils vier Meter hohe Fledermausschutzgitter aufgestellt werden, deren Pfosten wegen des hohen Winddrucks auf dem engmaschigen Netz viele Meter tief im Boden versenkt werden müssen. Was auch vor der Freigabe ansteht, ist der Bau einer Lärmschutzwand, um die Wohnhäuser im Lupuspark vor dem Verkehrslärm zu schützen.
Trasse der Umgehungsstraße verläuft über ehemalige Müllkippe
Größere Probleme hat es bislang beim Bau nicht gegeben, auch wenn die Trasse im Bereich des Kreisels an der Bundesstraße 207 eine alte Müllkippe aus den 1960er-Jahren berührt. Die Tiefbauarbeiter haben dort etwas Hausmüll gefunden, der fachgerecht entsorgt wurde. Das Loch wurde mit Aushub aus dem Baustellenbereich wieder aufgefüllt.
Da Schwarzenbek im Bereich einer Endmoräne aus der Eiszeit liegt, könnten sich im Untergrund Findlinge aus Skandinavien befinden, die die Rammarbeiten für die Fledermausschutzzäune verzögern. Das war im ersten Teilabschnitt passiert. „Das kann man vorher nicht abschätzen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es größere Verzögerungen gibt, ist gering“, so Templin.
Am Kreisverkehr an der Grabauer Straße wird nachgebessert
Während harte Findlinge aus Granit mit Sicherheit irgendwo im Boden lauern, ist mit Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zu rechnen. „Schwarzenbek war trotz der Bahnstrecke kein Bombenziel. Wir haben auch ein entsprechendes Gutachten vom Sprengmittelräumdienst“, so Templin.
Aktuell wird auch am Kreisverkehr an der Grabauer Straße nachgebessert, der im vergangenen Jahr gebaut wurde. „Wir haben gehofft, dass das Regenwasser dort einfach versickern würde. Die starken Regenfälle im Frühling haben gezeigt, dass das so nicht funktioniert. Der Boden ist nicht wasserdurchlässig genug. Deshalb nehmen wir jetzt Optimierungen an der Regenwasserbeseitigung vor“, sagt der Bauleiter.
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Wann die Umgehung wirklich fertig und der dritte Teilabschnitt von der Grabauer Straße zur Lauenburger Straße (B209) gebaut wird, steht noch in den Sternen. Die Planungen laufen, die Planfeststellung steht aber noch aus. Dieses Teilstück wird auch schwieriger zu bauen, weil unter anderem die Eisenbahnlinie Hamburg-Berlin mit einer Brücke überquert werden muss.