Lauenburg. Wartende Fahrgäste fühlen sich am Busbahnhof in Lauenburg oft belästigt. Warum die Polizei ein Alkoholverbot eher skeptisch sieht.

Der ZOB in Lauenburg ist abends schlecht beleuchtet und auch sonst alles andere als einladend. Doch nicht nur im Dunkeln haben Wartende hier oft ein mulmiges Gefühl. Das Problem: Nicht alle, die sich hier treffen, warten auf den nächsten Bus. Der Glaspavillon am Kiosk für so manche Stammbesucher ein Ort, sich schon tagsüber ungestört zu treffen. Mitgebrachter Alkohol macht die Runde – oder auch solcher, den man sich am Kiosk bequem und schnell besorgen kann. Gelegentlich kommt es unter den „Feiernden“ dann zu Pöbeleien oder sogar handfesten Auseinandersetzungen.

Derzeit hat der Kiosk allerdings geschlossen, denn der Lauenburger ZOB soll komplett umgebaut werden. Im März beginnen die Abrissarbeiten. Wenn Anfang nächsten Jahres alles fertig ist, hat Lauenburg den wohl modernsten und schönsten Busbahnhof weit und breit. Doch viele fragen sich: Wie lange wird das wohl alles halten? Wird das Sicherheitsgefühl der Wartenden steigen, wenn ein moderner Wartebereich zum Verweilen bei Wind und Wetter einlädt? Immer mal wieder wurde in den politischen Gremien der Stadt auch über ein Alkoholverbot diskutiert. Jetzt gibt es dazu einen neuen Vorstoß.

ZOB Lauenburg: 47-Jähriger zusammengeschlagen

Mitunter kommt es am Lauenburger ZOB aber auch zu schweren Straftaten. Aktuell ermittelt die Polizei in einem Fall der Körperverletzung. Der Vorfall hat sich bereits am Sonnabend, 17. Februar, zugetragen. Ein 47-jähriger Lauenburger erlitt dabei schwere Kopf- und Gesichtsverletzungen. Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben zum Tatgeschehen und Hinweise zu den Tätern geben können.

Am frühen Morgen, gegen 5.45 Uhr, soll der Lauenburger mit zwei bislang unbekannten Männern am ZOB in Streit geraten sein. Einer von ihnen soll den 47-Jährigen so attackiert haben, dass er zu Boden fiel und mit dem Kopf aufschlug. Statt dem Verletzten zu helfen, suchten die beiden Unbekannten das Weite. Die Beschreibung der Männer ist vage: Beide sollen etwa 1,80 Meter groß sein, von schlanker Gestalt, dunkelhaarig und auch dunkel gekleidet.

Polizei: ZOB in Lauenburg ist kein Einsatzschwerpunkt

„Wer den Fall am ZOB beobachtet hat, sollte sich bitte bei uns melden“, sagt Hauptkommissar Daniel Stephan. Die Lauenburger Polizei ist unter Telefon 04153/30710 zu erreichen. Auch wenn es solche Vorfälle immer mal wieder gebe, sieht der Polizeichef am ZOB keinen besonderen Einsatzschwerpunkt. „Wir fahren hier verstärkt Streife, wie überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen“, sagt er. Die meisten Delikte, die hier festgestellt werden, seien Sachbeschädigungen, etwa Schmierereien in den Wartebereichen.

Marco Liebich von der Firma Clean Force aus Hittbergen beseitigt Schmierereien am Lauenburger ZOB.
Marco Liebich von der Firma Clean Force aus Hittbergen beseitigt Schmierereien am Lauenburger ZOB. © BGZ | Elke Richel

In dieser Beziehung setzt Daniel Stephan auf die geplante Umgestaltung des Busbahnhofes. „Die Erfahrung zeigt, dass es in einer attraktiven Umgebung weniger Vandalismus gibt“, sagt er. Dafür gibt es sogar jetzt schon einen Beleg am ZOB. Als im Mai vergangenen Jahres die Stadt eine sogenannte Smartbench zum Handyaufladen aufstellte, gaben Skeptiker dem Projekt keine Woche. Doch nach fast einem Jahr ist die Bank unbeschädigt und sogar frei von den sonst üblichen Kritzeleien.

SPD setzt Alkoholverbot wieder auf die Tagesordnung

Dass ein Alkoholverbot am Lauenburger ZOB die gewünschte Wirkung zeigt, bezweifelt der Polizeichef. „Möglicherweise verschiebt sich das Problem, und wir haben dann an einer anderen Stelle in der Stadt einen Schwerpunkt, der noch schwerer zu kontrollieren ist“, gibt er zu bedenken. Außerdem müsste die Einhaltung des Verbots ja ständig kontrolliert werden, was von der Polizei personell nicht zu leisten sei.

Im Kiosk am Geesthachter ZOB wird kein Alkohol verkauft. Das macht die Stadt zur Bedingung für den Pachtvertrag.
Im Kiosk am Geesthachter ZOB wird kein Alkohol verkauft. Das macht die Stadt zur Bedingung für den Pachtvertrag. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Die Lauenburger SPD hebt das Thema Alkoholverbot am ZOB jetzt wieder auf die Tagesordnung. Zur Sitzung des Ausschusses für Gesundheitsversorgung, Sicherheit und Tourismus am Mittwoch, 13. März, bringt die Fraktion einen entsprechenden Antrag ein: Die Stadt möge in den geschlossenen Wartebereichen am neuen ZOB ihr Hausrecht ausüben und den Konsum alkoholischer Getränke verbieten. Allerdings ist auch den Sozialdemokraten bewusst, dass damit auch eine Verdrängung des Problems einhergehen könnte. Deshalb sollte nach spätestens einem Jahr eine Auswertung erfolgen. Möglicherweise käme dann auch ein generelles Alkoholverbot am ZOB infrage.

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Auch die Lauenburger CDU hat sich mit der Problematik bereits beschäftigt. „Wir haben in unserer Fraktion zwei Mitglieder, die die Situation am ZOB auch aus beruflicher Sicht beurteilen können. Aus diesem Grund ist uns die Problematik sehr bewusst“, sagt Fraktionsvorsitzender Christoph Haase. Aber auch die Christdemokraten wollen sicherstellen, dass sich nicht an anderer Stelle in der Stadt ein Treffpunkt für Menschen bildet, die schon am Vormittag Alkohol konsumieren.

„Außerdem muss auch der Kioskpächter in die Diskussion einbezogen werden“, stellt er klar. In Geesthacht wird schon lange kein Alkohol mehr am ZOB verkauft. Die Stadt besteht darauf und macht das zur Bedingung für den Vertrag mit dem jeweiligen Pächter.