Schwarzenbek. Um die Barrierefreiheit ist es in Schwarzenbek nicht gut bestellt. Doch nicht nur Stolperfallen stellen ein großes Problem dar.

Die neuen Bushaltestellen für den Stadtbus sind nicht barrierefrei und viele andere Bereiche in Schwarzenbek auch nicht. Ebenso ist es noch ein weiter Weg, bis die Inklusion in allen Bereichen der Gesellschaft angekommen ist. Das soll sich ändern. Gemeinsam mit Experten, Menschen mit Behinderungen und deren Interessenvertretern will die Stadt einen Aktionsplan Inklusion auf den Weg bringen.

Mit im Boot sind unter anderem die Louisenhof gGmbH und das Lebenshilfe-Werk. Das Büro „Mehrwerte GmbH“, das bereits einen Inklusionsplan für den Kreis Herzogtum Lauenburg aufgestellt hat, hat den Auftrag bekommen. Kostenpunkt: 30.000 Euro. Ein großes Problem ist allerdings, dass der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte Klaus Gawlik nach sechs Jahren das Handtuch geschmissen hat und zum Ende seiner Wahlzeit im November nicht weitermachen will.

Inklusionsplan kostet die Stadt Schwarzenbek 30.000 Euro

„Gerade jetzt ist ein Behindertenbeauftragter, der als neutraler Beobachter in dem Prozess auch den Finger in die Wunde legt und auf die ganz konkreten Probleme von Menschen mit Behinderungen hinweist, sehr wichtig. Es ist bedauerlich, dass wir auf die Erfahrungen von Klaus Gawlik verzichten müssen. Wir brauchen ganz schnell einen Nachfolger“, sagt Maja Bienwald, Vorsitzende des Sozial- und Kulturausschusses.

Einen Bewerber soll es mittlerweile geben, die Politiker haben sich gemeinsam mit der zuständigen Fachbereichsleiterin Petra Scheerer jedoch entschieden, erneut eine Ausschreibung vorzunehmen, um eine größere Auswahl zu haben.

Möglichst viele Akteure sollen Ideen für eine barrierefreie Stadt sammeln

Beim Aktionsplan soll es möglichst viele Akteure geben, damit die Ideensammlung auf eine breite Basis gestellt wird. Verschiedene Themenfelder sind im Vorfeld gesteckt. Geplant sind Arbeitsgruppen und Workshops, um die Komplexe Gesundheit und Pflege, Mobilität, öffentlicher Raum und Barrierefreiheit, Freizeit, Kultur und Sport (inklusive politische Teilhabe), Wohnen (Kommunikation, Netzwerk, Hilfestellung) sowie Bildung (vorschulisch, schulisch, nachschulisch) mit Ideen zu füllen.

Auf Kreisebene gibt es bereits einen hauptamtlichen Ansprechpartner in der Verwaltung für alle Belange von Menschen mit Behinderungen, der auch die verschiedenen Projekte bündeln soll. So etwas wünscht sich auch Klaus Gawlik für Schwarzenbek. „Das könnte sinnvoll sein, aber ich will dem Ergebnis der Arbeitskreise nicht vorgreifen“, betont Maja Bienwald. Auch Gawlik hatte bereits auf die Notwendigkeit einer hauptamtlichen Interessenvertretung hingewiesen.

Der lange Weg zu einem Aktionsplan für Menschen mit Behinderungen

Schließlich gibt es Schwarzenbek bei einer Einwohnerzahl von 17.500 Menschen 3200 Personen, die nach Angaben von Gawlik eine Behinderung haben. Die Stadt Geesthacht ist in diesem Punkt schon einen großen Schritt weiter. Sie hat bereits einen Inklusionsplan und mit Kathrin Abras seit dem 1. Juli 2022 auch eine Inklusionsbeauftragte, die als Ansprechpartnerin im Rathaus zur Verfügung steht.

„Wir haben bereits vor der Corona-Pandemie über einen Inklusionsplan diskutiert. Dann ist das Thema leider eine Zeit lang angesichts anderer Probleme in den Hintergrund geraten. Aber jetzt wollen wir zügig daran arbeiten und innerhalb eines Jahres einen Aktionsplan aufstellen“, kündigt Maja Bienwald an. Losgehen soll es mit einer Auftaktveranstaltung Mitte September im Festsaal des Rathauses.

Auftaktveranstaltung in Schwarzenbek im September geplant

Bereits dabei werden die ersten Defizite deutlich. „Es reicht nicht, einen Fahrstuhl zu haben, damit der Veranstaltungsort barrierefrei zu erreichen ist. Auch im Saal muss sich noch einiges tun, damit auch Menschen mit Seh- und Hörproblemen an dem Aktionsplan und den Arbeitsgruppen mitwirken können“, so Maja Bienwald. Eine erste Begehung mit den Planern der Mehrwerte GmbH hat Mängel in der Mikrofon- und der Videotechnik aufgedeckt.

„Jeder, der mitwirken möchte, kann sich für eine Themengruppe entscheiden. Die Themengruppen treffen sich insgesamt viermal und entwickeln jeweils fünf Maßnahmen pro Thema, sodass ein Aktionsplan mit 25 konkreten Maßnahmen entsteht, der dann umgesetzt wird“, sagt Maja Bienwald. Das erste Treffen wird voraussichtlich am 18. September sein.

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Wer sich ehrenamtlich für Menschen mit Behinderungen einsetzen und die Nachfolge von Klaus Gawlik antreten möchte, kann sich bei Petra Scheerer unter 04151/88 11 21 melden. Wer etwas mit dem Behindertenbeauftragten zu besprechen hat, kann ihn unter 0152/02 65 55 13 anrufen. Eine Sprechstunde bietet er im August nicht an.