Geesthacht/Schnakenbek. Die Fahrzeuge von Siegfried Biernatzky und Konstantin Winkler sind Hingucker. Zu jedem Auto und Motorrad gibt es eine Geschichte.
Für Konstantin Winkler aus Geesthacht und Siegfried Biernatzky aus Schnakenbek gibt es kein Treffen ohne ihre „Damen“. Das Quartett zählt insgesamt 330 Jahre. Der 64-jährige Winkler ist der jüngste in der Runde. Siegfried Biernatzky ist 86 Jahre alt und die „Damen“ zählen 94 und 96 Lenze. Bei ihnen kann man guten Gewissens von Oldtimern sprechen, denn das sind sie. Es handelt sich um ein Auto und ein Motorrad, wie man sie nur selten zu Gesicht bekommt, bestenfalls auf den regelmäßigen Geesthachter Oldtimertreffen.
Vier Oldtimer mit zusammen 330 Jahren
Nach Einschätzung des Geesthachter Sammlers handelt es sich bei ihnen sogar um zwei der ältesten französischen Oldtimer im Kreis. Genauer gesagt ist das Auto ein Peugeot Type 181 B. Dieses Modell wurde als Allwettercabriolet gebaut, der Vierzylinder-Motor mobilisiert aus 1,6 Litern Hubraum 40 Ps. In den Jahren 1925 bis 1928 rollte der 181 B insgesamt 9259-mal vom Band. Sein Besitzer Siegfried Biernatzky schätzt, dass es weltweit nur noch sieben Fahrzeuge dieser Baureihe gibt.
40.000 Franken? Käufer handelt Besitzer auf 16.500 hinunter
Er hat das Schmuckstück vor mehr als 40 Jahren in der Schweiz gekauft. Der vorherige Besitzer forderte seinerzeit 40.000 Schweizer Franken für das 1928 gebaute Fahrzeug. Zu viel, wie Biernatzky damals meinte. Er kennt sich aus, schließlich hat er mehrere Jahrzehnte einen Peugeot-Handel in Hamburg betrieben.
„Der Lack war in einem sehr schlechten Zustand, teilweise abgeblättert“, erinnert sich der 86-jährige Automobilliebhaber. „Die Verhandlungen zogen sich über vier Jahre hin.“ Dann war der Deal perfekt. Biernatzky blätterte 16.500 Schweizer Franken für das Fahrzeug auf den Tisch. Den Peugeot fährt er nur zum Spaß, gern bei Oldtimerrallyes. So wie bald am 24. August bei der ADAC Hansa Veteran Rallye in Lüneburg.
In zwei Jahren wird dieser Peugeot 100 Jahre alt
„Einen ganz großen Wunsch habe ich noch. Ich möchte den 100. Geburtstag meines Autos feiern, das wäre am 15. Juni 2028, so lange muss ich unbedingt noch durchhalten“, sagt der rüstige Senior, der dann 88 Jahre alt wäre.
Das Motorrad gehört wiederum Konstantin Winkler. Bei der schmucken Maschine handelt es sich um eine Monet & Goyon. Der 1917 gegründete französische Motorradhersteller überraschte von den 1920er- bis 1950er Jahren immer wieder mit dreirädrigen Modellen, die irgendwo zwischen Motorrad und Automobil lavierten.
Motorradhersteller zwischen den Welten
Winklers Motorrad wurde 1930 in Frankreich produziert, angetrieben wird es aber durch einen Schweizer MAG-Motor mit 350 Kubikzentimeter Hubraum. Die Monet & Goyon wurde mit viel Liebe zum Detail gebaut, so ist das Rücklicht beispielsweise aus Messing und das Zündschloss befindet sich mit dem Amperemeter auf dem Tank.
Eine Million Kilometer auf vier Kontinenten bewältigt
Konstantin Winkler hat Benzin im Blut. Seit gut 40 Jahren fährt er Motorrad. Eine Million Kilometer in 50 Ländern und vier Kontinenten sind seine stolze Bilanz. Ein großer Teil wurde mit verschiedensten Oldtimern zurückgelegt. Er sammelt sie. Wie viele er genau hat, verrät er nicht: „Es sind aber auf jeden Fall einige.“
Bevor er sich auf einen Bock schwingt, hat er die Qual der Wahl: So besitzt er eine Harley-Davidson, Baujahr 1921. Ebenso eine deutlich jüngere Herkules, auf der hat er 1978 bei der Geesthachter Fahrschule Schreiber seinen Motorradführerschein gemacht. „Als das Motorrad verkauft wurde, habe ich zugeschlagen.“
Sammlung mit alter BMW, Harley-Davidson und Co.
Eine Lieblingsmaschine hat er nicht. Jede ist für ihn besonders. So wie etwa die schmucke BMW R20, die im Jahr 1937 gebaut wurde und 200 Kubikzentimeter Hubraum hat. Mit 8 PS erreichte die Maschine 95 km/h. „Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten solche Motorräder eine besondere Bedeutung. Sie waren damals als sogenannte Leichtkrafträder steuerfrei und durften sogar ohne Führerschein gefahren werden“, berichtet der ehemalige Busfahrer.
Aber auch ein BMW-Gespann der Reihe R 27, Baujahr 1966 gehört zu seiner Sammlung. Das Motorrad mit Beiwagen lief von 1960 bis 1966 vom Band, insgesamt 15.364 Exemplare. Das Modell war das letzte BMW-Einzylinder-Motorrad, bis BMW 1993 die 650 Enduro auf den Markt brachte.
Seit 1980 mit dem Harley-Virus infiziert
Seine Liebe zu Harley-Davidson entdeckte er 1980, „Mein Onkel kaufte sich eine Electra Glide Classic und ich durfte sie als 20-Jähriger fahren. Angesteckt hat sich auch mein Vater. Im Alter von 80 Jahren war er reif für seine erste Harley, ein RoadKing-Gespann. Aktuell bin ich mit drei Harleys unterwegs, die älteste ist über 100 Jahre alt“, berichtet der Motorradenthusiast.
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Mit Tschechen-Zweitakter durch das Erzgebirge
Aber nicht nur für die Urgesteine aus Milwaukee und von BMW schlägt sein Herz. Ein Motorrad aus dem Ostblock darf in seiner Sammlung auch nicht fehlen. Besonders, wenn es so interessant verpackt ist wie das Traummotorrad vieler DDR-Bürger: die Jawa 354 von 1957 aus der ehemaligen Tschechoslowakei. „Der langhubige Zweizylinder-Zweitakter macht Spaß – auch in den Bergen – wie ich bei einer Tour durch das tschechische Erzgebirge erfahren habe“, berichtet der Sammler.
Ein Motorrad von Opel im Kleiderschrank
Eine Opel fehlt ihm noch. „Die haben tatsächlich auch mal Motorräder gebaut. Ganz nah dran war ich mal an einem dieser seltenen 500er Einzylinder. Kein Scheunen- oder Garagenfund. Die Einzelteile befanden sich tatsächlich im Kleiderschrank. Leider kam der Verkauf trotz langwieriger Verhandlungen nicht zustande“, bedauert Winkler.