Lauenburg. Die Tour mit dem „Kaiser Wilhelm“ ist der Höhepunkt einer viertägigen Reise der „Dresden“ elbabwärts. Nächster Halt: Hamburger Hafen.

„Hier sind alle genauso verrückt nach Dampfern wie wir“, flüsterte eine Frau ihrem Begleiter zu. Recht hat sie. Rund 800 Lauenburger hatten am Montagabend dem Raddampfer „Dresden“ einen begeisterten Empfang bereitet. Auf dem Rufer-Platz und dem Lösch- und Ladeplatz war zeitweise kein Durchkommen mehr. Alle wollten einen Blick werfen auf die „Dresden“ und den „Kaiser Wilhelm“, die vor der Kulisse der Altstadt eine Ehrenrunde drehten. Es war das Ende einer viertägigen Reise. Am Gründonnerstag war der Raddampfer aus der sächsischen Landeshauptstadt Richtung Norden aufgebrochen.

Zwei Stunden später war der Trubel vorbei. Die beiden historischen Dampfschiffe lagen still an ihren Liegeplätzen. Man hätte meinen können, ins Lauenburg vor 130 Jahren gereist zu sein. Damals war die Dampfschifffahrt auf der Elbe der letzte Schrei. Lauenburg, Dresden und Magdeburg galten als die Zentren. Dampfer lagen damals wie aufgereiht an den Anlegern. Es galt als schick, per Schiff einen Ausflug in die Sommerfrische zu machen.

Zeitreise am Lauenburger Elbufer

Ein bisschen werden die Gäste aus Dresden dieses Gefühl auch gehabt haben, als sie in Lauenburg an Bord gingen. Der Feuerwehrmusikzug Süd nahm die Besucher auf eine musikalische Zeitreise mit. Die ehrwürdigen Herren der Lauenburger Schifferbrüderschaft warfen ihre Zylinder in die Luft, so wie sie es anno 1900 wohl auch getan hätten.

Pünktlich legte der Raddampfer
Pünktlich legte der Raddampfer "Dresden" am Ostermontag in Lauenburg an. © Elke Richel | Elke Richel

„Das Willkommen, welches wir mit unseren Gästen auf dem Dampfer ‘Dresden’ am heutigen Ostermontag in Lauenburg geboten bekamen, war für alle Beteiligten Gänsehaut pur“, schreibt der Organisator der Reise, Michael Hillmann, später in sein Facebook-Tagebuch. Sichtlich bewegt, aber müde begaben sich die Gäste in ihre jeweils gebuchten Hotels. Die Crew der „Dresden“ traf noch mit Vertretern des Fördervereins des Elbschifffahrtsmuseums zusammen.

Am Dienstagmorgen gehts an Bord des „Kaisers“

Lange werden die Dresdener das Lauenburger Nachtleben nicht erkundet haben. Schließlich stand am Dienstagmorgen der Höhepunkt der Reise an: Mit dem Dampfschiff geht es in den Hamburger Hafen. Die „Dresden“ ruhte derweil an ihrem Liegeplatz, denn die Gäste erlebten die ungewöhnliche Fahrt an Bord des „Kaiser Wilhelm“. Schließlich braucht man allerlei Genehmigungen, um mit einem so alten Schiff bis nach Hamburg zu zuckeln.

Die Raddampfer
Die Raddampfer "Dresden" und "Kaiser Wilhelm" an ihren Liegeplätzen vor der Lauenburger Altstadt  © DLRG | DLRG

Am Mittwoch geht es für die „Dresden“ wieder Richtung Heimat. Die Reise war nicht nur für die Gäste an Bord etwas Besonderes. Entlang der Strecke war das Medieninteresse groß.

Kurz nach 8 Uhr kamen die ersten Gäste an Bord. Nachdem es in der Nacht ordentlich geschüttet hatte, kam sogar die Sonne ab und zu hinter der Wolken hervor. Aber das typische Hamburger Schietwetter durften die Gäste später auch noch genießen. Gut so, schließlich sollte alles so authentisch wie möglich sein. Pünktlich 9 Uhr ertönte die Dampfpfeife. So mancher der Schaulustigen am Ufer wird sich verwundert die Augen gerieben haben, denn der „Kaiser“ fuhr zunächst in die entgegengesetzte Richtung.

Für viele Dresdener geht ein Kindheitstraum in Erfüllung

Bürgermeister Thorben Brackmann hatte von seinem Dienstzimmer im Schloss den besten Blick und konnte daher auch das gekonnte Wendemanöver von Kapitän Markus Reich beobachten. Für Thorben Brackmann, der erst seit zehn Tagen im Amt ist, ist der Besuch der „Dresden“ ein besonderes Erlebnis. „Wir alle haben den Gästen einen würdigen Empfang bereitet. Es ist toll, wie viele Menschen am Ostermontag ehrenamtlich auf den Beinen waren, damit der Empfang für unsere Gäste unvergesslich bleibt“, sagte er. Was ihn besonders beeindruckt hat: „Als ich die Gäste an Bord begrüßt habe, hatten einige Tränen in den Augen.“

Kapitän Markus Reich bringt die Gäste aus Dresden mit dem „Kaiser Wilhelm“ in den Hamburger Hafen.
Kapitän Markus Reich bringt die Gäste aus Dresden mit dem „Kaiser Wilhelm“ in den Hamburger Hafen. © Elke Richel | Elke Richel

Diese Emotionen, vor allem der älteren Gäste, lassen sich wohl nicht nur mit der Liebe zu alten Schiffen zu erklären. Auf dem ersten Streckenabschnitt fuhr ein Fernsehteam des MDR an Bord der „Dresden“ mit und berichtete zur besten Sendezeit über die Tour des Dampfers Richtung Norden. Dabei kamen auch Gäste zu Wort. „Ich habe zu DDR-Zeiten immer davon geträumt, entlang der Elbe einfach bis Hamburg schippern zu können. Damals hätte ich nie gedacht, dass sich dieser Traum mal erfüllen würde“, sagte ein Mittfünfziger ins Mikrofon.