Lauenburg/Dresden. Lauenburgs Wahrzeichen begegnet Ostern einem anderen alten Raddampfer. Was beide Schiffe gemeinsam haben, worin sie sich unterscheiden.

Wenn „Kaiser Wilhelm“ die alte Lady „Dresden“ trifft, verspricht es romantisch zu werden. Noch dazu, wenn das Rendezvous vor der historischen Kulisse der Lauenburger Altstadt geplant ist. Am Ostermontag, 10. April, soll das Flaggschiff der sächsischen Dampfschifffahrt nach fünftägiger Fahrt ab Dresden die Schifferstadt erreichen. Es ist ein Gegenbesuch, denn im August 2015 hatte der Schiffsveteran aus Lauenburg zu einer Fahrt nach Dresden abgelegt.

„Ich habe den ,Kaiser‘ damals fotografiert, das ist ein ganz besonderes Schiff“, schwärmt Michael Hillmann. Der Unternehmensberater aus Dresden ist schon immer begeistert von Dampfschiffen gewesen. Vor fünf Jahren veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Zurück in die Kindheit – Eine Seelenreise auf der Elbe“. Auf einer der 170 Seiten findet sich auch der Raddampfer aus Lauenburg. Hillmann freut sich darauf, zu Ostern den „Kaiser“ wiederzusehen. Zusammen mit der Weißen Flotte Sachsen GmbH veranstaltet er die Reise der „Dresden“ nach Norddeutschland.

Zwei Unternehmer mit der Leidenschaft für alte Schiffe

Unternehmer Michael Hillmann hat seit seiner Kindheit eine Leidenschaft für die Dampfschifffahrt. Mit der
Unternehmer Michael Hillmann hat seit seiner Kindheit eine Leidenschaft für die Dampfschifffahrt. Mit der "Dresden" kommt er zu Ostern nach Lauenburg.  © Silke Wentingmann-Kovarik | Silke Wentingmann-Kovarik

Mit seiner Leidenschaft hat der Unternehmer aus Sachsen viel mit dem Lauenburger Reeder Markus Reich gemeinsam, dem Kapitän des „Kaiser Wilhelm“. Im November vergangenen Jahres haben die beiden Männer die Details der Begegnung der beiden Schiffsveteranen besprochen. „Wir waren gleich auf einer Wellenlänge“, sagt Reich. Kein Wunder, man muss schon ein bisschen verrückt sein, als Unternehmer seine knapp bemessene Freizeit der Bewahrung der Dampfschifffahrt zu widmen, deren Blütezeit vor etwa 100 Jahren war.

Jedenfalls tüftelten Michael Hillmann und Markus Reich an der Idee, das Aufeinandertreffen der beiden Schiffe zu einem besonderen Erlebnis für Schaulustige und Fahrgäste zu machen. Dabei machten sie aus der Not eine Tugend. „Unser Raddampfer darf den Hamburger Hafen nicht anfahren, der eigentlich Ziel unserer Reise ist. Deshalb können die Fahrgäste umsteigen und die letzte Etappe mit dem ,Kaiser‘ fahren“, erläutert Hillmann den Plan.

„Wir bieten zuvor eine Sonderfahrt an und fahren der ,Dresden’ elbaufwärts entgegen“, sagt Reich. Wenn alles klappt wie geplant, gibt es ein erstes Treffen der beiden Schiffsveteranen um 13 Uhr zwischen Hitzacker und Bleckede. Gemeinsam steuern sie dann Lauenburg an.

Wobei man ja sagen muss, dass die „Dresden“ – gebaut 1926 – im Vergleich mit dem „Kaiser“ noch ein relativ junges Schiff ist. Der war nämlich schon schon 1900 in Dresden vom Stapel gelaufen und danach bis 1970 auf der Weser gefahren. Dort sollte er eigentlich verschrottet werden, wurde aber vom Förderverein für das Lauenburger Elbschifffahrtsmuseum gerettet.

Michael Hillmann kann sich einen kleinen Scherz nicht verkneifen: „Der ,Kaiser‘ wurde ja bei uns gebaut. Wenn man es genau nimmt, fahren unsere Gäste also auch die letzte Etappe mit einem Dampfschiff aus Dresden“, sagt er – wohlwissend, dass der „Kaiser“ seit nunmehr 53 Jahren als schwimmendes Wahrzeichen von Lauenburg gilt.

Der Raddampfer „Dresden“ wurde 1926 in Dresden gebaut. Das Schiff fährt heute noch mit acht weiteren im Linienverkehr der Weißen Flotte Sachsen GmbH.
Der Raddampfer „Dresden“ wurde 1926 in Dresden gebaut. Das Schiff fährt heute noch mit acht weiteren im Linienverkehr der Weißen Flotte Sachsen GmbH. © Teichert | DPA

Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ und „Dresden“ im technischen Vergleich

Abgesehen vom Alter kann sich der Lauenburger Raddampfer damit schmücken, zu den letzten noch fahrenden Schaufelraddampfern zu gehören, die mit Kohle befeuert werden. Die „Dresden“ wird mit leichtem Heizöl befeuert – wie die meisten Raddampfer, die heute noch in Betrieb sind. Für die Weiße Flotte Sachsen fährt heute noch ein kohlebefeuerter Raddampfer, die „Diesbar“.

Gegenüber dem „Kaiser“ kann die „Dresden“ mit Größe punkten. Fast 69 Meter misst das Schiff vom Bug bis zum Heck und verfügt über 405 Sitzplätze. Der „Kaiser“ bringt es auf 57 Meter Länge. Hier finden 270 Fahrgäste einen Sitzplatz. Seite maximale Geschwindigkeit beträgt 14,5 Kilometer pro Stunde, da kann die „Dresden“ mithalten.

Wie der „Kaiser Wilhelm“ 1970 fast in der Schrottpresse gelandet wäre, gab es auch für die „Dresden“ einen Tag, der beinahe ihr letzter gewesen wäre: Es war der 18. Juni 1946. Die „Dresden“ lag im Hafen Loschwitz, als an Bord ein Feuer ausbrach. Infolge dessen brannte das Schiff über die halbe Länge total aus. Eine vergessene Kerze soll damals den Brand ausgelöst haben. Da das Schiff aber auf der Liste der Kriegsreparationen für die Sowjetunion stand, hielt sich auch das Gerücht der „Rettung durch Brand“. Jedenfalls bekam auch die „Dresden“ ein zweite Chance: Nach der Sanierung wurde das Schiff im 1949 wieder in Betrieb genommen.

Der Zauber der Dampfschifffahrt wirkt noch heute

Wer nach den vielen Zahlen die Romantik der Dampfschifffahrt vermisst, sollte sich die Geschichte anhören, die Michael Hillmann immer gern erzählt: Beim Dampfschifffest 2016 lernte er auf seinem Lieblingsdampfer „Pillnitz“ eine Frau kennen, die eigentlich gar nicht mitfahren wollte. „Sie hatte ihre Eltern zur Anlegestelle gebracht, und jemand bot ihr eine Karte zum halben Preis an, sagt Hillmann. Also stieg sie spontan doch selbst mit ein. „Ich wusste sofort: die oder keine. Ein knappes Jahr später waren wir verheiratet“, erzählt er.

Nicht in den Hafen der Ehe, aber immerhin an den Anleger vor der Altstadt fahren der „Kaiser“ und die „Dresden“ am Ostermontag zusammen. Sicher werden schon von Weitem die beiden Dampfpfeifen zu hören sein. Bleibt zu hoffen, dass das Wetter mitspielt, dann dürften den Schaulustigen am Elbufer tolle Fotomotive sicher sein.

Wer bei der die Sonderfahrt der „Dresden“ entgegen dabei sein möchte, kann dafür schon heute Tickets zum Preis von 35 Euro kaufen, für Kinder von sechs bis 14 Jahren 17,50 Euro. Los geht es um 9 Uhr vom Anleger an der Elbuferpromenade. Weitere Informationen gibt es unter www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de.