Schwarzenbek. Werner Urban war ein versierter Lehrer und Hobbyhistoriker, der Geschichte anschaulich machte. Er starb im Alter von 94 Jahren.
Vor knapp 60 Jahren schoben Planierraupen den Mutterboden auf dem Baugelände für die Realschule an der Berliner Straße in Schwarzenbek weg. Der Hobbyhistoriker und Lehrer Werner Urban war dabei und fand an mehreren Stellen Steinansammlungen – ein bisher unbekannter Urnenfriedhof der jüngeren Bronzezeit (etwa 800 vor Christi Geburt). In den Folgejahren konnten in zwei Ausgrabungsabschnitten 61 Urnen geborgen werden. Das war der bedeutendste Fund, den der begeisterte Heimatforscher sicherte. Jetzt ist der passionierte Hobbyforscher mit seinem imposanten Wissen über die Geschichte der Region im Alter von 94 Jahren gestorben.
Werner Urban ist im Alter von 94 Jahren gestorben
„Seine Vorträge und die Gespräche mit ihm, haben mich immer wieder begeistert. Er konnte Geschichte anschaulich machen und er kämpfte für den Erhalt historischer Stätten, wie dem Compehaus und den Compestein. Das Haus wurde allerdings leider trotzdem abgerissen, aber der Stein blieb“, sagt Gisela Berger, Vorsitzende des Heimatbund und Geschichtsvereins Schwarzenbek. Diesem Verein stand auch Werner Urban von 1984 bis 1998 vor. Er war 1954 auch Gründungsmitglied.
Expertise des geschätzten Hobbyhistorikers war sehr gefragt
Seine Expertise war vielerorts gefragt. Auch bei den Funden auf den Spargelfeldern der Familie Höltig in Müssen, auf denen bei Erdarbeiten immer wieder Fundstücke aus der Bronze- und der Wikingerzeit beim Pflügen aus dem Boden auftauchen. Die Funde werden von archäologischen Landesamt untersucht, bei der Einordnung holten sich die Experten aber immer wieder Hinweise von Werner Urban, der sich mit seiner Erforschung und dem Erhalt der bronzezeitlichen Gräber in Schwarzenbek überregional einen Namen gemacht hat.
3000 Jahre alte Urnen vor der Baggerschaufel gerettet
Die 3000 Jahre alten Urnen, die 1963 und 1964 bei den Tiefbauarbeiten für die Realschule von Werner Urban entdeckt wurden, standen auf Bodensteinen, waren ringsum mit kleinen Steinen eingepackt und mit einer Lage Steinpflaster zur Kennzeichnung der Grabstelle bedeckt. Bis 1965 dauerten die Ausgrabungen und danach bemühte sich der Lehrer und spätere Konrektor der Realschule, Werner Urban, die Funde wiederherzustellen und in der neu gebauten Schule zu zeigen.
Die beiden Atrien zwischen der Pausenhalle und den Fachräumen waren dafür geeignet. Sie sind von allen Seiten verglast und gut einzusehen. Im östlichen Innenhof hat Urban typische Einzelkomplexe des Urnenfriedhofes errichtet. Zwei der drei Urnensetzungen sind im Schnitt dargestellt. Die Gefäße sitzen in einem Kessel aus gespaltenen Steinen. Im westlichen Atrium befinden sich Getreide-Mahlmulden sowie die Ober -und Unterlieger von Handmühlen aus dem Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg. Die meisten Funde stammen aus dem Randbereich der ehemaligen Ziegelei an der Straße Tegelkuhl. Dort lag in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus eine späteisenzeitliche Siedlung. Werner Urban barg in den 1950er-Jahren einige Hinterlassenschaften dieser Siedlung: Keramik, Reste eines Schmelzofens mit dem großen Schlackeklumpen und eine Herdstelle.
Für seine Forschung wurde Werner Urban beim Schwarzenbeker Neujahrsempfang im Jahr 2016 mit dem Titel „Verdienter Bürger der Stadt“ ausgezeichnet.