Schwarzenbek. Schwarzenbek. 280 Flüchtlinge erwartet, im Haushalt ein Minus von 2,4 Millionen Euro, kaum noch Flächen für Wachstum in Schwarzenbek.
Das neue Konzept kam bei den Schwarzenbekern und Gästen aus der Region gut an: Erstmals seit vielen Jahren gab es wieder einen Neujahrsempfang am Sonntagvormittag. In der Vergangenheit war immer der Sonnabendabend dem ersten gesellschaftlichen Höhepunkt im städtischen Leben vorbehalten. „Wir haben uns dazu entschieden, damit auch Menschen kommen, die nach Einbruch der Dunkelheit nicht kommen können oder wollen“, sagte Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig gestern bei der Begrüßung der gut 400 Gäste in der Aula des Gymnasiums an der Buschkoppel.
Hohe Kosten für abendliche Empfänge
Bei den abendlichen Empfängen waren in Spitzenzeiten zwar über 1000 Besucher zu den Neujahrsempfängen in Schwarzenbek gekommen, diese hatten allerdings als Imagekampagne für die Stadt auch fünfstellige Beträge gekostet. Da ging es gestern dann doch deutlich bodenständiger zu. Sekt und ein Programm, das von Kindergartenkindern, den Sternsingern und dem Gymnasiasten Frank Tjan am Piano gestaltet wurde, musste reichen. Dafür gab es dann noch ausreichend Zeit für Gespräche.
Terror wird Bewährungsprobe für die Gesellschaft
Die fröhliche Stimmung konnte allerdings nicht überdecken, dass es ein schwieriges Jahr für Schwarzenbek wird. „Wir haben bislang alle 200 Flüchtlinge dezentral unterbringen können. Für 2016 erwarten wird 280 Flüchtlinge. Die Integration wird eine Herausforderung“, sagte Bürgervorsteherin Kerstin Niemann. Terror von Islamisten und Rechtsradikalen stelle die Gesellschaft vor eine Bewährungsprobe. Flüchtlinge dürften aber auch nach den Anschlägen in Paris und Istanbul sowie den Ereignissen in der Silvesternacht nicht unter einen Generalverdacht gestellt werden, so die Sozialdemokratin.
„Die Flüchtlinge sind Opfer und nicht Täter. Wir müssen ihnen helfen. Wir brauchen ehrenamtliche Helfer, Patenschaften und eine Willkommenskultur, damit die Integration gelingt“, sagte Niemann. Denn Schwarzenbek wird auch so immer größer. Zum Jahreswechsel lebten 16 200 Menschen in der Stadt. „Wir kommen an unsere Kapazitätsgrenzen. Große Baugebiete gibt es nicht mehr. Wir müssen verdichten und Sozialwohnungen bauen. Dafür müssen wir auch mit den Umlandgemeinden über Flächen sprechen. Das wird eine Herausforderung für 2016“, betonte Kerstin Niemann.
Wiederaufbau des SC Vereinsheims steht an
Angesichts eines Haushaltsdefizits von 2,4 Millionen Euro keine leichte Aufgabe, zumal auch Straßen erhalten und Investitionen im Bereich des Bahnhofsumfelds und der Innenstadt getätigt werden müssten. Außerdem steht im Jahr 2016 der Wiederaufbau des Vereinsheims des SC Schwarzenbek an. Die Kicker wünschen sich ein größeres Gebäude. „Da werden wir eine Einigung erzielen müssen“, so die Bürgervorsteherin.
Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig gab sich nach der Ansprache der Bürgervorsteherin optimistisch. „Gemeinsam packen wir das alles“, sagte die Verwaltungschefin. Sie hatte sich mit der Bürgervorsteherin abgestimmt, dass die beiden künftig wechselseitig die Reden halten wollen. In der Vergangenheit hatte der Bürgervorsteher den Rückblick und der Bürgermeister den Ausblick gegeben.
Verdienter Bürger
Eine gute Tradition ist es seit vielen Jahren in Schwarzenbek, dass bei den Neujahrsempfängen verdiente Bürger geehrt werden. In diesem Jahr wurde dem pensionierten Realschullehrer und passionierten Heimatforscher Werner Urban diese Ehre zuteil. Der 88-Jährige kam mit Tochter Gudrun zum Festakt. Als Kind grub er in Schwarzenbek einen Stein aus, bei dem es sich, wie sich später herausstellte, um ein Werkzeug aus der Steinzeit handelte.
Seitdem war Urban von der Altertumsforschung gepackt. 1954 war er Gründungsmitglied des Heimatbundes und Geschichtsvereins. 1963 entdeckte er bei den Bauarbeiten für die Realschule an der Berliner Straße ein bronzezeitliches Grab mit 16 Urnen. 1970 begannen auf Urbans Betreiben Ausgrabungen auf dem heutigen Ritter-Wulf-Platz. So konnte die Burg der Wulfen – das Gründergeschlecht der Kommune Schwarzenbek, lokalisiert werden.