Dassendorf. Von Madrid nach Schleswig-Holstein: Fußball-Oberligist gelingt spektakuläre Verpflichtung eines ehemaligen Junioren-Nationalspielers.
Gespräche mit potenziellen Neuzugängen können für Vereinsverantwortliche mitunter eine zähe und nervenaufreibende Angelegenheit sein. Da wird dann schon einmal stundenlang um Vertragslaufzeit und Gehalt gefeilscht. Jan Schönteich, Sportchef des Fußball-Oberligisten TuS Dassendorf, hat unzählige dieser Verhandlungen geführt. Zuweilen war er anschließend ob der Forderungen der Akteure richtig verärgert. Doch es gibt auch die sehr angenehmen, unkomplizierten Gespräche. So wie mit Julian von Haacke. „Es klingt vielleicht komisch. Aber ich und Alex waren danach richtiggehend in ihn verliebt“, berichtet Schönteich.
Gemeinsam mit Ligamanager Alexander Knull hatte er bereits im vergangenen Jahr Einigung mit dem bei Werder Bremen ausgebildeten Mittelfeldspieler über ein Engagement am Wendelweg erzielt. Weil sich der 30 Jahre alte Student dann aber dazu entschied, zwei Auslandssemester in Spaniens Metropole Madrid zu absolvieren, klappte der Transfer erst jetzt.
TuS Dassendorf ist schockverliebt in Neuzugang Julian von Haacke
„Ich habe wieder richtig Lust, Fußball zu spielen. Durch die Gespräche mit den Verantwortlichen hatte ich von Beginn an ein super Gefühl. Deswegen brauchte ich mich gar nicht mit anderen Vereinen zu beschäftigen“, erklärte der frühere deutsche Junioren-Nationalspieler. Der 1,81 Meter große Mittelfeldakteur war zuletzt für den spanischen Amateurclub Sporting Hortaleza aufgelaufen. Zuvor hatte der Sohn von Patrick von Haacke, dem Präsidenten des Bremer Fußball-Verbandes, beim SC Weiche Flensburg seine Schuhe geschnürt.
Der Regionalligist war die letzte höherklassige Station in der Profikarriere des hochveranlagten Fußballers, der immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Unter anderem zog sich von Haacke zwei Kreuzbandrisse zu – den ersten 2014 bereits im Alter von 20 Jahren. Seinerzeit stand er mit im Profikader von Werder Bremen und träumte davon, sich in der Bundesliga zu etablieren. Doch der ganz große Durchbruch blieb ihm verwehrt.
Neuzugang Julian von Haacke stürmte gemeinsam mit Bundesliga-Profi Marvin Duksch
Trotzdem hat der aufgeschlossene und lebensfrohe TuS-Neuzugang in den vergangenen Jahren viel erlebt. In Deutschlands U16-Nationalmannschaft spielte er einst an der Seite des heutigen Bremer Bundesliga-Stürmers Marvin Ducksch. Zudem sammelte er Auslandserfahrung in den Niederlanden (NEC Nijmengen) und Österreich (Austria Klagenfurt), bestritt fünf Zweitliga-Partien für Darmstadt 98 und 47 Drittliga-Begegnungen im Dress von Werder Bremens U23 sowie beim SV Meppen. Hinzu kommen noch 45 Regionalliga-Einsätze.
Auch interessant
- Sonne, Wind, Wellen und ganz viel nackte Haut
- SV Nettelnburg/Allermöhe feiert mit 20 Mann auf Mallorca
- Die unbekannten Seiten des „Wunders von Bern“
Viele Experten trauten von Haacke eine ähnlich erfolgreiche Profilaufbahn wie Ducksch zu. Viele langwierige Verletzungen verhinderten dies letztlich. Die Lust am Fußball hat der 30-Jährige deswegen aber noch lange nicht verloren. „Jetzt freue ich mich darauf, dass es endlich losgeht, ich die Mannschaft kennenlernen darf und wir gemeinsam den einen oder anderen Erfolg einfahren werden“, sagte der Dassendorfer Neuzugang. Auch TuS-Coach Thomas Seeliger ist voller Vorfreude, den Ex-Profi auf den Rasen schicken zu können: „Wir bekommen einen sehr erfahrenen Spieler dazu, der ein Individualist mit guten, eigenen Ideen und kein Schablonen-Fußballer ist.“