Dassendorf. Warum der neue Trainer Thomas Seeliger dem Fußball-Oberligisten guttut. Tolles Spitzenspiel vor 475 Zuschauern gegen Altona 93
Was hätten sie bei der TuS Dassendorf dieses 1:1-Unentschieden früher ausgiebig analysiert. Hätten nach Fehlerketten gesucht, die am Sonnabend im Spitzenspiel der Fußball-Oberliga gegen Altona 93 aus der frühen 1:0-Führung (Martin Harnik/7.) am Ende noch ein 1:1 werden ließen. Zwar war beim Tabellenführer die Enttäuschung beim Schlusspfiff zunächst groß. Doch TuS-Coach Thomas Seeliger benötigte nur eine kurze Ansprache, um das Lächeln zurück auf die Gesichter seiner Spieler zu zaubern.
Der neue Trainer, der im Sommer das sportliche Kommando am Wendelweg übernommen hat, tut dem Verein einfach gut. Und seine entspannte Art, mit dem Druck des ewigen Favoriten umzugehen, hat offenbar bereits abgefärbt. Wann hat man den ehrgeizigen Sportchef Jan Schönteich („Wir wollen jedes Jahr beide Titel holen“/Interview mit unserer Zeitung von 2019) nach einem Dassendorfer Unentschieden mal Dinge sagen hören wie: „Das war heute wie Bayern München gegen Bayer Leverkusen. Ich habe mich glänzend unterhalten gefühlt.“
Wie Dassendorf unter Thomas Seeliger zu einer neuen Lockerheit gefunden hat
Natürlich hatte Schönteich recht. Es war ein hervorragendes Spiel, das sich die beiden wohl besten Teams der Staffel vor der imposanten Kulisse von 478 Zuschauern lieferten. Ein Duell auf hohem Niveau, in dem beide Mannschaften bedingungslos nach vorn spielten und ihre Siegchance suchten. „Altona hat es richtig gut gemacht“, lobte Seeliger den Gegner. „Endlich mal eine Mannschaft, die mitspielt und sich nicht nur hinten reinstellt.“
Im Gegensatz zur vergangenen Saison unter dem Trainergespann Peter Martens/Thomas Hoffmann ist unter Seeliger die Verbissenheit weg. Innenverteidiger Kerim Carolus bestätigt das. „Peter und ,Hoffi‘ haben immer sehr von der Intensität gelebt“, beschreibt er die Unterschiede, „Thomas ist ein ganz anderer Charakter. Alles läuft ein bisschen strukturierter ab, wir stehen auch mal ein bisschen tiefer, gehen nicht die ganzen 90 Minuten über mit Vollgas drauf.“
„Keinen Bock mehr“ –Tarec Blohm hat um Vertragsauflösung gebeten
Das macht es natürlich vor allem der TuS-Defensive leichter. Carolus ist das beste Beispiel, wie schnell man unter Seeliger trotz der enormen Konkurrenz im Kader ins Team rücken kann. Vor Wochenfrist gab er beim 3:0-Erfolg beim ETSV Hamburg mit einem Kurzeinsatz sein Oberliga-Saisondebüt. Gegen Altona stand der Innenverteidiger dann schon in der Startelf. Kerim Carolus ist zweifellos einer der Gewinner der jüngsten Entwicklung bei der TuS Dassendorf.
Doch wo es Gewinner gibt, da gibt es auch Verlierer. Einer ist Tarec Blohm, dessen kampfbetonter Stil unter Seeliger offenbar nicht mehr gefragt war. Einen einzigen 18-Minuten-Kurzeinsatz gleich am ersten Spieltag bekam Blohm, danach spielte er keine Rolle mehr, obwohl er fit war. Nun hat Blohm die Konsequenz gezogen und um Auflösung seines Vertrags gebeten. „Er hat keinen Bock mehr“, bestätigte Schönteich. So wird es für Coach Seeliger bei der TuS Dassendorf weiter ein schwieriger Balanceakt bleiben zwischen Begeisterung, Leistungsorientierung und der Notwendigkeit, alle „mitzunehmen“.
Traumtor von Martin Harnik, der aus vollem Lauf zum 1:0 trifft
Gegen Altona 93 erwischte seine Elf einen Start nach Maß. Oliver Doege, der ansonsten ein schwaches Spiel machte, gelang in seiner besten Szene gegen Altonas Moritz Grosche ein Ballgewinn auf der linken Seite. Über Lennard Sowah verlagerten die Hausherren das Spiel auf die rechte Seite, wo Mattia Maggio seinen Schwager Martin Harnik starten sah. Ein präziser Pass schickte den 68-fachen österreichischen Nationalspieler auf die Reise. Vom rechten Strafraum-Eck traf Harnik wuchtig ins lange Eck.
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„Das war schon eine super Leistung, wie er uns das Ding um die Ohren gehauen hat“, hatte auch Altonas Trainer Andreas Bergmann seine Freude an dem wirklich sehr schönen Dassendorfer Treffer. Es war bereits das dritte Mal in dieser Saison, dass die TuS in den ersten zehn Minuten in Führung ging. In den beiden vorangegangenen Begegnungen war es jeweils der Auftakt zu klaren Erfolgen gewesen. Dieses Mal nicht.
Dreimal hilft das Aluminium den Dassendorfern, dann ist der Ball doch noch drin
Denn die Gäste aus Hamburg spielten weiter, als sei nichts geschehen. Gleich dreimal trafen sie vor der Pause Aluminium: Erst krachte ein Flachschuss von Bujar Sejdija an den Innenpfosten (12.), dann setzte Gianluca Przondziono einen Freistoß an die Latte (20.), bevor Sejdija per Kopf ein weiteres Mal den Innenpfosten traf (36.). So war es schließlich hochverdient, als Altona 93 nach der Pause durch Selim Ajkic zum 1:1-Ausgleich kam (77.).
Und Seeliger? Der hatte für die Gäste das passende Schlusswort parat. „Ich wünsche Euch für die restliche Saison alles Gute“, sagte der TuS-Coach. „Aber bleibt immer ein Stückchen hinter uns.“
TuS Dassendorf: Gruhne – Brown (50. Kleine), K. Carolus (75. Celikten), Sowah, Götz – Dettmann, Doege, Strömer (66. Lam) – Möller (75. Kurczynski) – Maggio, Harnik