Lauenburg. Bei der Lauenburger Gilde geht es streng nach altem Brauch und guter Sitte zu. Warum die Schützen auf einer anderen Strecke marschieren.
Genau genommen beginnt das Lauenburger Schützenfest immer schon ein paar Tage vor der offiziellen Eröffnung. Gemäß der uralten Tradition überbringen Offiziere der Lauenburger Gilde von 1666 die Einladung zum Fest an den Bürgermeister, der gleichzeitig Patron der Gilde ist. Thorben Brackmann hatte seine Bürgermeisterkette umgelegt, die fast genauso blitzte wie die Orden der hochrangigen Würdenträger. Mit dabei auch seine Majestät „Holger, der Vielseitige“ (Holger Riepert), dessen Tage als Schützenkönig der Gilde gezählt sind.
Egal, was die Wetterexperten auch voraussagen – das kommende Wochenende (6. bis 7. Juli) wird sonnig und warm. Auch das ist lange Tradition beim Schützenfest der Lauenburger Gilde von 1666. Unter dem Motto „Vom schönsten Wetter begünstigt“ geht es von Sonnabend bis Sonntag streng nach altem Brauch und guter Sitte vor allem um die Frage: Wer wird der neue Lauenburger Schützenkönig?
Andere Marschroute der Schützen wegen der Baustellen
Offiziell beginnt das diesjährige Schützenfest am Sonnabend um 14.15 Uhr vor dem Schützenhaus mit dem traditionellen Fassanstich und einem Konzert mit dem Musikzug „Heißes Blech“. Am Sonntag treten die Kompanien gegen 12.30 Uhr in traditioneller Marschordnung auf der Wiese im Fürstengarten an und marschieren anschließend über Büchener Weg, Reeperbahn, Weingarten, Alte Wache und Friedrichsbrücke bis zum Amtsplatz.
Stammgästen der Zeremonie wird auffallen, dass die Strecke in diesem Jahr eine andere ist, geschuldet den vielen Baustellen in der Stadt. Der historische Festakt mit den Offizieren im Schloss bleibt zwar den Augen der Schaulustigen verborgen, aber sie werden dennoch auf ihre Kosten kommen, wenn die Schützen in ihren tadellos sitzenden Uniformen und den blitzenden Orden auf den Festplatz marschieren.
Vermeintliche Sündenböcke schmachten im Schlossturm
Eine besondere Show für Außenstehende ist es immer, wenn sich Major Hans-Ulrich Kröppelin an die Sündenböcke des vergangenen Schützenjahres erinnert. Es gibt wirklich unzählige Fettnäpfchen, in die Schützenbrüder und Schützenschwestern treten können, schließlich sind die Sitten der Gilde streng.
Und sollte er wirklich einmal keinen Sünder festmachen können, so scheut sich der Major auch nicht davor, Unschuldige für eine Stunde in den Schlossturm zu verbannen – so geschehen beim Schützenfest im vergangenen Jahr.
Man munkelt übrigens, dass die Gefangenschaft im Schlossturm gar nicht so unbeliebt ist. Schließlich ist es hinter den dicken Mauern angenehm kühl und mitleidige Augenzeugen der Verurteilung bringen den Gefangenen gern ein frisches Bier und andere Stärkungen vorbei.
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Wirklich ernst wird es dann ab 15.15 Uhr im Schützenhaus. Hier geben Mitglieder der Gilde den sogenannten Königsschuss ab. Danach stellt die hochrangige Schießkommission den besten „Knopf“ fest. Nichtmitglieder haben dann Gelegenheit, um den Bürgerpokal zu schießen. Um 19 Uhr gibt es auf dem Schlossplatz ein großes Platzkonzert mit „Heißes Blech“.
Das große Geheimnis um den besten Schuss auf die Königsscheibe wird erst bei der Proklamation der neuen Majestät um 20 Uhr auf dem Schlossplatz gelüftet. Zu Ehren des Schützenkönigs erfolgt danach am Schloss der große Zapfenstreich.
Eines steht fest: Die neue Majestät ist wieder ein Mann
Was passiert eigentlich, wenn zwei Bewerber um die Königswürde scheinbar punktgenau getroffen haben? Wird dann, wie heutzutage beim Fußball üblich, ein Videoschiedsrichter hinzugezogen? „So ähnlich“, sagt Schießmeister Matthias Pagel lachend: „Wir haben eine elektronische Trefferanzeige, die eine Abweichung von einem Hundertstel Millimeter anzeigt.“
Es wird also auch in diesem Jahr nur einen Schützenkönig geben. Und es wird wieder ein Mann sein, der die Würde trägt. Die weiblichen Mitglieder der Lauenburger Schützengilde schießen auf eine extra Damenscheibe.