Lauenburg. Schützenfest der Lauenburger Gilde von 1666 – Die Königswürde trägt in diesem Jahr Jörg Diehl
Ein frischer Wind wehte gestern beim Lauenburger Schützenfest – und damit ist nicht nur die kleine Brise gemeint, die den uniformierten Mitgliedern der Gilde bei hochsommerlichen Temperaturen ab und zu etwas Abkühlung brachte. Zwar geht es bei den Lauenburger Schützen von jeher nach gutem Brauch und strenger Sitte zu – doch sie haben sich nach 352 Jahren von einem alten Zopf getrennt: Seit April dieses Jahres gibt es nämlich eine Damengruppe in der Gilde.
Die stellvertretende Chefin, Alina Grimm, sollte gestern allerdings gleich zu spüren bekommen, dass man in der traditionsreichen Gilde nicht tun und lassen kann, was man will. Major Hans-Ullrich Kröppelin scheute sich nämlich nicht, die 28-Jährige beim Appell auf dem Schlossplatz gleich als Erste nach vorn zu holen. Hatte sie sich doch der schlimmen Verfehlung schuldig gemacht und war zu offiziellem Anlass in Turnschuhen erschienen!
Der Major ließ keine Gnade walten und steckte die junge Frau erst in Sträflingskleidung und dann in den kühlen Schlossturm, wo sie zur Strafe bei Freibier und Gebäck eine Stunde lang schmoren musste. Und weil er gerade dabei war, legte er dem Schützenbruder Volker Maahs – angeblich ganz ohne Grund – auch Ketten an. Wohl, damit er der Frevlerin im Schlossturm ins Gewissen redet.
Doch dann passierte etwas, das in die Annalen der Gilde eingehen wird: Zum ersten Mal gelang es Gefangenen, den Wachen vor dem Turm zu entkommen und ins Schloss zu flüchten. Man muss nicht lange raten, wer da wen angestiftet hat. Überhaupt konnte der Kerker die aufmüpfige Schützin nicht beugen. Im Gegenteil: „Im nächsten Jahr gibt’s eine Königin!“ Da ist sich Alina Grimm ganz sicher.
In diesem Schützenjahr bleibt die Königswürde aber noch in männlicher Hand. Jörg Diehl heißt die neue Majestät der Gilde. Der Binnenschiffer bewies die sicherste Hand und das beste Auge. „Man hat mir geraten den letzten Schuss aufzusparen. Aber ich war mir sicher und habe gleich drei Mal hintereinander geschossen“, sagte der 66-Jährige kurz nachdem die Scheibe ausgewertet war und feststand, dass er die Königskette tragen wird.
Seiner Frau Monika ist es recht, auch wenn der Kalender der Familie nun bis zum nächsten Jahr mit vielen Terminen des Königspaares gefühlt sein wird. „Ich gebe zu, wir haben das schon ein bisschen geplant. Es macht ja auch viel Spaß“, sagte sie.