Hamfelde. Gesamtkosten für das Projekt auf 1,4 Millionen Euro gestiegen. Altes Gebäude soll zum Dorfgemeinschaftshaus umfunktioniert werden.
Wenn Zimmerermeister Daniel Hamdorf mit Absicht ein Schnapsglas zerschlägt, dann aus Tradition. So geschehen beim Richtfest für das neue Feuerwehrgerätehaus in Hamfelde (Stormarn), das die Freiwillige Feuerwehr am Freitagnachmittag bei bestem Sommerwetter mit vielen Gästen gefeiert hat.
Zuvor hatte Hamdorf, der in der traditionellen Zimmermannstracht gekleidet war, von der obersten Etage des Baugerüsts herab seinen Richtspruch verkündet: „Den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Hamfelde wünsch ich nun heut, stets möge sie das Glück begleiten und sie bewahren vor Brandesgefahren und stürmischen Zeiten“, sagte er. Und setzte hinzu: „Lang mögen sie sich ihres Besitzes erfreuen und alles Gute, das möge ihnen gedeih’n.“
Feuerwehr Hamfelde: Neubau sichert Erfüllung der Aufgaben
Gemeindewehrführer Roman Choinowski ordnete den Neubau der Remise als notwendige Voraussetzung für die ehrenamtlichen Dienste der Feuerwehr ein. „Wir empfinden dies als Wertschätzung für das, was wir hier tagtäglich bereit sind zu leisten, und auch als Motivation für unsere zukünftigen Tätigkeiten“, führte er weiter aus.
Hamfeldes Bürgermeister Thomas Eggers betonte, dass der Neubau den höchsten Standards entspreche. „Dieses Richtfest markiert einen wichtigen Meilenstein für unsere Gemeinde“, stellte er fest. Die neue Wache werde „nicht nur ein Gebäude sein, sondern ein Symbol für den unermüdlichen Einsatz und die Opferbereitschaft unserer heutigen sowie zukünftigen Feuerwehrleute“. So werde zum einen die Arbeit der Feuerwehr erleichtert, zum anderen der Schutz und die Sicherheit der Bürger verbessert.
In neuer Wache können Feuerwehrleute nach Einsatz duschen
Das Grundstück, auf dem das neue Gerätehaus entsteht, liegt schräg gegenüber der alten Feuerwache an der Hofstraße. Diese habe den aktuellen Anforderungen längst nicht mehr entsprochen, berichtet Choinowski. Bei einer Begehung vor drei Jahren habe die Feuerwehr-Unfallkasse etliche Mängel festgestellt und Auflagen gemacht. „Die hätte man im alten Gebäude so nicht umsetzen können.“ Außerdem gebe es für das bestellte neue Löschfahrzeug dort nicht ausreichend Platz.
Der Neubau erfülle indes alle Forderungen der Unfallkasse. Der Wehrführer zählt die Vorteile auf: „Die Technik ist up to date. Die Abgase werden direkt in der Fahrzeughalle abgesaugt. Es gibt einen Hygienebereich, sodass bestimmte Gebäudeteile nicht mit Einsatzkleidung betreten werden.“ Umkleidekabinen ermöglichten eine sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung, eine getrennte Lagerung von ziviler und verschmutzter Einsatzkleidung.
Auf dem vorhandenen Gelände war Vergrößerung nicht möglich
Laut Eggers soll der Hallenbereich ein Pfannendach erhalten. „Auf dem Sanitär- und Umkleidetrakt ist ein Gründach geplant.“ Die Nutzfläche des Gebäudes betrage 284 Quadratmeter. „Sie beinhaltet zwei Fahrzeugstellplätze und Umkleide- und Sanitärräume für 25 männliche und sechs weibliche Aktive. Daneben gibt es noch einen Technik- und einen Lagerraum.“ Ein Riesenfortschritt angesichts dessen, dass im Bestandsgebäude nicht mal ein separater Umkleideraum oder Duschen vorhanden sind. Auf dem vorhandenen Grundstück sei eine Vergrößerung nicht möglich gewesen. Das diese irgendwann unumgänglich sein würde, zeichnete sich schon vor Jahren ab. „Wir planen bestimmt schon seit 2016“, sagt der Bürgermeister.
Eine der Überlegungen sei gewesen, sich mit der Feuerwehr der Nachbargemeinde Hamfelde im Herzogtum Lauenburg zusammenzuschließen. „Doch das war von beiden Wehren nicht gewollt.“ Der 65-Jährige, der selbst seit mehr als 30 Jahren bei der Feuerwehr ist, kennt die Gründe. Er sagt: „Man versucht natürlich, seine Eigenständigkeit und seine eigenen Traditionen zu erhalten.“
Zusätzliche Fördersumme erleichtert Entscheidung für Neubau
Die ursprüngliche Kostenschätzung für das Projekt habe bei etwa 900.000 Euro gelegen. Die ersten Ausschreibungsergebnisse „haben uns dann umgehauen“, so Eggers. „Die Kosten haben sich ganz massiv gesteigert.“ Inzwischen sind sie bei 1,4 Millionen Euro inklusive Planung angelangt. Ein Ortsentwicklungskonzept wurde erstellt, dessen wesentlicher Bestandteil der Bau der neuen Feuerwehrwache ist. Bund und Land Schleswig-Holstein unterstützen das Vorhaben mit 750.000 Euro. Die Summe stammt aus dem Förderprogramm zur „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“. „Das hat uns sehr geholfen bei der Entscheidung“, sagt der Hamfelder Bürgermeister.
Zum Plan gehört, dass die alte Wache künftig als Dorfgemeinschaftshaus genutzt wird. Es soll viele Bedürfnisse der 540 Einwohner abdecken. Die Feuerwehr kann dort weiterhin den Versammlungs- und Schulungsraum und die Küche nutzen. „Aus der Fahrzeuggarage wird ein Multifunktionsraum“, erläutert Thomas Eggers. Der Bolzplatz in der Ortsmitte soll zum Mehrgenerationentreffpunkt entwickelt werden. Choinowski berichtet, dass der Platz einige Quadratmeter Grundfläche durch den Bau der neuen Wache, die direkt daran angrenzt, eingebüßt hat. „Trotz platzsparender Bauweise.“
Neues Löschgruppenfahrzeug schlägt mit 313.000 zu Buche
Läuft alles nach Plan, ist das Gebäude im Januar des kommenden Jahres bezugsfertig. Auf das neue Löschgruppenfahrzeug, ein LF 10, muss die Feuerwehr ein bisschen länger warten: Voraussichtlich kommt es Ende 2024. „Das ist ein Riesensprung für uns“, sagt Eggers. Einige Kameraden hätten extra den Lkw-Führerschein gemacht.. „Das alte Fahrzeug ist fast 30 Jahre alt und hat einige Macken.“ 313.000 Euro kostet die Neuanschaffung, die Teil einer konzertierten Beschaffungsaktion des Landes ist. Das zweite Fahrzeug – ein alter VW-Bus – wurde gerade instand gesetzt.
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Neben den üblichen Aufgaben wie Brandlöschung und technische Hilfe nimmt die Feuerwehr Hamfelde auch eine Sonderaufgabe wahr. Der Gemeindewehrführer erläutert, um was es sich dabei handelt. „Wir haben eine First-Reponder-Abteilung. Die Kameradinnen und Kameraden überbrücken die therapiefreie Zeit, wenn der Rettungsdienst länger braucht.“ Die Spezialkräfte tragen so zu einer Verbesserung der medizinischen Erstversorgung bei. Allein im vorigen Jahr sind sie 19-mal zu Notfalleinsätzen ausgerückt.
Kita-Kinder basteln einen Miniatur-Dachstuhl als Geschenk
Mit den Änderungen fühlt sich die Feuerwehr für die Zukunft gut gerüstet. Sie hat derzeit 25 aktive Kameradinnen und Kameraden, hinzu kommen 18 Jugendliche der Jugendfeuerwehr Hamfelde/Köthel. Eine Steigerung der Attraktivität könnte sich auch positiv auf die Nachwuchsgewinnung auswirke. „Wir haben ja das Thema, dass in der Zukunft Lücken zu schließen sind“, gibt Thomas Eggers zu bedenken. Für Interessenten bestehe jederzeit die Möglichkeit, bei einem Probedienst hineinzuschnuppern.
Ob die Begeisterung der jüngsten Hamfelder für die Dorfwehr bis zum Jugendalter anhält, wird sich noch zeigen. Die Kinder des Naturkindergartens hatten jedenfalls ein besonderes Geschenk zum Richtfest vorbereitet. Gemeinsam mit ihrem Erzieher Yannick Stolt – selbst Feuerwehrmann und gelernter Zimmermann – hatten sie einen Dachstuhl im Miniaturformat gebastelt und sich mit ihren Namen verewigt. Roman Choinowski: „Das war eine tolle Überraschung. Wir haben uns sehr darüber gefreut.“
Nachdem die Anwesenden einen Blick in die neue Remise geworfen hatten, wurde die Feier im Garten des alten Feuerwehrhauses fortgesetzt. Und weil sich die Feuerwehr nicht nur aufs Löschen, sondern auch aufs Feiern versteht, dauerte das fröhliche Beisammensein bis in die Nacht hinein.
Kontakt zur Feuerwehr gibt’s per E-Mail an wehrfuehrung@ff-hamfelde-stormarn.de.