Großensee. Gemeindevertreter fassen Grundsatzbeschluss über Erarbeitung eines Parkplatzkonzepts. Wie die Bürger darauf Einfluss nehmen können.
In ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause haben die Gemeindevertreter in Großensee einen Beschluss über die Erarbeitung eines Gesamtkonzepts zur Parkplatzsituation gefasst. Es soll in erster Linie dafür sorgen, dass das Parkchaos im Gebiet rund um den Südstrand beendet wird. Denn seit Jahrzehnten bietet sich in den Sommermonaten immer das gleiche Bild: Sobald die Temperaturen steigen, steigt die Zahl der Seebesucher aus nah und fern, die sich eine Auszeit am Südstrand gönnen wollen.
Alle, die mit dem Auto kommen, haben dasselbe Ziel: einen Parkplatz in der Nähe oder am besten direkt am Naturfreibad zu finden. Über die vielen Badegäste freut sich die Gemeinde, nicht jedoch über die vielen Autos. Vor allem an den Wochenenden und in der Ferienzeit parken die Ausflügler die Nebenstraßen zu, stellen ihre Fahrzeuge in Halteverbotszonen ab und sorgen für unübersichtliche Zustände vor dem Großraumparkplatz gegenüber dem Strandbad, wenn die Warteschlangen bis auf die Trittauer Straße reichen und dort den Verkehrsfluss behindern.
Parkchaos in Großensee: Alle Fraktionen sehen Handlungsbedarf
Dass den Blechlawinen Einhalt geboten werden muss, darin sind sich alle Fraktionen einig. Den Antrag eingebracht haben die Grünen, die seit der Kommunalwahl erstmals im Gemeindeparlament vertreten sind. Der Antrag, der zuerst im Finanz- und Grundstücksausschuss diskutiert worden war, ging es zunächst um das Aufstellen von Parkautomaten und die Erhebung von Parkgebühren auf dem Großraumparkplatz an der Seestraße.
Die Absicht dahinter: „Parkgebühren sind da immer auch ein Lenkungsinstrument, um den motorisierten Individualverkehr vor Ort zu reduzieren“, hieß es in der Begründung. Die Maßnahme solle einen Anreiz liefern, vom Auto auf Bus und Fahrrad umzusteigen oder zu Fuß zu kommen. Denn es gibt durchaus auch Großenseer, die mit dem Auto den Weg zum Südstrand zurücklegen.
Einwohner haben ein Mitspracherecht bei Konzeptgestaltung
Grünen-Fraktionsvorsitzender Felix Müller sagt: „Über die Tatsache, dass wir hier im Ort verkehrstechnisch etwas tun müssen, hatten wir uns schon bei unserem Wahlprogramm Gedanken gemacht.“ Zwar kam der Antrag der Grünen mit drei zu zwei Stimmen durch, doch es war klar, dass er in dieser Form in der Gemeindevertretung nicht mehrheitsfähig sein würde. Denn sonst wäre die Lösung des Problems bereits vorweggenommen worden. Müller: „Wir haben das diskutiert und gesagt, der Antrag muss noch überarbeitet werden.“ Gemeinsam mit der AWG und dem Bürgermeister habe man nach der Sitzung zusammengesessen und sei sich einig gewesen, dass das Problem nicht mit Insellösungen angegangen werden kann. „Außerdem sind die Auswirkungen auf Anwohner so groß, dass es wichtig ist, die Bürger mit ins Boot zu holen.“
Hinter dem jetzt von der Gemeindevertretung gefasstem Beschluss steht ein ganzheitlicher Ansatz: Das Gesamtkonzept soll nicht nur die Parkplatzsituation am Großensee, sondern in Großensee umfassen, also den Ort als Ganzes in den Blick nehmen. Das Konzept zur Parkraumbewirtschaftung soll von einer Arbeitsgruppe vorbereitet werden, der jeweils ein Mitglied pro Fraktion angehört. Das Ergebnis wird in einer Einwohnerversammlung vorgestellt und die finale Version des Gesamtkonzepts soll sich an den Vorstellungen der Einwohner orientieren. Müller bringt es so auf den Punkt: „Man fragt ja nicht und macht dann das Gegenteil.“
Bislang gab es einen Ausweichparkplatz auf dem Acker
Auf ihrer Website weist die Gemeinde Seebesucher bereits auf eine Ausweichmöglichkeit hin: „Bei starkem Besucherandrang werden wenige Meter entfernt weitere Stellflächen bereitgestellt.“ Gemeint ist eine Koppel, die auf einem Eckgrundstück am Weg Hinterm See liegt. Doch diese Koppel befindet sich im Privatbesitz und es ist noch nicht klar, ob sie weiterhin zur Verfügung steht.
Bürgermeister Uwe Tillmann-Mumm (Aktive Wählergemeinschaft Großensee) sagt: „Die Problematik der Parkplatzsituation besteht schon seit mehr als 20 Jahren.“ Früher hätten die Leute mit ihren Autos die Trittauer Straße regelrecht zugeparkt. „Das haben wir dann mit dem Ausweichparkplatz gelöst.“ Für den Fall, dass die Koppel nicht mehr genutzt werden könne, gebe es Überlegungen, eine Fläche zu pachten.
Parksituation im gesamten Ort muss betrachtet werden
Dass selbst diese beiden Parkflächen nicht ausreichen, zeigt sich in Spitzenzeiten in den umliegenden Nebenstraßen. Tillmann-Mumm: „Der Petersweg und der Grander Weg sind zugeparkt, teilweise stehen die Autos im Hovering, der mit dem Petersweg durch eine Treppe verbunden ist. Wir bekommen dort massive Probleme.“ Anlieger finden an solchen Tagen kaum Parkplätze in ihrem Wohnviertel.
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Markus Riegraf von der Wählergemeinschaft Bürger für Großensee (BfG) sagt: „Die BfG steht voll hinter einem zu erarbeitenden Parkkonzept. Das muss endlich her.“ Wie auch immer es gestaltet werde: „Wir sind uns einig, dass es eine Einbindung der Bürger geben wird.“ Der Verkehr müsse geleitet werden, „weil wir ihn nicht gänzlich verhindern können“. Und weiter: „Die Leute wollen an den See und wir müssen schauen, wie kommen sie am besten dahin, ohne dass es zu Wildwuchs kommt.“ Denn es führe zu Unstimmigkeiten, wenn überall Autos ständen, illegalerweise hinter den See gefahren werde und die Seitenstraßen zugeparkt würden.
Lösungsansätze gehen Problem von mehreren Seiten an
Laut dem Vorschlag der Grünen könnte das Konzept unter anderem folgende Bereiche umfassen: Parkleitsystem, Sozialtarif für das Freibad, Entgeltordnung für Parkgebühren, Ausweichparkplätze und Anwohnerparkplätze in den umliegenden Wohnstraßen. Was davon umgesetzt wird, ist noch nicht entschieden. Vielleicht ergeben sich im Prozess noch weitere Vorschläge. Riegraf: „Wir suchen die beste Lösung für Großensee und hinter der stehen wir.“
Diana Jenning (AWG) sagt: „Das Wichtigste ist, dass wir das gemeinsam mit den Bewohnern im Ort angehen und Lösungen finden, die zukunftsorientiert sind.“ Es müsse auch darüber nachgedacht werden, wie man mit kritischen Stimmen umgehen könne. Beispielsweise mit jenen, die in den Parkgebühren eine versteckte Erhöhung der Eintrittspreise für das Freibad sehen. Wichtig ist für Jenning auch, dass das Parkplatzkonzept unabhängig vom Ortsentwicklungskonzept vorangebracht wird. „Das Problem ist akut, wir müssen das angehen“, stimmt Felix Müller zu. „Wir wollen definitiv mindestens Teilergebnisse haben bis zur nächsten Saison. Ob das dann schon umgesetzt werden kann, ist fraglich.“ Immerhin: Der Anfang ist gemacht. Riegraf setzt auf gute Zusammenarbeit: „Politik haben wir im Wahlkampf gemacht, jetzt machen wir Projektarbeit.“