Trittau. Wahl im Amtsausschuss fällt denkbar knapp aus. Was hinter dem Abstimmungsverhalten der Wählergemeinschaften und Parteien steckt.

Wer wird neuer Amtsvorsteher im Amt Trittau? Das war die spannende Frage, die es bei der ersten Sitzung des Amtsausschusses nach der Kommunalwahl zu klären galt. Nachdem der frühere Amtsinhaber Ulrich Borngräber (Aktive Wählergemeinschaft Hamfelde) Ende Oktober 2022 von allen kommunalen Ehrenämtern zurückgetreten war, hatte die damalige Lütjenseer Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU) übernommen. Stentzler eröffnete zunächst die Sitzung, übergab dann aber für die Wahlleitung an Karsten Lindemann-Eggers (Bürger für Großensee) als dienstältestem Mitglied des Ausschusses.

Stentzler selbst stand nicht zur Wahl, da sie kein Mitglied des Amtsausschusses mehr ist. Dafür hatten bereits im Vorfeld zur Wahl Karsten Lindemann-Eggers und Patrick Marsian aus Lütjensee (CDU) ihre Bereitschaft signalisiert, den Posten zu übernehmen. Doch das gelang keinem der beiden. Statt dessen präsentierten die Wählergemeinschaften Witzhaves Bürgermeister Jens Feldhusen (Wählergemeinschaft Witzhave) als gemeinsamen Kandidaten. Feldhusen erhielt im ersten Wahlgang auch die erforderliche Stimmenmehrheit – aber nur knapp. Was war passiert?

Neuer Amtsvorsteher bekommt 42 von 79 Stimmen

Offensichtlich konnten sich die Wählergemeinschaften nicht auf Lindemann-Eggers einigen. Aus der Gruppe heißt es, dass es bei den Treffen sogar einen regelrechten Disput um die Personalie gegeben habe. Doch nur wenn die Wählergemeinschaften mit einem gemeinsamen Kandidaten ins Rennen gehen, gelten sie als Wählergruppe. Der Zusammenschluss muss schriftlich dokumentiert und bei Amtsvorsteherin oder Amtsvorsteher vor der Sitzung eingereicht werden.

Ja oder nein zu Jens Feldhusen? Karsten Lindemann-Eggers (l.) verkündet das Wahlergebnis, das auf dem Flipchart zu sehen ist. Zwischenzeitlich sah es nicht so aus, als ob die Wählergemeinschaften ihren Kandidaten ins Ziel bringen könnten.
Ja oder nein zu Jens Feldhusen? Karsten Lindemann-Eggers (l.) verkündet das Wahlergebnis, das auf dem Flipchart zu sehen ist. Zwischenzeitlich sah es nicht so aus, als ob die Wählergemeinschaften ihren Kandidaten ins Ziel bringen könnten. © Elvira Nickmann

Derzeit verfügt die Wählergruppe im Amtsausschuss über 36 von 82 Stimmen, zweitstärkste Kraft ist die CDU mit 30 Stimmen. 16 Stimmen verteilen sich auf andere Gruppierungen. Die Grundlage zur Berechnung, wie viele Stimmen jedes der 24 Mitglieder hat, richtet sich nach der Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinden. Für Feldhusen stimmten 42, mit Nein 33, es gab vier Enthaltungen. Weil ein Ausschussmitglied fehlte, wurden insgesamt nur 79 Stimmen abgegeben.

Die vielen Nein-Stimmen dürften sich weniger an der Person Feldhusens festmachen lassen, sondern vielmehr eine Retourkutsche wegen des Abstimmungsverhaltens der Wählergemeinschaften bei der Wahl des Arbeitsausschussmitglieder des Schulverbands Trittau sein. Trittau stellt 56 Prozent der Schüler, trägt 61 Prozent der Zahllast, ist aber nur noch mit einem statt zuvor vier Mitgliedern im Ausschuss vertreten. Das hatte bei vielen Politikern für Verärgerung gesorgt.

Vom neuen Amtsvorsteher wird Verlässlichkeit erwartet

Peter Sierau von der Bürgergemeinschaft Trittau (BGT) ist mit dem Wahlergebnis sichtlich zufrieden. „Ich bin der Meinung, dass das Amt jemanden braucht, der vor allem die Gemeinsamkeiten herausarbeitet, damit wir vorankommen“, sagt er. Das sei bei Lindemann-Eggers nicht zu erwarten gewesen. „Ich bin davon überzeugt, dass Jens Feldhusen und die Konstellation mit Patrick Marsian als seinem Stellvertreter eine gute Lösung für das Amt ist“, ist sich Sierau sicher. „Die beiden könnten einiges bewegen.“

Es habe in der Vergangenheit immer mal Prozesse gegeben, wo das, was in verschiedenen Ausschüssen zuvor erarbeitet wurde, nachträglich gekippt worden sei. „Wenn man etwas bewegen will, muss man Verlässlichkeit zeigen“, meint Sierau. Feldhusen habe sich nicht selbst ins Spiel gebracht, sondern sei aus der Gruppe heraus angefragt worden, ob er sich vorstellen könne, den Posten zu übernehmen. Es gehe darum, eine gemeinsame Linie für die Zukunft der Gemeinden zu erarbeiten und zusammen nach Lösungen zu suchen, wenn es darum gehe, wo etwas entwickelt werden oder entstehen könne. „Ich bin guten Mutes, dass sich das für jeden lohnt, da mitzumachen. Ich werde auf jeden Fall meinen Beitrag leisten.“

Amtsausschuss entscheidet über Unterbringung Geflüchteter

Der Amtsausschuss in neuer Zusammensetzung auf der Treppe des Amtshauses vor dem Wappen des Amtes Trittau.
Der Amtsausschuss in neuer Zusammensetzung auf der Treppe des Amtshauses vor dem Wappen des Amtes Trittau. © Elvira Nickmann

Vor der Wahl hatte Feldhusen gegenüber den Ausschussmitgliedern betont, dass Vertrauen ein wichtiger Faktor seiner politischen Arbeit sei. Er engagiere sich seit 34 Jahren in der Gemeinde, seit 20 Jahren als Bürgermeister. Seinen Schwerpunkt lege er darauf, das Amt gemeinsam zu führen. Feldhusen ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sein Sohn führt den landwirtschaftlichen Betrieb, in dem Bürgermeister als Seniorchef mit anpackt. Eine Aufgabe, die er als Amtsvorsteher angehen will, ist die Unterbringung der Geflüchteten. Mieten, kaufen, selbst bauen? Bei Immobilien des Amtes fällt die Entscheidung in die Zuständigkeit des Amtsausschusses.

Weil das Amt die Verwaltung der Gemeinde Trittau übertragen hat, gibt es viele Überschneidungen. Beispielsweise in Personalfragen müssen beide eine Einigung erzielen. Der Amtsvorsteher nimmt repräsentative Aufgaben wahr. So will Feldhusen die Beziehungen zu den Partnergemeinden vertiefen und ist für die Ausrichtung des Amtsfeuerwehrfestes zuständig. Es gilt als ungeschriebenes Gesetz, dass der Amtsvorsteher aus den Gemeinden kommt, Trittau hingegen den Vorsitz im Schulverband hat. Ebenso, dass der Stellvertreter des Amtsvorstehers aus der zweitgrößten Wählergruppe, in diesem Fall der CDU, stammt. Zum ersten Stellvertreter wurde Patrick Marsian, zur zweiten Stellvertreterin die Rausdorfer Bürgermeisterin Annerose Lüdtke (WGR) gewählt.

Marsian ist seit zwei Amtsperioden im Amtsausschuss dabei. Er sagt: „Ich mag mit Menschen umgehen, helfen und mich einbringen. Ich mach das schon aus Leidenschaft und identifiziere mich mit der Rolle und damit, für Bürgerinnen und Bürger da zu sein und Problemstellungen zu reflektieren.“ Nach seiner Wahl sagte Feldhusen: „Ich freue mich auf eine tolle Zusammenarbeit.“ Bürgermeister Oliver Mesch hofft, dass unter der Leitung von Feldhusen die Amtsgemeinden noch stärker kooperieren und zusammenrücken. Mesch: „Dann sind wir für die Zukunft gut gewappnet.“