Trittau. Kandidatin für Nachfolge von Anke Schäfer stellt sich in Gottesdienst vor. Warum Stefanie Günther von Hamburg aufs Land wechseln will.
Mit dem Weggang von Pastorin Anke Schäfer – seit mehr als 30 Jahren die seelsorgerliche Konstante in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Trittau – ist eine große Lücke entstanden. In der Ausschreibung zur Neubesetzung der Vollzeit-Pfarrstelle stand zu lesen, dass Bewerber ihr Amt mit Herz und Seele ausfüllen, die bunte Vielfalt ihres Berufes lieben und Freude daran haben sollten, mit Menschen in Kontakt zu sein. Wichtig sei außerdem die Verbindung der drei Kernbereiche pastorale Arbeit, Kirchenmusik und Religionspädagogik in den Kitas.
Von der Stellenbeschreibung fühlte sich die Hamburger Pastorin Stefanie Günther sofort angesprochen. Denn sie wollte sich schon länger verändern, raus aus der Stadt und aufs Land ziehen. Sie sagt: „Aktuell arbeite ich im Vertretungspfarramt des Kirchenkreises Hamburg-Ost. Ich bin viel hin- und hergereist und jetzt dezidiert auf der Suche nach etwas, wo ich anwachsen kann.“ Eine Aussage, die sich mit den Wünschen des Kirchengemeinderates deckt, der nach den ganzen Wechseln der letzten Jahre auf der zweiten inzwischen weggefallenen Pfarrstelle eine langfristige Besetzung anstrebt.
Pastorin soll von Verwaltungsaufgaben entlastet werden
Deren ersatzlose Streichung hatte nach Einschätzung von Katrin Röttinger, Vorsitzende des Kirchengemeinderats, das Arbeitsvolumen für Pastorin Anke Schäfer wesentlich erhöht. Von diesem Fakt lässt sich Günther jedoch nicht abschrecken. „Ich erlebe es nicht zum ersten Mal, dass ich in eine Gemeinde komme, wo zuvor noch zwei Pastorinnen waren. Wenn man eine 40-Stunden-Woche haben will, wird man nicht Pastorin“, meint die 50-Jährige. Die Kirchengemeinde sei sehr kreativ und bereit, Aufgaben anders zu organisieren. Röttinger bestätigt das, sagt: „Unser Plan sieht vor, viele Verwaltungsaufgaben aus dem Pastoralamt herauszuhalten.“
Einige der Mitglieder des Kirchengemeinderats hat Günther bereits bei einem Treffen in Trittau persönlich kennengelernt. „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch im kleinen Kreis mit ihr“, berichtet die Vorsitzende. „Sie wollte hören, wie wir so ticken.“ Es sei für beide Seiten darum gegangen, mehr in die Tiefe zu gehen und sich einen Eindruck davon zu verschaffen, „wie die Menschen so zusammenpassen“. „Ich bin mit einer unglaublichen Herzlichkeit und Offenheit aufgenommen worden“, sagt Stefanie Günther, die sich in Trittau schon umgeschaut hat. Sie schwärmt von dem Platz mit der herrlichen Kirche und der wundervollen Landschaft rund um Trittau. Und hat sogar schon das Eis vom Eiscafé Griem probiert und für gut befunden.
Sie wollte Goldschmiedin oder Kunsttherapeutin werden
Obwohl Günther in einem Pastorenhaushalt im baden-württembergischen Ettenheim, einer Kleinstadt mit fast 13.900 Einwohnern, aufgewachsen ist, fand sie erst auf Umwegen zu ihrem Beruf. „Für mich war klar, mein Vater macht das gut, aber ich hatte ursprünglich für mich ausgeklammert, jemals Pastorin zu werden.“ Eher Goldschmiedin oder Kunsttherapeutin.
„Um mal etwas ganz anderes zu machen“ habe sie 1992/93 ein freiwilliges soziales Jahr absolviert. „Für mich war immer klar, ich möchte mit Menschen und kreativ arbeiten und es sollte eine Aufgabe sein, die mich erfüllt.“ Doch auch danach war sie unschlüssig, wie es weitergehen sollte. Den entscheidenden Impuls lieferte ein Termin bei der Berufsberatung. Das alles klinge ganz danach, dass Stefanie Günther Theologie studieren sollte, befand die Beraterin. „Das habe ich dann getan – und ich habe es nie bereut. Ich habe die Aufgabe immer als Berufung empfunden und erfülle sie aus dem tiefsten Herzen heraus“, sagt sie.
Hobby Kirchenmusik passt perfekt zum beruflichen Profil
Ihr Studium der Evangelischen Theologie absolvierte sie in Heidelberg und Hamburg. Nach dem Examen ging sie zunächst zurück in die Heimat. Günther: „Es hat gedauert, bis die Nordkirche mich übernommen hat.“ 2003 bis 2005 schloss sich das Vikariat in Wedel in der Kirche am Roland, der heutigen Immanuelkirche, an. Günther ist geschieden, hat zwei Söhne im Alter von 15 und 19 Jahren und einen Hund. Aktuell ist sie als Pastorin im Vertretungsdienst im Kirchenkreis Hamburg-Ost an der Hauptkirche St. Nikolai tätig. „Doch im Grunde ist die Großstadt nicht mein Pflaster, ich möchte mich in einem etwas begrenzteren Rahmen ansiedeln.“
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Günthers Hobby ist die Kirchenmusik. Bereits als Teenager nahm sie Orgelunterricht und leitete einen kleinen Kirchenchor. „Was mich total reizt, ist Kirchenmusik. Gekoppelt mit der Arbeit mit Kindern ergibt das eine ideale Kombination, um eine Kirchengemeinde vom Grund her aufzubauen“, findet die Pastorin. Damit punktet sie beim Kirchengemeinderat, der das genau so im Profil vorgegeben hat.
Andere Gemeinden haben Probleme bei der Neubesetzung
„Wir sind sehr froh“, sagt Röttinger. In anderen Gemeinden gestalte sich die Suche nach einem Nachfolger schwieriger. Günther habe zwar als Einzige Bewerbungsunterlagen eingereicht, aber „wir hatten schon die Wahl. Es gab andere Anfragen, da verliefen die Gespräche nicht so positiv wie mit ihr.“ Von Vorteil sei auch, dass sie weder vor der Pension stehe noch blutjung sei. Wenn alles nach Wunsch geht, könnte Günther die Stelle frühestens zum 1. September antreten. Nach dem Vorstellungsgottesdienst gilt eine Frist bis zum 9. Juli, in der stimmberechtigte Gemeindemitglieder ihre Bedenken äußern können. Danach stimmt der Kirchengemeinderat ab, ob Stefanie Günther neue Trittauer Pastorin werden soll. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls denkbar günstig.
Vorstellungsgottesdienst von Pastorin Stefanie Günther Sonntag, 2. Juni, 10 Uhr, Martin-Luther-Kirche, Kirchenstraße 17, anschließend Gelegenheit für Gespräche