Trittau. Kritik der SPD an Verwaltung in Trittau, die auch für die Kostenexplosion bei Sanierung verantwortlich sei. So reagiert das Rathaus.
Für die Trittauer SPD ist das Thema Asbest im Gymnasium Trittau offenbar ein Dauerbrenner zu sein. Seit voriges Jahr bekannt wurde, dass in der Schule asbestbelastete Brandschutzklappen verbaut sind, konfrontiert sie Verwaltung und Schulverband immer wieder mit neuen Fragen und öffentlich geäußerten Vorwürfen, dass deren Versäumnisse zur Explosion der Sanierungskosten und Gefährdung der Schüler geführt hätten.
Dieses Vorgehen wollen sich Schulverbandsvorsteherin Ulrike Lorenzen und die Trittauer Verwaltung mit Bürgermeister Oliver Mesch an der Spitze nicht länger gefallen lassen und gehen jetzt ihrerseits in die Offensive. Zuletzt hatten sich SPD-Mitglieder, darunter der Vorsitzende des SPD-Ortsverbands Thies Grothe, neue Erkenntnisse von einer Akteneinsicht zu dem Vorgang versprochen.
Asbest in Schule: Schwere Vorwürfe gegen Verwaltung in Trittau
Im Nachgang dazu äußerte Regine Brüggemann (SPD) neuerlich massive Anschuldigungen in Richtung der Verantwortlichen. Schriftlich ließ sie verlauten: „Wir sind schon sehr erstaunt, dass das Thema der asbesthaltigen Brandschutzklappen und ihrer wesentlichen Mängel Schulverband und Verwaltung nicht erst seit Juli 2021, sondern schon drei Jahre zuvor, seit September 2018, bekannt war.“ Gegenteilige Aussagen der Verwaltung entsprächen nicht der Aktenlage.
Und Thies Grothe meinte: „Im Ergebnis ist dem Schulverband Trittau durch das viel zu späte und fristwidrige Handeln bei der Mängelbeseitigung nach einer groben Schätzung ein erheblicher finanzieller Schaden von über 100.000 Euro entstanden.“ Er warf dem Schulverband gewissenloses Handeln vor und bezichtigte ihn und die Verwaltung, „die Thematik wider besseres Wissen öffentlich unsachlich zu kommentieren und als unwichtig oder Wahlkampfgetöse abzutun“.
Anzeigepflicht gilt erst seit Oktober 2018
Schwerwiegende Vorhaltungen, die Lorenzen und Mesch nicht einfach so im Raum stehen lassen wollen. Mesch sagt: „Sie entbehren jeder Grundlage.“ Weder hätten beide bereits 2018 von den Asbestvorkommen in den Brandschutzklappen der Schule erfahren, noch könne von einem finanziellen Schaden die Rede sein. Hinfällig sei damit auch die genannte Summe von 100.000 Euro Mehrkosten, da sie sich auf eine fiktive Baukostensteigerung in der Zeit von 2018 bis 2021 beziehe.
Außerdem seien bei der Einholung der Angebote Preise für Optionalangebote wie eine elektrische Regelung – die einen Klappenausfall sofort auf einem Bedientableau anzeige – und Reinigungskosten abgefragt worden. „Falls wir uns zugleich modernisieren wollen.“ Abgerechnet werde am Ende aber nur, was wirklich geleistet worden sei.
Verwaltung verlässt sich auf die Experten
Die zehn Mängel, die bei einer Funktionsüberprüfung der Klappen 2018 festgestellt worden seien, hätten den Brandschutz zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt. Diese Angabe bestätigt der für die Sanierung zuständige Projektleiter Achim Neumann, dessen Firma auf Brandschutz spezialisiert ist. Er sagt: „Eine Gefährdung bestand nicht, die Klappen haben funktioniert.“ Das sei zudem durch die jährliche Inspektion gesichert gewesen. Dass nicht alle Mängel innerhalb der Frist beseitigt worden sind, nimmt der Bürgermeister auf seine Kappe. „So wollen wir als Verwaltung nicht arbeiten“, sagt er. Tatsächlich bringt das Vorgehen im Ergebnis aber einen finanziellen Vorteil, wie Neumann erläutert: „Die Arbeiten werden jetzt mit erledigt. Auf diese Weise wird sogar Geld gespart.“
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Erst seit Oktober 2018 seien asbesthaltige Brandschutzklappen anzeigepflichtig, so der Experte. Die turnusgemäß alle drei Jahre von einem anerkannten vereidigten Sachverständigen vorgenommene Prüfung der Anlage hinsichtlich ihrer Betriebssicherheit war laut Bürgermeister Mesch jedoch bereits zuvor erfolgt. Erst im Prüfbericht 2021 sei von Asbest die Rede gewesen. „Von wegen, wir hätten nur einmal googeln müssen“, sagt Mesch. „Wir müssen bei einem solchen Bericht von einer fachlichen Expertise ausgehen.“
Inzwischen wurden alle Klappen ausgebaut
Er sei von den Mitarbeitenden über das Ergebnis erst 2022 in Kenntnis gesetzt worden. Denn sie hätten nach Zugang des Prüfberichts im Sommer 2021 zunächst ein Sanierungskonzept erarbeitet. Nach Angabe von Lorenzen war der zuständige Fachbereich zu diesem Zeitpunkt nicht voll besetzt und auch Corona hat laut Mesch eine Rolle gespielt. Klar ist aber auch: „Intern hätte ich mir ein anderes Vorgehen gewünscht“, so Mesch.
Lorenzen sagt, sie habe im Sommer 2022 von dem Ergebnis erfahren und daraufhin sofort eine Luftmessung veranlasst. Es wurden keine Asbestfasern festgestellt. Selbst wenn sich Asbestfasern gelöst hätten, befänden sich vor und hinter den Brandschutzklappen Filter, so Neumann. „In denen bleiben sie hängen.“ In der Lüftungsanlage, in der die Klappen verbaut seien, zirkuliere zu 70 Prozent Abluft, die nach außen geleitet werde. 40 der 51 Klappen seien mit Asbest verseucht. Alle 51 seien inzwischen unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsvorkehrungen ausgebaut worden und würden durch neue ersetzt. „Am 16. Januar haben wir mit dem Ausbau begonnen und ihn am 27. Februar abgeschlossen“, sagt Neumann. Das sei Rekord. „So eine Sanierung dauert woanders manchmal vier bis fünf Jahre von Beginn der Planung an.“
Trittau: SPD setzt der Verwaltung eine Frist
Die SPD erwartet indes die Beantwortung eines umfangreichen Fragenkataloges in der Sache, der der Verwaltung seit dem 20. Februar vorliegt. Sie hat dazu eine Frist bis 15. März gesetzt. Thies Grothe sagt: „Wir erwarten vom Schulverband und der Verwaltung eine zeitnahe sachgerechte Beantwortung aller unserer übermittelten Fragen.“ Sollte den Verantwortlichen ein Fehlverhalten nachzuweisen sein, „muss das disziplinarische Maßnahmen nach sich ziehen“.
Lorenzen rügt, dass die Beantwortung der Fragen sehr zeitaufwendig sei und wertvolle Arbeitszeit verloren gehe. „Die Anschuldigungen überschatten nicht nur den Schulverband, sondern viele unserer Projekte.“ Mesch mahnt eine Rückkehr zur Sachlichkeit an. „Die Vorwürfe zielen wahrscheinlich auf mich, treffen aber ein hochengagiertes Team“, sagt er. Was ihn irritiere, sei die Aufgeregtheit einiger weniger Personen. Denn bei Eltern und Schule sei das Ganze kaum ein Thema.