Großhansdorf. Der 18-Jährige das mit Abstand jüngste Mitglied der Kegelabteilung beim SV Großhansdorf. Jetzt startet er in Kiel für Deutschland.

Nach ihren sportlichen Hobbys gefragt, lautet die Antwort der meisten Jugendlichen Fußball, Handball, Leichtathletik, Turnen oder Tanzen. Kaum jemand würde hier wohl Kegeln nennen. Eine Ausnahme ist Niklas Kröger. Der 18-Jährige aus Ahrensburg ist seit seinem zehnten Lebensjahr passionierter Kegler – und der einzige Nachwuchssportler in der Abteilung des SV Großhansdorf. Mit Erfolg: Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften im Juni in Celle errang er in seiner Altersklasse U 18 die Silbermedaille.

„Viele haben das Vorurteil, dass Kegeln ein Kneipenspiel ist und keine ernstzunehmende Sportart“, sagt Kröger. Dabei brauche es viel Übung und technisches Können, um gut zu werden. „Kegeln ist ein sehr lernintensiver Sport“, sagt er. „Man braucht ein Gefühl für Koordination und für das richtige Timing.“ Auf das Zusammenspiel von Kopf und Körper komme es an. Denn bei Wettkämpfen ist es eher die Regel, dass mit einem Wurf alle neun Kegel umfallen, als die Ausnahme.

Niklas Kröger ist das einzige Nachwuchstalent im Kegeln beim SV Großhansdorf

„In der Liga wird fünf mal 20 Wurf gespielt, also jeder der fünf Spieler einer Mannschaft wirft 120 Mal“, erklärt Kröger. Für jedes gefallene Holz, wie die Kegel im Fachjargon heißen, gibt es einen Punkt. Der sogenannte Schnitt liege bei 840 Punkten, 1080 wären pro Spieler maximal möglich. „Alles unter 840 kann man gleich vergessen“, sagt der 18-Jährige. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bahn alle 30 Würfe gewechselt wird. „Es gibt auf den für die Punktspiele zugelassenen Anlagen vier Bahnen, sodass jeder Spieler 30 mal pro Bahn wirft“, erklärt Kröger.

Dazu gibt es die Vorgabe, dass je Bahn 15 Ansätze links und 15 rechts gespielt werden müssen. „Damit ist gemeint, auf welcher Seite die Kugel zuerst aufsetzt“, sagt Kröger und ergänzt: „Das macht es schwieriger, weil man im Grunde acht verschiedene Bahnen spielt.“ Denn, auch, wenn die Anlagen genormt seien, sei doch jede Bahn etwas anders. „Darum geht es gerade, dass man schnell erfasst, wie die Kugel rollt und die Wurftechnik anpasst“, erklärt der Ahrensburger.

In Stormarn und Umgebung schließen immer mehr Kegelbahnen

Für Niklas Kröger ist das zeitintensive Üben, das wiederholte Feilen an der Wurftechnik, das notwendig ist, um in Wettkämpfen mithalten zu können, einer der Gründe, warum sich so schwer Nachwuchs finden lässt. „Viele probieren es aus, mal einen Abend zum Spaß, aber um dann dran zu bleiben, fehlt dann einfach die Motivation“, sagt er. Zudem gebe es nur wenige Wettkämpfe für den Nachwuchs. „Meist sind es nur drei im Jahr.“

Hinzu komme, dass in der Region immer mehr Bahnen schließen, und es damit immer weniger Vereine gebe, die Kegeln als Sparte anböten. Die Bahn in der ehemaligen Sportgaststätte „Sporti“ am Kortenkamp in Großhansdorf ist eine der letzten in Stormarn. Auch die muss wohl mittelfristig weichen: Der SVG plant, das „Sporti“ abzureißen, um Platz für eine neue Halle zu schaffen.

Zwischen Kegeln und Bowling gibt es einige entscheidende Unterschiede

Zweimal die Woche feilt Niklas Kröger an seiner Wurftechnik.
Zweimal die Woche feilt Niklas Kröger an seiner Wurftechnik. © HA | Filip Schwen

Und dann ist da noch Bowling, das dem Kegeln als sportliche Unternehmung mit Freunden und Familie längst den Rang abgelaufen hat. „Es gibt überall Bahnen, auch mit besonderen Gimmicks wie Schwarzlicht oder Themenwelten“, sagt Kröger. Der Ahrensburger führt das vor allem darauf zurück, dass Bowling einfacher sei. „Beim Kegeln sind die Kugeln kleiner und haben außerdem keine Löcher zum Greifen“, sagt er.

Zudem seien die Bahnen schmaler und hätten eine Kehlung, eine leichte konkave Einbuchtung in der Mitte. „Das haben Bowlingbahnen nicht, die sind komplett gerade“, erklärt er. „Es ist nicht so, dass jemand, der oft Bowlen war, deswegen auch gut im Kegeln ist und umgekehrt“, berichtet der 18-Jährige aus eigener Erfahrung. Auch die Regeln seien unterschiedlich. „Beim Kegeln gibt es zum Beispiel nur neun statt zehn Kegeln und die werden nach jedem Wurf alle wieder aufgestellt.“

Wegen Mangel an Spielern müssen sich Vereine zusammenschließen

Um Liga-Mannschaften aufzustellen, müssen die Vereine immer größere Spielgemeinschaften bilden. „Es ist schwer, die Leute zusammenzubekommen“, sagt Kröger. Der SVG hat sich inzwischen mit den Keglern aus dem Rest Stormarns und dem Nachbarkreis Segeberg zur SG Segeberg – Stormarn – Trappenkamp zusammengeschlossen.

Dabei kann sich die Bilanz der Stormarner sehen lassen: Seit 2014 spielen die Kegler mit Unterbrechungen in der Zweiten Bundesliga, sind damit eine der erfolgreichsten Sparten des SV Großhansdorf. Am Ende der vergangenen Saison musste das Team allerdings einen Rückschlag hinnehmen: Den Abstieg in die Landesliga. „Der Wiederaufstieg zum Saisonende ist das klare Ziel“, gibt sich Niklas Kröger optimistisch.

Auch Mutter, Vater und Großeltern haben schon im Verein gekegelt

Acht Spieler sind derzeit in der Mannschaft aktiv. Fünf sind notwendig, um in der Landesliga gemeldet zu sein. Dort konkurrieren Niklas Kröger und sein Team mit sieben anderen Mannschaften aus ganz Schleswig-Holstein. Sieben Spieltage gibt es pro Saison, eine Partie dauert rund vier bis fünf Stunden. Zweimal in der Woche trifft sich die Mannschaft zum Training.

Niklas Kröger ist seit 2013 dabei. „Ich war gewissermaßen durch meine Familie vorbelastet“, sagt er. Mutter, Vater und Großeltern haben ebenfalls im SVG gekegelt. „Mein Vater bis vor Kurzen auch in der Ligamannschaft, dann musste er aus gesundheitlichen Gründen aufhören“, erzählt der 18-Jährige. Schon als kleines Kind begleitete der Ahrensburger seinen Vater häufig zu Punktspielen.

Für Niklas Kröger geht es beim Kegeln auch um Geselligkeit

Am Kegelsport gefällt Niklas Kröger vor allem die Geselligkeit. „Wir sind eine kleine, feine Gemeinschaft“, sagt er über die Mannschaft, deren Mitglieder zwischen 18 und 60 Jahre alt sind. „Einer der Vorteile davon, dass es wenig aktive Spieler gibt, ist, dass man auch über die Region hinaus viele kennt“, sagt der 18-Jährige.

Dass er meist der Jüngste sei, störe ihn nicht. „Kegeln ist ein sehr geselliger Sport, insofern hat die Corona-Pandemie uns nicht gerade gut getan, wenn es darum geht, neue Spieler zu gewinnen“, sagt Kröger. Nicht nur die Trainingsmöglichkeiten seien eingeschränkt gewesen, auch das Beisammensitzen im Anschluss und viele Wettkämpfe seien weggefallen.

Vom 29. September bis 2. Oktober spielt der Ahrensburger in Kiel für Deutschland

Seit September 2021 ist Kröger für den deutschen Nationalkader U 18 nominiert, zum Einsatz kam er infolge der Pandemie bislang nicht. Umso mehr freut sich der Ahrensburger auf den Nationscup, der jetzt vom 29. September bis 2. Oktober in Kiel ansteht. Dort trifft Kröger gemeinsam mit anderen Nachwuchskeglern aus ganz Deutschland auf Gleichaltrige aus Dänemark und Polen. „Das ist eine besondere Herausforderung, gegen die Besten aus anderen Ländern zu spielen“, sagt er. Und hofft, aus Kiel seinen ersten internationalen Titel mit nach Hause zu nehmen.