Grosshansdorf. Neubauprojekt spaltet Sportverein. Mitglieder erheben schwere Vorwürfe. Dabei geht es auch um eine angebliche Corona-Leugnerin.

Halle, Gymnastiksaal, Seminarraum, moderne Umkleiden – ein Prestigeprojekt soll das geplante Sportzentrum am Kortenkamp für den SV Großhansdorf (SVG) sein. Im Oktober hat der Vorstand des mit rund 1200 Mitgliedern größten Sportvereins in der Waldgemeinde die Pläne öffentlich gemacht, die einen Abriss des ehemaligen Sportlerheims Sporti und einen schätzungsweise 3,1 Millionen Euro teuren Neubau an gleicher Stelle vorsehen.

Geplanter Hallenneubau sorgt für Streit in Großhansdorfer Sportverein

Doch anstatt dem SVG Auftrieb zu geben, droht das Projekt den Verein zu zerreißen. In Teilen des Clubs gibt es heftigen Widerstand gegen das Vorhaben. Gegner der Pläne erheben nun schwere Vorwürfe gegen den Vorstand. Dieser versuche, mit unlauteren Mitteln Kritiker mundtot zu machen.

An der Spitze der Projektgegner stehen Heiko Schmidt, langjähriger Trainer und Funktionär in verschiedenen Positionen, und Folke Kuhlwein, derzeit Zweiter Vorsitzender der Leichtathletik-Abteilung, auf der anderen Seite der Vorstand, bestehend aus der Vereinsvorsitzenden Petra Malchin und Schatzmeister Lutz Harnisch-Schwerdt. Die Fehde hat sich inzwischen derart zugespitzt, dass beide Seiten sie auch mit juristischen Mitteln ausfechten.

Konzept sieht Sportzentrum mit 450 Quadratmeter großer Halle vor

Der Streit begann mit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, zu der der Vorstand des SVG für den 15. September eingeladen hatte. Einziger Tagesordnungspunkt: Die „Vorstellung eines neuen Nutzungskonzeptes für das Sporti“. An jenem Abend präsentierte die Vereinsführung die Neubaupläne erstmals der Öffentlichkeit.

Das Konzept, das vom Architekturbüro Aumann Katzsch aus Hamburg stammt, sieht einen zweigeschossigen Bau mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 1700 Quadratmetern anstelle des ehemaligen Sportlerheims vor. Herzstück des Gebäudes soll eine 450 Quadratmeter große Halle sein. Daneben sind ein Kraftraum, ein Gymnastikraum, Umkleiden, Sanitäranlagen, eine Küche, Büros und ein Sitzungssaal vorgesehen.

Verein benötigt dringend zusätzliche Nutzungszeiten in Hallen

„Seit 2014 wurde es immer schwieriger, einen Pächter für die Gastronomie im Sporti zu finden“, sagt die Vereinsvorsitzende Petra Malchin. „Das Restaurant hat sich nicht mehr rentiert.“ Trotzdem fielen weiter Kosten für den Unterhalt des Gebäudes an. Gleichzeitig benötige der SVG dringend zusätzliche Hallenkapazitäten. „Es stehen immer weniger Zeiten für den Vereinssport zur Verfügung, weil die Schulen durch den Ausbau der Offenen Ganztagsschule einen wachsenden Eigenbedarf am Nachmittag haben“, so die Vorsitzende.

Die Gegner des Projektes monieren vor allem die Kostenkalkulation. „Die Zahlen sind extrem optimistisch, wenn nicht äußerst verwegen“, sagt Heiko Schmidt und rechnet vor: „Allein die Baukosten sind sehr niedrig angesetzt, die der Vorstand durch einen Kredit decken will. Dazu kommen noch die laufenden Ausgaben von 250.000 Euro pro Jahr für den Unterhalt des Neubaus.“

Projektgegner fürchten, dass sich der SVG finanziell übernimmt

Das Sportlerheim
Das Sportlerheim "Sporti" am Kortenkamp in Großhansdorf soll abgerissen werden. © HA | Filip Schwen

Diese wolle die Vereinsführung vor allem über die Mitgliedsbeiträge von bis zu 550 Neumitgliedern finanzieren. „Wo sollen die alle herkommen?“, fragt Schmidt. Andererseits sollten die Mitglieder aller Gruppen, die das neue Gebäude nutzten, jährlich einen Zuschlag von 120 Euro zahlen. „Das werden viele nicht mitmachen“, glaubt Schmidt.

Der Großhansdorfer und sein Mitstreiter Folke Kuhlwein fürchten, dass sich der Verein finanziell übernimmt. Im schlimmsten Fall drohe dem SVG der Bankrott. Daneben kritisieren die Beiden aber auch die Planungen insgesamt. „Die Halle wäre für den Mannschaftssport zu klein“, sagt Schmidt. „Außerdem verliert die Kegelabteilung mit dem Sporti ihren Trainingsort“, so der Großhansdorfer weiter, der zuletzt Vorsitzender der Sparte war.

Schmidt und Kuhlwein werfen dem Vorstand Intransparenz vor

Schmidt und Kuhlwein stören sich auch an der Informationspolitik des Vorstands. „Erst kurz vor der Mitgliederversammlung habe ich alle Unterlagen bekommen, obwohl ich als Abteilungsleiter zum erweiterten Vorstand gehöre“, sagt Schmidt.

Vielen Mitgliedern sei durch die Titulierung des Tagesordnungspunktes als „neues Nutzungskonzept Sporti“ nicht klar gewesen, dass es um einen Abriss gehe. „Das erscheint wie eine Verschleierungstaktik, um Kritiker von der Versammlung fernzuhalten“, sagt Schmidt. In den Folgewochen entwickelten sich Schmidt und Kuhlwein eigenen Angaben zufolge zu den Wortführern der Projektgegner. Am 24. Dezember, Heiligabend, bekam Schmidt Post vom Vorstand.

Schmidt lieferte sich Streit mit angeblicher Corona-Leugnerin

„In dem Schreiben stand, dass ich wegen vereinsschädigenden Verhaltens ausgeschlossen werde“, erzählt der Großhansdorfer. Die Nachricht habe ihn tief erschüttert. „Ich war 53 Jahre Mitglied“, sagt er. Der Vorstand legt Schmidt falsches Verhalten in mehreren Fällen zur Last. Er soll vor acht Jahren als Abteilungsleiter der Fußball-Sparte Quartalsabrechnungen nicht ordnungsgemäß ausgefertigt haben, wodurch der SVG vorübergehend seine Anerkennung als gemeinnütziger Verein verloren habe.

Dazu sagt Schmidt: „Ich wurde damals von den Mitgliedern, in Anwesenheit der heutigen Vereinsvorsitzenden, entlastet.“ Warum die Vorwürfe nun wieder hervorgeholt würden, erschließe sich ihm nicht. Zudem hätten seinerzeit auch andere Beteiligte Fehler gemacht. Der zweite Vorwurf bezieht sich auf einen Vorfall aus dem November 2021. Damals soll es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Schmidt und einer Trainerin gekommen sein. „Diese Person hat entgegen der damals gültigen Landesverordnung ohne Schutzmaske Training gegeben“, sagt Schmidt.

Trainerin forderte in einer Rundmail „Widerstand“ gegen Schutzmaßnahmen

Im Verein sei es ein offenes Geheimnis, dass die Frau eine „Corona-Leugnerin“ sei. In einer Rundmail an mehrere Mitglieder, die dem Abendblatt vorliegt, behauptet die Trainerin, die Corona-Regeln seien „medizinisch nicht begründet“ und spricht von einer „Apartheid, die ich nicht unterstützen will.“ Außerdem fordert sie: „Ich hätte gern, dass der gesamte Verein sich dagegen auflehnt und Widerstand leistet.“

Schmidt sagt: „An dem besagten Tag trat die 2G-Pflicht in Sporteinrichtungen in Kraft und diese Person hat Training gegeben, obwohl sie dem, nach meinem Wissensstand , nicht entsprach.“ Er habe sie daraufhin angesprochen und es sei zu einem Wortgefecht gekommen. Später habe er sich, für den Fall, dass er die Frau zu Unrecht verdächtigt habe, entschuldigt. Für Schmidt ist nicht nachvollziehbar, warum er aus dem Verein ausgeschlossen wurde, es für die Trainerin aber keine derartigen Konsequenzen gegeben habe, obwohl sie gegen die Corona-Regeln verstoßen habe.

Schmidt sieht in den Vorwürfen einen Vorwand

Schmidt sieht in den Vorwürfen einen Vorwand, „um einen Kritiker mundtot zu machen.“ Dazu passe auch das Vorgehen des Vorstandes gegen seinen Mitstreiter Kuhlwein. Gegen diesen hat die SVG-Führung demnach eine Verleumdungsklage angestrengt. „Es geht um einen Vorwurf, den ich auf einer Mitgliederversammlung gegen den Vorstand erhoben habe“, sagt Kuhlwein. Den Inhalt möchte er aus Sorge vor juristischen Konsequenzen nicht wiederholen.

Kurz darauf habe er Post von einem Anwalt bekommen. „Ich sollte eine Unterlassungserklärung unterzeichnen.“ Er habe sich geweigert. Die Frist sei Ende Januar abgelaufen, seitdem habe er nicht mehr von dem Anwalt gehört.

Vereinsvorstand weist die Vorwürfe entschieden zurück

Der Vorstand des SVG weist auf Abendblatt-Anfrage alle Anschuldigungen zurück. „Wir distanzieren uns ausdrücklich von dem Vorwurf, dass Herr Schmidt aufgrund seines Engagements gegen den Hallenneubau ausgeschlossen wurde“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Der Vorstand begrüße „eine sachliche, konstruktive Diskussion über das Für und Wider“ des Projektes. Die Pläne seien in der Geschäftsstelle einsehbar gewesen. Bei dem Finanzplan handele es sich zudem lediglich um einen ersten, nicht belastbaren Entwurf.

Zu den Vorwürfen gegen Heiko Schmidt heißt es: „Der Vorstand hat Herrn Schmidt wegen wiederholten vereinsschädigenden Verhaltens in seiner Funktion als Fußballabteilungsleiter, wegen Verbreitung einer unwahren und dadurch irreführenden Information an Vereinsmitglieder und einer verbalen Entgleisung gegenüber einer Übungsleiterin in Gegenwart von Eltern und Kindern ausgeschlossen.“

Ehrenrat hat den Vereinsausschluss inzwischen betätigt

Gegen die Trainerin seien „sanktionierende Maßnahmen“ verhängt worden, „jedoch in einem anderen Zusammenhang als einem Verstoß gegen die gültige Landesverordnung“. Es handele sich um einen vereinsinternen Vorgang, zu dem sich der Vorstand nicht weiter äußern könne. „Selbstverständlich befolgt der SVG die geltende Landesverordnung und kontrolliert diese nachweislich“, heißt es weiter. Zu der Klage gegen Kuhlwein möchte die Vereinsführung sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern.

Den Vereinsausschluss von Heiko Schmidt hat inzwischen auch der Ehrenrat des SVG bestätigt. Vor dem Gremium, das aus drei von den Mitgliedern gewählten Personen besteht, hatte der Großhansdorfer Widerspruch eingelegt. Mit dem Votum will er sich nicht zufriedengeben, bezweifelt die Unabhängigkeit des Rates. „Die Begründung gleicht fast eins zu eins der des Vorstands“, sagt er. Auch wenn die Mitglieder des Gremiums andere seien, gebe es „personelle Verbindungen zum Vorstand“.

Schmidt erwägt, vor Gericht Klage einzureichen

Schmidt erwägt nun, vor Gericht zu klagen. „Mir ist wichtig, dass alle Akten auf den Tisch kommen und ich insbesondere von dem Vorwurf bezüglich der Quartalsabrechnungen freigesprochen werde“, sagt er. Egal, wie ein Prozess ausgeht, klar ist: Das Hallenprojekt, das den SVG eigentlich in die Zukunft führen soll, steht unter keinem guten Stern.