Reinbek. Giuseppe Dellavecchia hat nach dem Ende des San Lorenzo neben seinem Großhandel in Reinbek ein neues Aufgabengebiet.

Der Mann ist ein Hansdampf in allen Gassen, also umtriebig und rastlos. Sport macht er in der Regel jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr in einem Fitnessstudio, bevor es zur Arbeit geht. Denn danach bleibt für Freizeitaktivitäten keine Zeit. „Ein Zwölf-Stunden-Tag ist schon Luxus“, sagt Giuseppe Dellavecchia. In der Region ist der 54-Jährige vor allem bekannt als Betreiber des Nobel-Restaurants San Lorenzo am Glinder Mühlenteich, dessen Betrieb er eingestellt hat. Dafür widmet sich der Unternehmer anderen Aufgaben. Für die Hotelmarke Vela im Luxus-Segment konzipiert er Restaurants und übernimmt die Schulung der Mitarbeiter.

All das steuert Dellavecchia von Reinbek aus. An der Hermann-Körner-Straße gegenüber dem Freizeitbad befindet sich sein Bistro Lorenzino inklusive Großhandel. Der Geschäftsmann beliefert Hotels, Restaurants und den Einzelhandel in Norddeutschland mit italienischen Speisen und Weinen, hat 35 Angestellte. In seinem Büro hängen Skizzen mit Raummaßen von Küchen und Essbereichen, Visualisierungen mit Interieur in verschiedenen Farben. Er arbeitet parallel an zwei Projekten: Namentlich sind es die Hotels Loev auf Rügen sowie Breeze auf der Insel Usedom, ein Neubau mit 170 Zimmern.

Budget für sein Projekt auf Usedom beträgt 2,7 Millionen Euro

Dort umfasst das Restaurant 600 Quadratmeter, im Außenbereich gibt es beheizbare Sitzbänke mit sogenannten Feuerstellen. „Es werden hochwertige Materialien verwendet. Die Verantwortlichen fragen nur, was ich benötige“, sagt Dellavecchia über seinen Handlungsspielraum. Das Budget für den Gastrobereich auf Usedom beziffert er auf 2,7 Millionen Euro. „Es ist ein absoluter Traum für mich, so etwas machen zu können.“ Er gehe mit dem Geld aber nicht verschwenderisch um.

Hinter der Hotelkette steht eine Immobiliengesellschaft aus Berlin, die expandieren will und weitere Standorte in Sellin, Göhren und Boltenhagen plant. Ein früherer Kollege aus dem Hotel Vierjahreszeiten an der Alster ist jetzt bei Vela in führender Position. So kam der Kontakt zustande.

Dellavecchia arbeitete von 1988 bis 1995 in der Hamburger Nobel-Herberge, war auch in namhaften Häusern in London, St. Moritz und Gstaad tätig. Seine Ausbildung machte er an einer Hotelfachschule in Italien. Bestandteil war auch, das Kochen zu lernen. Davon profitierte er, als der Entschluss reifte, das Angestelltenverhältnis zu beenden und sich selbstständig zu machen.

1998 ging der Gastro-Experte mit dem San Lorenzo an den Start. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung wurde das Lokal vom Guide Michelin erwähnt, immer wieder ausgezeichnet. Es zählte zu den zehn besten italienischen Restaurants in Deutschland, wurde ein Aushängeschild für Glinde.

Die Villa Bode in Glinde hat der Unternehmer verkauft. Dort war das San Lorenzo. Es zählte zu den zehn besten italienischen Restaurants in Deutschland.
Die Villa Bode in Glinde hat der Unternehmer verkauft. Dort war das San Lorenzo. Es zählte zu den zehn besten italienischen Restaurants in Deutschland. © René Soukup

Die Villa Bode, die zuerst gepachtet war, kaufte Dellavecchia 2007. Und er hatte Erweiterungspläne, trat damit 2017 an Politik heran. Der Bebauungsplan wurde auch geändert, allerdings erst im Januar dieses Jahres und damit während Corona. In der Pandemie hatte der Betrieb durchgehend geschlossen, der Großteil des Personals suchte sich andere Jobs. Wie berichtet, zog der gelernte Hotelfachmann einen Schlussstrich und verkaufte die Immobilie. Der neue Eigentümer plant den Abriss, will ein Haus mit Wohnungen bauen.

„Mit dem San Lorenzo habe ich mein Leben aufgebaut. Auf der einen Seite bin ich schon sentimental, wenn ich da vorbeifahre, auf der anderen auch ein Realist. Die Zeiten haben sich eben geändert“, so Dellavecchia. Vor Kurzem hatte er ein Gespräch mit Glindes Bürgermeister Rainhard Zug, erläuterte noch einmal die Beweggründe der Schließung. Der Erfolg mit dem Nobel-Lokal war Grundlage für die breitere Aufstellung als Unternehmer. 2013 baute er das Bistro in Reinbek samt Lagerhalle. Den Gästebereich hat er selbst entworfen, aber auch draußen angepackt. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, auf dem Bagger gesessen zu haben.“ Das Geschäft in Stormarns zweitgrößter Stadt samt des Großhandels bezeichnet der Gastronom als seinen Hauptjob.

Dort schult er das Vela-Personal. Den Kräften wird aber auch an den Hotel-Standorten das Know-how vermittelt, rund 100 Männern und Frauen. Diesen Part hat der frühere Küchenchef des San Lorenzo übernommen. Dellavecchia ist derzeit im Schnitt zweimal pro Woche in Mecklenburg-Vorpommern, um das Vorankommen beim Einrichten zu begutachten.

Vor zwei Wochen war er in Italien, suchte Porzellan-Teller aus für Zimmer und Lokale in den Hotels. Stückzahl: 30.000. Dazu Messer, Gabeln, Löffel und 15 Paletten Gläser. Wenn er darüber spricht, klingt das nach purer Begeisterung. Ideen umzusetzen und kreativ zu sein, da ist der Gastronom in seinem Element. Am Standort Binz setzt er übrigens auch sein Lorenzino-Konzept um.

Spenden an Klinik, die seine Krebserkrankung behandelte

Und was gibt Dellevecchia den Lernenden bei Schulungen mit auf den Weg? „Das Wichtigste ist das Lächeln, damit glättet man jeden Fehler. Es interessiert kaum noch jemanden, ob der Teller von links oder rechts serviert wird.“ Dann zieht er eine Skizze hervor, referiert über Farbtöne. Auf Usedom sind für das Restaurant türkis und blau gesetzt. „Weil Gäste dort nur wenige Meter vom Wasser entfernt sitzen.“ Auch an den geplanten Standorten der Hotelkette wird seine Expertise gefragt sein. Darüber macht er sich schon Gedanken. Mit denen ist Dellavecchia oft in Italien bei einem Kinderkrankenhaus in Genua. Dort wurde er als kleiner Junge wegen einer Krebserkrankung behandelt, spendet nun regelmäßig an die Gesundheitseinrichtung. Die Ärzte haben es ermöglicht, dass der inzwischen in Aumühle lebende Gastronom seine Träume verwirklichen kann.