Reinbek. Foodbloggerin und Vegetarierin aus Reinbek hat ihr erstes Kochbuch veröffentlicht. Was ihr an Rezepten besonders wichtig ist.
Essen und ihr Garten – das sind Anna Wanders Leidenschaften: „Was liegt da näher, als beides zu verbinden?“, sagt die Reinbekerin. Genau das hat sie seit 2016 getan: In ihrem Blog „allesausdemgarten“ erzählt sie von ihrem Garten, dem Gemüse, was sie dort wie anbaut und erntet sowie von den Tieren, die dort leben; mit 14.000 Quadratmetern ist das grüne Reich schon eher ein Park – und direkt an der Bille gelegen. Wildschweine, Rehe und Mäuse gehen dort ein und aus.
Vor allem aber bloggt Wander darüber, was sie aus ihrem Gemüse, das frisch aus dem Beet direkt in ihrer Küche landet, für vegetarische Gerichte zaubert. Denn die 58-Jährige isst seit 43 Jahren fleischlos. Die Rezepte hat Anna Wander jetzt unter dem Titel „Ich dachte, es gibt Nudeln …“ in einem Kochbuch veröffentlicht und dafür noch gleich einen eigenen Verlag gegründet.
Reinbeker Foodbloggerin bringt ihr erstes Kochbuch heraus
„Angefangen hat alles mit ein paar Kartoffeln, die mein Sohn und ich damals vor zehn Jahren eingebuddelt haben“, erinnert sich die Mutter dreier Kinder im Alter von 19 bis 28 Jahren. Die seien derart köstlich gewesen und wahnsinnig gut gediehen, dass bald eine Zucchini-Pflanze hinzugekommen sei, und das Gemüseangebot im eigenen Beet so nach und nach immer breiter wurde: Rhabarber, Trombette – eine italienische Zucchini-Spezialität –, Topinambur, Artischocken, Brombeeren, Kräuter wie Salbei und auch Wildblumen dürfen sich ausbreiten.
„Ich nehme alles so, wie es kommt“, erklärt die passionierte Köchin. „Es wächst nicht alles jedes Jahr gleich. Mein Gewächshaus brauche ich nur für die Tomaten. Ich bevorzuge alte Sorten. Die schmecken herrlich.“ Im Vorbeigehen pflückt sie etwas marokkanische Minze: „Die wächst hier wie Unkraut“, sagt Anna Wander. Sie liebt es, durch ihren Gemüsegarten zu gehen und in Gedanken neue Rezepte mit ihrem Gemüse und Kräutern zu kreieren.
Inspirationen für ihre Rezepte findet Anna Wander überall
Auch wenn sie auf dem Markt einkauft, auf Reisen ist oder auswärts isst, findet sie überall Inspirationen für ihre Rezepte, die sie in Gedanken schmecken kann. Hat ihr ein Gericht im Restaurant gefallen („was selten vorkommt, zu Hause schmeckt es mir am besten), nimmt sie sich einen Zettel und sinnt in Gedanken dem Geschmack hinterher und schreibt sich die Zutaten auf.
Dass die vegetarische Ernährungsweise für Anna Wander kein Verzicht, sondern Genuss ist, glaubt man ihr sofort. „Meine Mutter war auch eine sehr gute Köchin“, erzählt sie. „Allerdings gab es bei ihr jeden Tag Fleisch. Und als Alternative blieben ihr – als Schwäbin – nur noch Nudeln.“ So fand sie schon früh eine andere Art zu kochen: „mit Geschmack, Aromen und frischen Zutaten. Das Kochen wurde ein Bestandteil meines Lebens.“ Als Studentin bekochte sie ihre Freunde.
Die ganze Familie ernährt sich fleischlos
„Meine Kinder sind ebenfalls Vegetarier, mein Mann ist Kollateralvegetarier“, verrät sie. „Aber er vermisst nichts. Wenn wir im Restaurant sind, bestellt er sich gern mal Bolognese – das war’s.“ Ihre Kinder haben von klein auf alles probiert und an Kulinarischem auch alles mitbekommen. „Es war ihre freie Entscheidung, sich ebenfalls fleischlos zu ernähren“, sagt die Reinbekerin.
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Auf jeden Fall kommen sie gern nach Hause und unterstützen ihre Mutter während ihrer Reisen, indem sie ihre Pflanzen gießen. Die Lieblingsrezepte ihrer Kinder finden sich auch in ihrem Kochbuch wieder, ebenso wie kleine Kolumnen über „den Wahnsinn des Familienlebens“.
Alle Rezepte sollen einfach zu umzusetzen sein
„Wichtig ist mir, dass die Rezepte auch alltagstauglich sind“, erläutert Anna Wander. „Otto Lenghi etwa ist ein toller Koch und inspiriert mich. Aber bei 15 Gewürzen mache ich lieber mein eigenes Rezept daraus.“ Ob ein Weißkohlstrudel mit Petersiliensoße, ein Brokkoliflan („So haben auch meine Kinder dieses Gemüse gegessen“) oder selbst gemachte Gnocchi („Wer sie einmal gekostet hat, kauft keine mehr: Sie schmecken einfach um Lichtjahre besser“) – die Lektüre des Kochbuchs mit 130 Rezepten ist mindestens appetit-, aber auch fantasieanregend.
Nachdem ihre Buchidee von einem passenden Verlag abgelehnt worden war, weil dieser bereits ein ähnliches in Arbeit hatte, entschied sich Anna Wander, alles selbst zu machen: Die gelernte TV-Redakteurin gründete einen Eigenverlag, sie fand eine Druckerei in Italien, ein ehemaliger Kollege vom „Spiegel“ machte das Layout, und ihr Mann Dieter Degler, der bis 2001 beim „Spiegel“ die Medien manager-magazin.de und Spiegel Online leitete, übernahm die Schlussredaktion. Die Fotos von ihren Gerichten macht sie ebenfalls selbst.
„So brauche ich mich nicht zu verbiegen und konnte alles genau so machen, wie ich es wollte“, sagt sie zufrieden. Das Resultat mit 130 Rezepten auf 164 Seiten gibt es für 27 Euro in der Buchhandlung Erdmann (Bahnhofstraße 10) oder auf der Seite der Autorin allesausdemgarten.de.