Reinbek. Einige Händler in Reinbek sind vor allem vom Mittwoch als Markttag enttäuscht. Es fehle Laufkundschaft. Was sie und die Kunden sagen.
Entspannt und ruhig ist es am Mittwochvormittag auf Reinbeks Wochenmarkt, nicht alle der 20 Stände sind am 26. April auf dem Täbyplatz zu finden. Gemüsehändlerin Saskia Fey aus Ochsenwerder ist es in Reinbek – besonders mittwochs – zu ruhig: „In der Corona-Zeit war auf den Wochenmärkten viel los und wir hatten gehofft, dass auch ein paar der Kundinnen und Kunden darüber hinaus hängenbleiben“, erzählt sie.
Diese Hoffnung habe sich aber nicht erfüllt. „Ich weiß nicht, woran es liegt“, bedauert sie. „Ob es das Angebot ist, die Öffnungszeiten oder ob es an uns liegt.“ Das Potenzial für die Kundschaft sei in Reinbek da. „Es gibt hier aber einfach zu wenig Laufkundschaft“, moniert sie, während sie ihre Kundin Susanne Rosenthal nicht nur mit Wurzeln und Lauchzwiebeln versorgt, sondern auch mit einem Schnack über das Handballspiel des jüngsten Wochenendes.
Reinbek: Boom auf den Wochenmärkten lässt wieder nach
Auch Karin Rathmann, Blumenhändlerin der ersten Wochenmarkte-Stunde, ist unzufrieden. „Corona hat uns natürlich in die Karten gespielt, auch wenn die Nerven überall blank lagen: Die Menschen haben sich gefreut, wenn sie rauskamen, viele haben mehr Blumen gekauft, weil sie zu Hause bleiben mussten“, sagt die Händlerin aus Kirchwerder.
Doch die Nachfrage nach frischen Blumen sei wieder gesunken. „Die Stiefmütterchen sind schlecht gelaufen und die Tulpen auch. Viele junge Leute sehen ihre Wohnung vor allem als Schlafplatz, sie gehen lieber wieder essen und verreisen“, vermutet sie.
Gegensteuern mit mehr Werbung
Karin Rathmann ist allerdings der Ansicht, man sollte gegensteuern: „Wir sind hier alle ein Laden. Der Täbyplatz liegt für Zugezogene etwas versteckt, deshalb sollten wir mehr Werbung machen.“ Andere Öffnungszeiten seien aber nicht Lösung: „Auf dem Ganztagsmarkt in Billstedt ist mittags nichts los“, weiß sie.
Marktmeister Olaf Behn sieht die Lage anders: „Es war doch zu erwarten, dass der Ansturm nach der Pandemie wieder nachlässt“, sagt er. Das Modell Wochenmarkt liege im Trend: „Es ist es ein großer Vorteil, wenn die Kunden die Erzeuger noch kennen und befragen können“, stellt er fest. „Wir haben beispielsweise immer noch die ,Schween-Kartoffeln’ im Angebot, die mein Vorgänger Schween noch für uns anbaut.“ Auch Martina Eichner vom Stand „Alles Käse“ gegenüber sagt zufrieden: „Ich kann mich nicht beklagen. Besonders am Wochenende läuft es super.“
Kundin: „Als Berufstätige könnte ich diese Zeiten nicht nutzen“
Am Mittwoch kaufen die jungen Mütter Martje Nuzzo und Anna von Berg tatsächlich auch gern auf dem Markt ein. „Wir legen viel Wert auf frische Ware, sind deshalb regelmäßig am Apfelstand, und auch eine Fischfrikadelle ist ein Muss“, erzählt Nuzzo. Sie findet es schön, auf dem Markt Menschen zu treffen.
Wie sie ist auch Anna von Berg gerade in Elternzeit. „Als Berufstätige könnte ich diese Zeiten natürlich nicht nutzen“, räumt Anna von Berg ein. Sie wünscht sich zusätzlich ein Bio-Angebot, Nuzzo kauft ab und zu bei einem Bäcker auf dem Glinder Markt, der noch nach alter Tradition backt. Die Preise auf dem Reinbeker Markt seien vergleichsweise hoch, gibt sie zu bedenken.
Auch die Markthändler haben Nachwuchsmangel
Zum Händler-Mix sagt Behn: „Mehr geht natürlich immer. Vielleicht würde zu uns noch jemand mit Honig, mit Gewürzen oder mit frischen Nudeln passen. Aber das ist nicht einfach. Denn bei Wind und Wetter draußen auf dem Markt zu stehen, ist für junge Leute nicht mehr attraktiv.“
Die Kundinnen und Kunden lieben ihren Wochenmarkt: „Wir gehen jede Woche auf den Reinbeker Markt, obwohl wir mittlerweile nach Wentorf gezogen sind“, erzählt Cecilia Quint. „Es gibt nicht nur frische Ware, sondern auch eine schöne Atmosphäre.“ Ihr Mann Jürgen fügt hinzu: „Außerdem laufen hier sehr nette Leute herum – sowohl Kunden als auch Verkäufer.“
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Beliebt, aber nicht jeder kann sich den Wochenmarkt leisten
Rentnerin Manuela Waschatz (67) sagt, sie brauche im Ruhestand weniger Geld. „Ohne den Wochenmarkt wären wir aufgeschmissen“, sagt sie. Sie liebt die Blumen und den persönlichen Kontakt. „Ich bewundere die Händler, die sogar bei Regen und Schnee draußen verkaufen“, bekräftigt sie. Das Ehepaar Sibylle und Rüdiger Marks kommt regelmäßig aus Wentorf zum Täbyplatz: „Hier können wir besser parken als in Bergedorf“, sagt sie. „Und es gibt einen sehr guten Fischhändler.“
Die Preise muss man sich aber leisten können: Sabine Hoffmann, ebenfalls in Elternzeit, kommt gerade aus dem Aldi-Markt. Sie würde ebenfalls gern auf dem Markt kaufen, doch das sei zurzeit nicht drin. „Nicht nur wegen der Energiekrise und der Inflation, sondern auch wegen der Elternzeit haben wir im Moment gerade nicht so viel Geld“, erzählt sie.