Bad Oldesloe. Beim Zukunftsatlas der Bertelsmann-Stiftung schneidet der Kreis schlecht ab. Bürger sollen selbst Perspektiven erarbeiten.

Die Gesellschaft wird immer älter – auch in Stormarn. Mit 48 Prozent ist laut Kreisverwaltung fast jeder zweite Stormarner älter als 50 Jahre. Gleichzeitig machen die 18- bis 29-Jährigen gerade einmal 10,5 Prozent der Bevölkerung im Kreis aus. Nicht nur die Unternehmen, die schon jetzt mit Nachwuchssorgen zu kämpfen haben, stellt das vor Probleme. Auch die Bereiche Städtebau, Mobilität und Ehrenamt müssen sich an die alternde Gesellschaft anpassen.

Wie das gelingen kann, damit sollen sich Bürger bei drei sogenannten Zukunftswerkstätten befassen, welche die Kreisverwaltung in den kommenden Monaten in Ahrensburg, Bad Oldesloe und Reinbek plant. Das Format ist Teil des Projektes „Gestern Babyboomer, heute Best Ager und morgen?“, das im Februar mit der Wanderausstellung „Altersbilder“ und einem Vortrag der Bestsellerautorin Greta Silver gestartet ist.

Kreis Stormarn plant Workshops zum Demografischen Wandel

„Stormarn gehört zu den wirtschaftsstärksten Kreisen, aber aufgrund der demografischen Entwicklung liegen wir im Prognos-Zukunftsatlas 2022 der Bertelsmann-Stiftung nur auf Rang 315 von 400 Städten und Landkreisen in Deutschland“, sagt die Demografiebeauftragte der Kreisverwaltung, Christiane Clobes. Das Ergebnis verdeutliche die Notwendigkeit, sich mit dem Thema Demografischer Wandel zu befassen.

Der Blick der Demografiebeauftragten gilt besonders der Generation der Babyboomer, die inzwischen 55 bis 65 Jahre alt sei und absehbar aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden werde. Ein Drittel der Erwerbstätigen werde in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen.

Körber-Stiftung und Volkshochschulen sind an Projekt beteiligt

Für die Zukunftswerkstätten hat die Kreisverwaltung die Hamburger Körber-Stiftung und die Stiftungen der Sparkasse Holstein, die sich seit Jahren mit den Themen Demografie und Ehrenamt befassen, sowie als Gastgeber die Volkshochschulen (VHS) Ahrensburg, Bad Oldesloe und Sachsenwald ins Boot geholt.

Die inhaltsgleichen Veranstaltungen beginnen jeweils mit einem Impulsvortrag von Karin Haist, Programmleiterin Demografische Zukunftschancen bei der Körber-Stiftung. Im Anschluss können die Teilnehmer in drei Workshops zu den Komplexen Wohnen mit Anschluss, Ehrenamt sowie Älterwerden mit einer internationalen Familiengeschichte arbeiten. Die Ergebnisse werden am Ende im Plenum präsentiert.

Eigenheim mit Garten birgt im Alter Gefahr von Einsamkeit

Gerade die Babyboomer lebten mehrheitlich im Eigenheim mit Garten am Stadtrand, sagt Haist, die den Workshop Wohnen leitet. „Das ist nicht nur wegen des hohen Flächenverbrauchs ein Problem, sondern birgt auch die Gefahr der Einsamkeit im Alter“, sagt die Expertin.

Viele Senioren blieben nach dem Auszug der Kinder und dem Tod des Partners im viel zu großen Haus leben, das zudem in den seltensten Fällen barrierefrei sei. „Die Kommunen müssen von ihrer Planungshoheit Gebrauch machen und Lösungen schaffen, die den Flächenverbrauch in den Griff bekommen und es älteren Menschen gleichzeitig ermöglichen, auch am Lebensende im Quartier wohnen zu bleiben“, so Haist.

Ein Workshop hat Menschen mit Migrationshintergrund im Fokus

Beim Workshop Ehrenamt, den Wiebke Watzlawek von den Stiftungen der Sparkasse Holstein leitet, soll es vor allem darum gehen, wie es gelingt, Menschen für ein freiwilliges Engagement zu gewinnen. „Viele möchten sich durchaus nach dem Wechsel in den Ruhestand weiter einbringen, aber nicht verpflichten und zeitlich binden“, sagt Watzlawek.

Der dritte Workshop richtet sich besonders an Menschen mit Migrationshintergrund. „Das Thema Migration und Altern wird nicht so oft angepackt“, sagt Ursula Frömming-Gallein von der Koordinierungsstelle für Integration und Teilhabe. Geflüchtete seien meist junge Menschen, doch auch die würden irgendwann älter.

Auch jüngere Interessierte sind bei den Veranstaltungen willkommen

„Welche Altersbilder gibt es in anderen Kulturen? Welche Bedarfe gibt es in Bezug auf Wohnformen, Dienstleistungen, Fortbildung und psychische Unterstützung? Das sind Fragen, mit denen wir uns beschäftigen“, sagt Frömming-Gallein.

Zielgruppe der Zukunftswerkstätten ist insbesondere die Generation der Babyboomer, aber auch jüngere und ältere Menschen seien willkommen, sich einzubringen, betont Clobes. Den Auftakt macht die Zukunftswerkstatt im Kultur- und Bildungszentrum (KuB) in Bad Oldesloe am Mittwoch, 28. Juni, von 17 bis 20 Uhr. Um eine Anmeldung per Telefon unter 04531/50 41 40 oder E-Mail an vhs@badoldesloe.de wird gebeten.

Nach einigen Monaten sollen die erarbeiteten Themen vertieft werden

Im Herbst folgen jeweils zur gleichen Zeit die Zukunftswerkstätten am 14. September in der VHS Sachsenwald in Reinbek (Klosterbergenstraße 2 a) und am 24. Oktober in der VHS Ahrensburg (Bahnhofstraße 24). Auch hier ist eine Anmeldung erforderlich unter 040/72 75 05 80 oder info@vhs-sachsenwald.de bzw. 04102/80 02 11 oder info@vhs-ahrensburg.de.

Im Abstand von einigen Monaten soll es an allen drei Orten eine sogenannte Follow-up-Veranstaltung geben, bei der einzelne herausgearbeitete Themen weiter vertieft werden. Die Termine gibt die Kreisverwaltung noch bekannt. „Anschließend werden wir die Ergebnisse intern und mit Verbänden und Initiativen diskutieren und auch den Kommunen zur Verfügung stellen“, so Clobes.