Bad Oldesloe. Aktueller Gesundheitsreport zeigt, warum der Kreis in vielen Bereichen auf Spitzenplätzen rangiert. Die Details.

Stormarn hat offenbar nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt, die Zahl der Einwohner wächst. Aber nicht etwa deshalb, weil mehr Kinder geboren werden. Für den Bevölkerungszuwachs sorgen vor allem Zuziehende, insbesondere aus der nahen Hansestadt Hamburg. Doch das ist nur Aspekt des jetzt vorgestellten Gesundheitsberichts der Kreisverwaltung. Er vermittelt ein detailreiches Bild vom Leben und Sterben in Stormarn. Hier sind die interessantesten Zahlen und weitere aufschlussreiche Fakten.

Zum Stichtag 30. Juni 2022 lebten 247.592 Menschen im Kreis Stormarn. Das sind knapp 3000 mehr als Ende Juni 2020. Annähernd gleich geblieben ist hingegen der Frauenanteil, der aktuell bei 51,3 Prozent liegt. Mit einem Durchschnittsalter von 46 Jahren liegen die Stormarner im Bundesdurchschnitt. Doch der demografische Wandel macht sich auch innerhalb der Kreisgrenzen deutlich bemerkbar.

Gesundheitsreport: In Stormarn leben Frauen und Männer länger und lieber

Mit einem Anteil von 24,3 Prozent stellen die 50- bis 64-Jährigen die größte Bevölkerungsgruppe, dicht gefolgt von den 30- bis 49-Jährigen (24 Prozent) und den über 65-Jährigen (23,6). „Schon heute sind etwa die Hälfte der in Stormarn lebenden Menschen 50 Jahre und älter, im Jahr 2000 lag ihr Anteil nur bei 38,3 Prozent“, sagt Ronja Welke-Schäfer von der Stabsstelle Sozialraum- und Gesundheitsplanung. Der Anteil der unter 49-Jährigen nehme hingegen weiter ab. Nur 17,5 Prozent sind unter 18 Jahre alt, zur Jahrtausendwende waren es noch 18,8 Prozent.

Ende 2021 standen 2103 Lebendgeborene rund 3109 Gestorbenen gegenüber. Trotz deutlich gestiegener Lebenserwartung gab es in den vergangenen Jahren mehr Sterbefälle als Geburten. Die Differenz war 2021 mit minus 1006 niemals zuvor so groß. Im Jahr 2000 lag dieser Wert noch bei minus 146.

Einwohnerzahl soll bis 2040 deutlich sinken

Kompensiert wird dieses Defizit momentan noch durch das positive Wanderungssaldo von 1437, es sind also mehr Menschen in den Kreis eingewandert als fortgezogen. „Laut der Bevölkerungsprognosen für die Jahre bis 2040 werden bei sinkenden Wanderungsgewinnen und steigendem Geburtendefizit die Einwohnerzahlen in ganz Schleswig-Holstein ab 2025 stagnieren oder sogar zurückgehen“, so Welke-Schäfer. Für Stormarn wird 2040 ein Minus von rund 25.000 Einwohnern erwartet.

Dennoch gehen die Statistiker weiter von einem starken Zuzug aus. Neben jungen Familien, die sich Mieten in der Elbmetropole Hamburg oft nicht mehr leisten können oder wollen, ist im Verlaufe der Corona-Pandemie verstärkt auch die Altersgruppe der 50- bis 64- Jährigen vertreten. „Vom Zuzug der ab 65-Jährigen hat seit 2013 der Kreis Stormarn mit Abstand am meisten profitiert“, sagt Welke-Schäfer. Per Saldo seien das mehr als 2200 Zuzüge gewesen. In der Gruppe der 50- bis 64-Jährigen waren es etwa 1800.

Eine überdurchschnittliche Abitur-Quote

Im Gegenzug wandern derweil viele 18- bis 24-Jährige ab, die es zur Ausbildung oder zum Studium in die Städte zieht. 2021 erlangten mehr als die Hälfte aller Stormarner Schulabgänger (51,9 Prozent) die allgemeine Hochschulreife. Im Kreis Schleswig-Flensburg war es nur jeder Vierte, in ganz Schleswig-Holstein ist es etwa jeder Dritte.

Einen Spitzenplatz belegt der Kreis auch hinsichtlich der durchschnittlichen Lebenserwartung. Bundesweit liegt sie für Frauen bei 83,4 Jahren, für Männer bei 78,5 Jahren. Für Stormarn wurden 83,5 und 78,8 Jahre errechnet. Damit leben Frauen und Männer hier im Schnitt länger als in fast allen anderen Kreisen und kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins.

Kreislaufprobleme dominieren die Diagnosen

Wohl auch deshalb, weil sie im Schnitt deutlich gesünder sind. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen liegen sie 17 Prozent unter dem Bundesschnitt, bei chronischen Schmerzen sind es 27 Prozent, bei Lebererkrankungen 21 und im Bereich der psychischen Erkrankungen wie etwa Depressionen minus 15 Prozent.

„2021 hatten Krankheiten des Kreislaufsystems mit 16,6 Prozent den größten Anteil an allen gestellten Diagnosen und lieferten damit den häufigsten Grund für eine vollstationäre Behandlung“, so Susanne Heinrich von der Stabsstelle Gesundheit. Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen waren zu 10,1 Prozent ursächlich für ärztliche Interventionen, Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems zu 9,3 Prozent.

Alkohol häufigster Anlass für Suchtberatung

Die Liste der häufigsten Todesursachen im Kreisgebiet führten laut Heinrich Krankheiten des Kreislaufsystems (35,3 Prozent) an, gefolgt von Neubildungen wie Krebs (25,9 Prozent). Psychische und Verhaltensstörungen waren hingegen nur in 6,5 Prozent aller Todesfälle ausschlaggebend, Krankheiten des Atmungssystems hatten einen Anteil von 6,9 Prozent.

Unverändert hoch ist der Bedarf hinsichtlich der Suchtberatung. „Hier zeigt sich im Vergleich zu den Vorjahren ein konstantes Bild: Alkohol war in 67 Prozent allen Fällen weiterhin mit großem Abstand der häufigste Anlass für eine Beratung, bei illegalen Drogen war es übermäßiger Cannabiskonsum mit 15 Prozent“, weiß Susanne Heinrich.

Allerdings kontaktieren zunehmend auch Suchtgefährdete wegen Glücksspiels und problematischem Medienkonsums die Berater der Kooperationspartner Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS), die an den Standorten Reinbek, Glinde, Barsbüttel und Trittau präsent sind, und der Therapiehilfe, die den Mittel- und Nordkreis mit den Standorten Ahrensburg, Bad Oldesloe und Bargteheide abdeckt.

Der SVS hat 2021 eigenen Angaben zufolge 242 Betroffene und 106 Angehörige beraten. Nach einem Rückgang im Pandemiejahr 2020 ist die Zahl der betreuten Personen wieder angestiegen. Männer stellen mit einem Anteil von 69 Prozent den deutlichen größeren Anteil als Frauen, die nur ein Drittel der Ratsuchenden abbilden. Unverändert fast 50 Prozent gehören der Altersgruppe der 35- bis unter 55-Jährigen an. Dafür verzeichneten die SVS-Berater aber einen Zuwachs in der Gruppe der unter 18-Jährigen (+ 4,1 Prozent) und in der Gruppe der ab 55-Jährigen (+ 1,7 Prozent).