Reinbek. Einsatzbereitschaft bleibt gewährleistet, ab 1. Juli rücken die Reinbeker Retter vom Mühlenredder aus. So ist der Umzug organisiert.

Die Spannung und die Vorfreude auf das neue Feuerwehrgebäude am Mühlenredder mit 3200 Quadratmetern Nutzfläche ist groß: Die ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und -männer sind dabei, ihre Ausrüstungen, Möbel, tonnenweise Material, Akten, ein ganzes Archiv und vieles mehr zu verpacken, um alles auf den Weg von der Straße Klosterbergen in die neue Wache an den Mühlenredder zu bringen. Am Sonnabend, 1. Juli, soll der Umzug vollendet sein.

Gerade haben Patrick Haase, Sigmar Hackl, Marcel Rüdiger und Philipp Schießmann den Riesenbildschirm, der an die 60 Kilogramm wiegt, in den neuen Versammlungssaal geschleppt. Dort wirkt das „Monster“, wie Patrick Haase das Smartboard mit einer Diagonale von etwa 2,30 Metern liebevoll nennt, plötzlich nicht mehr so groß. Denn der neue Versammlungssaal, der dreimal unterteilt werden kann, misst 15 mal 15 Meter und bietet 160 Sitzplätze. Genug für die erste Versammlung, die dort bereits am Freitagabend, 16. Juni, über die Bühne ging.

Die Fläche der neuen Reinbeker Wache ist fast dreimal so groß

Über Nachwuchssorgen kann die Ortswehr Reinbek gerade nicht klagen. Zurzeit hat die ehrenamtliche Wehr 110 aktive Mitglieder. „Wir haben 200 Umzugskartons im Umlauf. Jeder Bereich packt sein Material ein und räumt es am Mühlenredder wieder aus. Dann werden die Kartons an die nächste Abteilung weitergereicht. So kommen wir auch gar nicht in Versuchung, volle Kartons stehen zu lassen“, sagt Vizewehrführer Marcus Bradtke-Hellthaler.

Reinbeks Feuerwehrwachen-Neubau ist bezugsfertig.
Reinbeks Feuerwehrwachen-Neubau ist bezugsfertig. © Susanne Tamm

So füllt sich der schicke neue Holzbau mit Kautschukboden und begrüntem Flachdach allmählich. Die Fläche der neuen Feuerwehr ist fast dreimal so groß wie in der alten Wache. Dort wiederum waren die Spinde teilweise dreifach besetzt. Die Hanseatische Feuerwehrunfallkasse (HFUK) hatte die beengten Zustände, vor allem aber die Parksituation während der Einsätze für die Feuerwehrleute, seit mehr als zehn Jahren bemängelt.

Riskante Einsatzlage am Klosterbergen findet ein Ende

Viele waren verwundert, dass die Versicherung so lange die Füße stillgehalten hatte, als sich die Politik zuerst nicht zu einem Neubau durchringen konnte und dann der Streit um den Standort die politische Debatte ins Stocken geraten ließ. Baustart war schließlich im Sommer 2021. So sind auch die Kosten des Projektes während eines Jahrzehnts auf 14,6 Millionen Euro in die Höhe geschnellt.

Ganz zum Schluss, am 1. Juli, werden die zwölf Einsatzfahrzeuge in einem Konvoi zur neuen Adresse gebracht. „Etwa zweieinhalb Stunden werden wir bei der Leitstelle abgemeldet sein“, berichtet Marcus Bradtke-Hellthaler. „Während dieser Zeit, in der die Stadt auch die offizielle Einweihung mit geladenen Gästen feiert, werden wir durch die Kameradinnen und Kameraden der Ortswehren Ohe und Schönningstedt vertreten. Um 16 Uhr wollen wir uns bei der Leitstelle zurückmelden.“

Übungsturm fehlt noch, er wurde bei der ersten Planung vergessen

Eile oder Zeitdruck herrsche beim Umzug jedoch nicht, erklärt Bradtke-Hellthaler. „Wir können alles in Ruhe angehen, weil ja noch nicht feststeht, was mit der alten Wache passieren soll.“ So warte man gerade noch auf den neuen Kompressor für die Atemwerkstatt. Wegen Lieferschwierigkeiten ist seine Ankunft erst für die letzte Juli-Woche angekündigt. „Das macht aber nichts, weil wir eine funktionierende Atemwerkstatt haben“, sagt der Feuerwehrmann.

Irgendetwas Unvorhergesehenes werde immer passieren: „Es sind so unfassbar viele Kabel verlegt worden. Das wird sich erst im laufenden Betrieb zeigen, was noch behoben werden muss“, ist er sicher. Noch nicht fertig ist bisher auch der Übungsturm, der bei der ersten Planung schlicht vergessen worden ist. Doch auf dem Gelände sei ausreichend Platz, und er muss ohnehin außerhalb des Gebäudes stehen, sagt Bradtke-Hellthaler: „Wir werden deutlich bessere Übungsmöglichkeiten haben, können dort auch das Anleitern, Absturzsicherung oder Arbeiten im Oberleitungsbereich trainieren.“

Zehn neue Feuerwehrleute während der Pandemie

Schon während der Pandemie habe es zehn Neuanmeldungen gegeben. Das Leitungsteam der Feuerwehr um Hans-Jörg Haase geht davon aus, dass nach dem Umzug noch mehr Interessenten kommen werden. Das zeigt auch die Zahl der Schaulustigen: Denn während des Umzugs stehen die Tore des Geländes immer wieder offen, weil die Feuerwehrautos Umzugskartons oder wie jetzt den schweren Bildschirm transportieren.

Vize-Wehrführer Marcus Bradtke-Hellthaler erläutert die Umzugsplanung für die Freiwillige Feuerwehr Reinbek.
Vize-Wehrführer Marcus Bradtke-Hellthaler erläutert die Umzugsplanung für die Freiwillige Feuerwehr Reinbek. © Susanne Tamm

So muss Marcus Bradtke-Hellthaler, stellvertretender Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr, Kinder oder gleich ganze Familien darauf aufmerksam machen, dass sie das Gelände der neuen Feuerwehrwache nicht betreten dürfen. Denn bei einem plötzlichen Einsatz wäre die Unfallgefahr zu groß.

Interessierte müssen sich noch bis nach den Sommerferien gedulden. Dann wollen die Ehrenamtlichen alle Reinbekerinnen und Reinbeker zu einem Tag der offenen Tür einladen. Auch als Parkplatz dürfen die Eltern der umliegenden Schulen das Gelände nicht nutzen. „So wie wir uns vorsichtig und sensibel in der Nähe der Schulen bewegen, erwarten wir das auch von den Eltern und den Lehrern“, sagt der Familienvater Bradtke-Hellthaler. „Denn wir wollen ja hier die Unfallgefahr reduzieren.“