Reinbek. Über neuer Feuerwache Reinbek hängt der Richtkranz. Der Neubau setzt Maßstäbe. Es gibt aber auch ein Problem.

Nachhaltig und energieeffizient: Wenn die neue Feuerwache Reinbek fertig ist, wird der Neubau am Mühlenredder Maßstäbe setzen. Unter anderem ist das Gebäude, was die Energieversorgung anbelangt, autark. Wärme und Strom produziert ein Blockheizkraftwerk, das 50 Prozent weniger CO2 freisetzt als herkömmliche Anlagen. Nun war Richtfest. Geplant wurde die Feuerwehr zu einer Zeit, als Energieversorgung noch nicht den Stellenwert hatte, den sie heute hat.

Aber Planungen können bekanntlich länger dauern. Dass es am Ende mehr als ein Jahrzehnt wird, bis Reinbek eine neue Feuerwache bekommt, damit hätte wohl niemand gerechnet. Umso größer war am Freitag die Freude bei allen Beteiligten, als über dem Rohbau in Holz am Mühlenredder die Richtkrone wehte. All die Diskussionen und Streitigkeiten, die es bei der schwierigen Standortsuche jahrelang gab, waren vergessen, allein der Blick in die Zukunft stand im Vordergrund. Und der verspricht Schönes: „Wir freuen uns sehr auf den Platz und die Möglichkeiten, die uns dieser Neubau bietet“, sagt Reinbeks Wehrführer Hans-Jörg Haase.

Feuerwache Reinbek soll im ersten Quartal 2023 fertig sein

Vorbei sind dann die Zeiten der blauen Flecken, die sich die 100 Feuerwehrfrauen und -männer regelmäßig aufgrund der Enge in der Wache an der Klosterbergenstraße zuzogen. Im Neubau am Mühlenredder kann sich die Wehr auf einer Fläche von 3200 Quadratmetern ausbreiten, hat die Jugendwehr mit 42 Mitgliedern einen eigenen abgetrennten Bereich im Obergeschoss. „Eine kleine Chillecke wäre ein Traum“, sagt Justin Lache, stellvertretender Jugendwehrführer.

Wenn alles nach Plan läuft, soll das Gebäude im ersten Quartal nächsten Jahres fertig gestellt sein. „Es sieht vieles danach aus, dass das klappt“, sagt Bauleiterin Andrea Hümpel.

Guter Stimmung beim Richtfest: Reinbeks Feuerwehrchef Hans-Jörg Haase und Chefplanerin Kathrin Zur-Lage.
Guter Stimmung beim Richtfest: Reinbeks Feuerwehrchef Hans-Jörg Haase und Chefplanerin Kathrin Zur-Lage. © U. Gerullis | Undine Gerullis

Einzig die Frage der Fassadengestaltung muss noch geklärt werden. Vorgesehen war eigentlich, das Gebäude mit sibirischem Lärchenholz einzukleiden. Das aber ist auf dem aktuellen Holzmarkt aufgrund des Handelsembargos mit Russland so gut wie nicht zu bekommen. „Jetzt schwenken wir auf andere ebenso langlebige skandinavische Hölzer um“, sagt Chefplanerin Kathrin Zur-Lage. Die Ausschreibungen laufen. Dass die Holzpreise wieder fallen, dürfte am Ende keinen großen Einfluss mehr auf die Gesamtkosten haben. Ohnehin ist der Neubau mit derzeit 13,6 Millionen Euro schon fast doppelt so teuer wie ursprünglich geplant.

Feuerwache Reinbek: Neue Holzsorte Holz für die Fassade gesucht

Ob Lärche oder anderes Holz: Günther Herder-Alpen, Fraktionsvorsitzender der Grünen, war von Anfang an ein großer Fan des nachhaltigen Bauprojekts aus dem nachwachsenden Rohstoff, mit einer Komplettbegrünung des Daches und einem Naturkautschuk als Bodenbelag. Herder-Alpen setzt sich dafür ein, Photovoltaikanlagen auf die große Dachflächen zu bringen, damit die Wehr zumindest beim Strom autark ist. „Als die Feuerwehr vor fünf Jahren geplant wurde, war das Thema Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen noch keines“, erinnert sich der Grüne. „Die Zeit läuft so schnell. Aktuelle Entwicklungen haben unsere Planungen längst wieder eingeholt.“

Geplant ist, die Feuerwehr über ein eigenes Blockheizkraft mit Energie und Wärme zu versorgen. Das will das E-Werk Sachsenwald am besten noch in diesem Jahr neben der Gemeinschaftsschule bauen. „Wenn denn die entsprechenden Teile lieferfähig sind“, sagt Thomas Kanitz, Geschäftsführer des E-Werks. 1,3 Millionen Euro investiert der Versorger in das Verlegen neuer Leitungen und in den Bau der modernen, hocheffizienten Anlage.

Die soll nicht nur die neue Wache, sondern auch die Gemeinschaftsschule und die Grundschule am Mühlenredder mit Wärme und Strom versorgen wird. „Bis zu 50 Prozent CO2 werden wir mit der Inbetriebnahme einsparen“, sagt Kanitz. Unabhängig von fossiler Energie ist das Heizhaus aber nicht, im Innern gibt es zwei mit Gas betriebene Kessel.

Der Rohbau der Feuerwehrwache am Mühlenredder in Reinbek stand Anfang April
Der Rohbau der Feuerwehrwache am Mühlenredder in Reinbek stand Anfang April © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Feuerwache Reinbek: Stromausfall in der Stadt ist kein Problem

Mit dem Verlegen der neuen Wärmeleitungen hat das E-Werk bereits begonnen. „Die Querung der Straße Mühlenredder erfolgt erst im Juli. Dafür müssen wir den Mühlenredder Ende des Monats für fünf Tage, vom 25. bis 29. Juli, komplett sperren“, informiert Kanitz. Einen entscheidenden Vorteil hat das Blockheizkraftwerk noch: Im Falle eines großen, gefürchteten Stromausfalls über mehrere Stunden oder gar Tage würde es die Feuerwache und Schulen weiter mit Strom versorgen, wären die Feuerwehrleute weiter einsatzbereit. An dieses Szenario aber will Hans-Jörg Haase jetzt nicht denken.

Er freut sich erst einmal auf den Einzug und darauf, dass die Douglasie, die er bei seinem Amtsantritt 2017 von der Partnerwehr Sulzbach geschenkt bekommen hat, endlich einen würdigen Platz auf dem neuen Gelände bekommt. Bis zu 30 Meter kann der Baum hoch werden – und wird die neuen Wache weit überragen. Bis das so weit ist, werden die anderen beiden Wachen in Schönningstedt und Ohe schon lange gebaut sein. „Wir setzen alles daran, dass der Baubeginn nicht erst in zehn Jahren ist“, sagt Herder-Alpen. Weil die Reinbeker Verwaltung aber derzeit ausgelastet ist, hat der Hauptausschuss jüngst den Weg frei gemacht, ein externes Planungsbüro für den Neubau der Wache in Ohe hinzuzuziehen.