Bad Oldesloe/Reinbek. „So trocken war es ewig nicht“, sagt Kreiswehrführer Olaf Klaus. Eine weggeworfene Zigarette kann verheerende Folgen haben.
Die Baumstämme sind verkohlt, die Erde pechschwarz, es riecht nach kalter Asche. Im Krähenwald in Reinbek, unweit des Hotels und Restaurants Waldhaus, hat es am vergangenen Freitag gebrannt. Es war der erste Waldbrand der Saison auf dem Gebiet der schleswig-holsteinischen Landesforsten und nicht der einzige Flächenbrand in den vergangenen Tagen in der Region. Die anhaltende Trockenheit und Hitze fordert Opfer. Wie berichtet, war es erst am Mittwoch im Hamburger Landschaftsschutzgebiet Boberger Niederungen und an der Autobahn 7 bei Kaltenkirchen zu Flächenbränden gekommen.
Im Revier Reinbek indes war es der erste Waldbrand seit Jahren, ist doch die Waldbrandgefahr in Schleswig-Holsteins Wäldern klima- und vegetationsbedingt im deutschlandweiten Vergleich eher gering. Aber: „In Stormarn sind die Böden recht sandig und das Klima ist nicht so feucht und atlantisch wie an anderen Orten zwischen den Meeren in Schleswig-Holstein, sondern eher kontinental. Dadurch ist die Waldbrandgefahr im Landesvergleich recht hoch“, sagt Reinbeks Förster Maximilian Scheel.
Die meisten Waldbrände werden durch fahrlässiges Verhalten verursacht
Dass nun tatsächlich ein Feuer ausgebrochen ist, erfüllt den Förster mit Sorge. „Der Grund war wahrscheinlich unachtsames oder sogar mutwilliges Verhalten von Menschen“, so Scheel. Wo das Feuer ausgebrochen ist, liegen eine Deo-Sprühflasche, Säge, Schaufel, eine leere Tüte Weingummi.
Knapp zwei Monate lang hat es in Stormarn kaum geregnet. Deshalb herrscht erhöhte Waldbrandgefahr, wie Malin Wilkens, Sprecherin der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, auf Nachfrage mitteilt: „In diesen Tagen liegt der Waldbrandgefahrindex bei 4, zwischenzeitlich lag er auch bei der höchsten Stufe 5.“ Deshalb appelliert Förster Scheel dringend an Bürgerinnen und Bürger, sich verantwortungsbewusst zu verhalten. „Im Wald ist der Mensch der größte Risikofaktor“, so Scheel. „Die meisten Waldbrände sind menschenverursacht und lassen sich auf fahrlässiges Verhalten zurückführen.“
Autos sollten nicht auf Grünflächen geparkt und Wege in den Wald frei gehalten werden
Um Brände zu vermeiden und die Schäden für Natur und Menschen im Zaum zu halten, sollte man im Wald auf keinen Fall rauchen, keine Zigarettenstummel in die Natur werfen und diese auch bei der Fahrt im Auto nicht aus dem Fenster werfen, sondern bei der nächsten Rast entsorgen. Scheel: „Das gilt übrigens das ganze Jahr über, denn Zigaretten sind für die Natur höchst giftig.“
Weiterhin sollten Wege in den Wald immer für Feuerwehrautos frei gehalten werden. „Autos sollten auf Parkplätzen geparkt und nicht auf Wiesen stehen gelassen werden“, so Scheel. Denn erhitzte Fahrzeuge können die Böden entzünden. Auf gar keinen Fall sollte gegrillt oder Lagerfeuer gemacht werden. Auch Glasflaschen sollten immer mitgenommen und nicht in der Natur liegengelassen werden.
Feuerwehren im Kreis sind angesichts der Trockenheit in höchster Alarmbereitschaft
Auch die Feuerwehren sind angesichts der Brandgefahr in höchster Alarmbereitschaft, wie Stormarns Kreiswehrführer Olaf Klaus auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. „Vor einigen Tagen hat ein Auto auf der Autobahn gebrannt“, so Klaus. „Das Gras war so knochentrocken, dass es sofort angefangen hat zu brennen. Wir müssen wirklich aufpassen. So trocken war es ewig nicht. Und der Sommer fängt gerade erst an.“
Um die Schäden für Natur und Menschen in Zaum zu halten, gelten die Verhaltensregeln wie Verzicht auf Lagerfeuer und das ordnungsgemäße Entsorgen von Zigaretten laut Klaus nicht nur im Wald, sondern grundsätzlich in der Natur. Denn gerade außerhalb von schattigen Wäldern fangen trockene Wiesen und Felder aktuell extrem schnell Feuer. „Auch wegen brennenden Hecken hatten wir kürzlich mehrere Einsätze, weil Bürgerinnen und Bürger immer wieder ihr Unkraut im eigenen Garten abbrennen. Davon rate ich dringend ab.“
Luftüberwachung in den Kreisen Stormarn, Herzogtum-Lauenburg und Segeberg
Die Feuerwehren seien auf den Ernstfall vorbereitet. „Es gibt ein Konzept für Vegetations- und Waldbrände. Die Feuerwehrleute sind entsprechend geschult“, so der Kreiswehrführer. Alle größeren Feuerwehren mit wasserführenden Fahrzeugen seien einsatzbereit und für Brände gewappnet. Außerdem gibt es zur Brandprävention in den Kreisen Stormarn, Herzogtum-Lauenburg und Segeberg wie bereits im vergangenen Jahr eine gemeinsame Luftüberwachung. „Feuerwehrleute mit Flugerlaubnis überfliegen die Gebiete mit einem Kleinflugzeug, um Brände schnell zu entdecken.“, sagt Kreiswehrführer Klaus.
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Und auch die Förster der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten treffen Vorkehrungen, um die Waldbrandgefahr zu senken und die hiesigen Wälder langfristig vor Hitze und Trockenheit zu schützen. „Die Wälder sind nicht nur durch Brände gefährdet“, so Förster Maximilian Scheel. „Durch die Trockenheit werden vor allem Fichten auch viel anfälliger für Borkenkäfer, die bekanntermaßen große Schäden anrichten.“ Denn ohne das nötige Wasser verlieren Bäume an Widerstandskraft. Scheel: „Man kann sich das vorstellen wie bei Menschen: Wenn man zu wenig trinkt, hat man keine Power.“
Wälder werden langfristig von reinen Nadel- in Mischwälder umgebaut
Deshalb bauen Scheel und seine Kollegen ihre Wälder langfristig von reinen Nadel- in Mischwälder um. Dieser Prozess ist in Reinbek schon in vollem Gange, wachsen doch etwa im Krähenwald neben Fichten und Lärchen mittlerweile auch zahlreiche Laubbäume wie Eiche, Buche und Esche. Das senkt nicht nur die Anfälligkeit für Borkenkäfer. „So wird auch die Wasserspeicherfähigkeit der Böden begünstigt und es herrscht ein feuchteres Waldklima“, so Scheel. Denn Laub enthalte mehr Feuchtigkeit als Nadeln.
Wenn es trotz aller Vorkehrungen doch zu einem Brand kommt, sollte man sofort die 112 wählen. Maximilian Scheel: „Bis die Feuerwehr da ist, kann man auch selbst versuchen das Feuer zu löschen, etwa indem man das Feuer austritt oder mit Ästen ausschlägt. Aber nur, solange man sich selbst nicht in Gefahr bringt.“