Reinbek. Die Nachfolge-Band der beliebten Crazy Crackers legt nach Corona einen Neustart hin – mit dem guten, alten Rock ’n’ Roll.
Beim Besuch im Probenkeller der Band in Prahlsdorf ist die Zuhörerin nicht ganz sicher: Ist es der Rock ’n’ Roll, der die gute Laune hervorruft? Oder sind es eher die Bandmitglieder, die ihre gute Laune über ihre Musik rüberbringen? Egal, Langeweile kommt bei einer Probe der Crazy Dave & the Rock ’a’ Fellas jedenfalls nicht auf. Die Spielfreude ist schon beim Proben nicht zu überhören, ob bei „Razzle Dazzle“, „Sweet Sue“ oder auch beim italienischen „Volare“.
Jeden Mittwochabend kommen sie aus allen Himmelsrichtungen aus Hamburg und Umgebung, aus Winsen, Kollow, Henstedt-Ulzburg und Altona in Reinbek zusammen, um zu proben: Fünf Familienväter im Alter von 33 bis 59 Jahren, alle berufstätig, vom Erfinder über den pflegerischen Leiter im Krankenhaus bis zum Kaufmann – André Dorow (Bass), David Andreotti (Gesang), Diethard „Didi“ Joppich (Schlagzeug), Thorsten Stöckel (Gitarre) und Tyll Utesch (Klavier) lieben handgemachte Musik, bringen sie auch authentisch auf die Bühne und spielen einander nicht nur musikalisch, sondern auch verbal die Bälle zu. „Wir gehören ja quasi zur Last Generation des Rock ’n’ Roll“, kalauert Diethard Joppich.
Crazy Dave & the Rock ’a’ Fellas spielen handgemachten Rock ‘n’ Roll
Die Band hat große Chancen, ebenso beliebt zu werden wie ihre Vorgängerin. Entstanden ist das Ensemble nämlich nach der Auflösung der beliebten Reinbeker Rock-’n’-Roll-Band Crazy Crackers im Dezember 2020, der Diethard Joppich mehr als 30 Jahre lang angehörte. „Ohne Musik geht’s dann auch nicht“, erzählt André Dorow. „Deshalb haben Tyll, Didi und ich uns schnell gefunden und uns gesagt: Lasst uns mal was Neues machen. Wir sind also quasi das Überbleibsel der Crazy Crackers.“
Tanzbar sollte die Musik schon sein
Die Richtung jedoch war klar: tanzbarer Rock ’n’ Roll sollte es werden: Rockabilly, Swing, Boogie und Jive. Den Gitarristen Thorsten Stöckel, bekannt auch als Bill Boogie kennt Diethard Joppich schon lange. „Wir haben in einer anderen Rock-’n’-Roll-Band zusammengespielt, die sich allerdings fast gleichzeitig mit den Crazy Crackers zerlegt hatte“, erzählt der 59 Jahre alte Reinbeker. So waren die Instrumentalisten schnell gefunden.
Über Facebook suchten die Musiker die passende Gesangsstimme. Das dauerte allerdings etwas länger. „Rock ’n’ Roll ist ja leider etwas aus der Mode gekommen“, stellt Tyll Utesch fest. Und André Dorow verrät: „Wir haben eine Anzeige auf einem Musiker-Portal geschaltet. Zuerst wollten wir eine Sängerin. Aber das passte leider nicht.“ Schließlich casteten sie David Andreotti.
Frontmann David Andreotti verdankt die Band italienische Hits
„Ich habe diese Musik schon in meiner Kindheit zu Hause immer mitbekommen“, erzählt der Sänger. „Einer meiner Brüder ist auch Musiker. Dann habe ich den Post auf Facebook entdeckt und gemerkt: Da habe ich Bock drauf. Ich hatte schon privat manchmal auf Hochzeiten Lieder von Frank Sinatra oder Dean Martin gesungen. Das macht Spaß.“
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Seinetwegen zählen jetzt auch italienische Hits wie „Volare“ oder „L’Americano“ zum Repertoire. Denn dank seines italienischen Vaters beherrscht der Frontmann die Texte fließend. „Sie haben mich dazu genötigt“, scherzt David Andreotti. Und dank Fan Thorsten Stöckel üben sie jetzt auch Bill-Haley-Songs. „Das Entscheidende ist, dass wir jetzt das spielen, was die anderen schon wegen der Instrumentierung nicht spielen können“, erklärt Thorsten Stöckel.
Bezahlte Auftrittsmöglichkeiten für Bands sind knapp
Zwei Auftritte haben Crazy Dave & the Rock ’a’ Fellas bisher absolviert: Im mittlerweile geschlossenen Teufels in Bargteheide („an uns lag es nicht“) und im Pub John ò Groats in Reinbek. „Dort war es gepackt voll“, erinnert sich Diethard Joppich. Viele hätten gefragt, warum die Musiker nicht auf dem Maifest der Reinbeker Feuerwehr gespielt hätten. „Die haben uns eben nicht engagiert“, sagt Joppich achselzuckend.
Die Auftrittsmöglichkeiten seien nach der Corona-Zeit knapp: „Viele mussten ihre Läden schließen oder sie ermöglichen keine Livekonzerte mehr“, bedauert André Dorow, und Diethard Joppich ergänzt: „Oder sie nehmen keinen Eintritt mehr und die Bands und Interpreten müssen sich mit Hutspenden finanzieren.“ Das lohne sich für die Musiker meist nicht. „Wir müssen zwar zum Glück alle nicht von der Musik leben“, stellt Thorsten Stöckel fest. Aber draufzahlen wolle man auch nicht. Für einen Liveauftritt seien inklusive Auf- und Abbau der Technik sowie einer Stunde Pause leicht sieben bis acht Stunden zu veranschlagen.
Nächstes Live-Erlebnis in der Klangbar in Bergedorf am 25. Mai
„Wir wollen weder Stress noch Druck noch Leistungszwang“, sagt Thorsten Stöckel. „Bei uns steht der Spaß im Vordergrund.“ Ein Livekonzert zu spielen, sei die Motivation, Musik zu machen, der Applaus die Bestätigung fürs Üben. Diethard Joppich bekräftigt grinsend: „Das Schöne an unserem Hobby ist, dass man andere damit bespaßen kann.“ Da ist sie wieder, die gute Laune. Wer mag, kann sich am Freitag, 26. Mai, in der Klangbar in Bergedorf (Weidenbaumsweg 13-15) von ihr und ihrer Wirkung überzeugen: Ab 20 Uhr treten die fünf Freunde dort auf. Eintritt: 12 Euro an der Abendkasse.