Bad Oldesloe. Bezirkschef der IG BAU sieht „toxischen Mix für Wohnungsbau“ und warnt vor Abwärtstrend. Was er jetzt von der Politik fordert.
Im vergangenen Jahr wurden in Stormarn 1131 Wohnungen neu gebaut, 196 mehr als noch 2021. Das geht aus der Bilanz für das Baujahr 2022 hervor, die die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) jetzt vorgelegt hat. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach investierten die Bauherren 2022 im Kreis Stormarn rund 199,7 Millionen Euro in den Neubau von Wohnraum.
Einen Großteil der Neubauimmobilien machten Ein- und Zweifamilienhäuser aus. Hier entstanden laut IG BAU 480 neue Wohneinheiten. Für das laufende Baujahr warnt der IG-BAU-Bezirksvorsitzende Achim Bartels vor einem Abwärtstrend: „Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften.“
Stormarn: Gewerkschaft IG BAU fordert „Booster“ für Neubau von Wohnungen
Der Gewerkschaftschef spricht von einem „toxischen Mix für den Wohnungsbau“. Die Kaufpreise beim Neubau seien längst „aus den Fugen geraten“ und die Mieten „klettern enorm nach oben“ – vor allem bei neu gebauten Wohnungen. Entscheidend sei deshalb jetzt, was gebaut werde. „Die Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen“, sagt Bartels.
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Der Bezirksvorsitzende sieht die Politik in der Verantwortung. „Wir brauchen einen Booster für den Neubau von sozialen und bezahlbaren Wohnungen“, fordert Bartels und appelliert an die Stormarner Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein „massives Aufstocken der Fördergelder“ stark zu machen. Aber auch das Land Schleswig-Holstein sei mehr gefordert.
Bezirksvorsitzender macht sich für Sondervermögen stark
„Für mehr Sozialwohnungen und für mehr bezahlbare Wohnungen muss der Staat, müssen Bund und Länder, bis 2025 mindestens 72 Milliarden Euro in die Hand nehmen“, sagt Bartels. Der Gewerkschafter beruft sich dabei auf Berechnungen von zwei Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU beim PestelInstitut in Hannover und beim Bauforschungsinstitut ARGE aus Kiel in Auftrag gegeben hat. Konkret werde ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau benötigt.
Zusätzlich seien 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen dringend erforderlich. Außerdem drängt die Gewerkschaft auf ein eine Verschlankung des Baugesetzbuches: „Es geht um das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet. Das muss jetzt passieren und nicht irgendwann im nächsten Jahr“, fordert Bartels.