Reinbek. Die Mitglieder wollen den Kiosk in Ohe erhalten. Wenn alles gut läuft, wird selbst der Bürgermeister dort Brötchen verkaufen.
Mit großem ehrenamtlichen Einsatz startet der neu gegründete Bürgerverein Ohe durch: Hauptanliegen der Vereinsmitglieder ist es, ihren geliebten Miniladen „Kiek in“ weiterzubetreiben. Das ehemalige Kühlhaus wurde bis in die 50er Jahre gemeinschaftlich genutzt und vor einigen Jahren unter großem ehrenamtlichem Einsatz der Oher renoviert. Seit 2017 wird es als Kiosk geführt. Bis zum vergangenen Sommer haben Claudia und Christian Bostel dafür gesorgt, dass die Oher am Wochenende frische Brötchen direkt vor Ort kaufen können.
Im vergangenen Juli haben dann René Berwald und seine Partnerin Jana Borutta das „Kiek in“ übernommen – jetzt aber hören sie auf. „Wir haben viele Stammkunden, aber zum Leben reicht der Kiosk nicht“, erklärt der 40-Jährige, der wieder als Koch arbeitet. Auf frische Brötchen am Wochenende verzichten? Das kam für die engagierten Oher um Klaus Peter Bahr, einen der Initiatoren der Vereinsgründung, nicht in Frage. Deshalb haben sie in den vergangenen Wochen den Kiosk weitergeführt und René Berwald im Verkauf unterstützt.
Bürgerverein hat sich gegründet, um den Kiosk „Kiek in“ zu retten
Damit das Konzept umgesetzt werden kann, wurde jetzt der Bürgerverein gegründet. Zur Gründungsversammlung kamen 16 Anwohnerinnen und Anwohner zusammen, die alle noch am gleichen Abend ihre Mitgliedschaft erklärten. Klaus Peter Bahr wurde einstimmig zum neuen Vereinsvorsitzenden gewählt.
Der 65-jährige Oher ist Diplom-Kaufmann und kurz vor dem Ruhestand. Seine Stellvertreterin ist Jodi Kukla, Oherin, Hausfrau und Mutter, und um die Finanzen kümmert sich in Zukunft Markus Althoff. Der 56-Jährige Bankkaufmann lebt zusammen mit seiner Frau Silke in Ohe.
Jedes Wochenende gehen 500 Brötchen über die Theke
Alle drei Vorstandsmitglieder haben gemeinsam mit weiteren engagierten Bürgern in den vergangenen Wochen dafür gesorgt, dass der Betrieb des „Kiek in“ an den Wochenenden weiterlaufen konnte. „Jetzt wollen wir ab Sommer drei Monate lang testen, ob sich der Betrieb finanziell trägt“, erklärt Bahr. Wenn ja, wird der neue Bürgerverein in den Mietvertrag einsteigen und den Kiosk übernehmen.
Die Fixkosten belaufen sich auf rund 5000 Euro im Jahr. „Das schaffen wir“, erklärt Bahr zuversichtlich. Rund 500 Brötchen, die aus Glinde von der Bäckerei Schäfer geliefert werden, gehen an jedem Wochenende über die Theke. Viele Oher nutzen dabei die Gelegenheit, noch einen Kaffee im „Kiek in“ zu trinken und mit den Verkäufern zu plaudern.
Das „Kiek in“ soll Ohes zentraler Treffpunkt bleiben
„Wir möchten mit dem „Kiek in“ einen zentralen Treffpunkt in Ohe erhalten“, sagt Bahr, denn der fehlt inzwischen. Ein Blick in die Geschichte des Stadtteils zeigt, wie es früher aussah: Es gab Gaststätten, einen Bäcker, Läden, einen Schuster und die Schule. Heute ist der Kiosk die einzige Möglichkeit, am Wochenende Brötchen, Oher Honig und eine Zeitung zu kaufen oder einen Kaffee zu genießen.
„Wir möchten aber nicht nur Brötchen anbieten, sondern auch das Miteinander stärken“, erklärt der Vereinsvorsitzende die Idee. Dafür planen die Vereinsmitglieder eine Neueröffnung des „Kiek in“. Prominente Unterstützung haben sie schon: „Bürgermeister Björn Warmer hat sich angekündigt“, freut sich Klaus Peter Bahr, der begeistert wäre, wenn der Bürgermeister dann Brötchen verkauft.
Der Bürgerverein Ohe will auch Veranstaltungen organisieren
Das ist aber noch lange nicht alles: Der neue Bürgerverein ist ein gemeinnütziger Verein von Ohern für Oher. Erste Veranstaltungen wie ein Sommerfest werden bereits geplant. „Dafür wollen wir uns mit den örtlichen Vereinen und Institutionen abstimmen“, sagt Jodi Kukla. Die 53-Jährige lebt mit ihrer Familie in Ohe und möchte etwas für die Dorfgemeinschaft tun. Sie hat für die beiden kommenden Monate das Verkaufsteam organisiert. „Wir haben genügend Helfer, der Brötchenverkauf im Juni und Juli ist gesichert“, freut sie sich.
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Der Wochenend-Einsatz im „Kiek in“ beginnt früh für die Ehrenamtlichen. Geöffnet wird der Laden am Sonnabend um 7.30 Uhr, am Sonntag um 8 Uhr. „Arbeitsbeginn ist aber mindestens eine halbe Stunde vorher“, weiß Bahr, der selbst schon oft hinter dem Tresen stand. Die Brötchen müssen einsortiert, Kaffee gekocht und die Kasse kontrolliert werden.
Tatkräftige Unterstützung wird noch gebraucht
In einem sind sich aber alle freiwilligen Helfer einig: „Es macht einfach Spaß, hier zu arbeiten und so viele nette Gespräche zu führen.“ Was der Verein jetzt braucht, ist weitere tatkräftige Unterstützung. In den kommenden Wochen gibt es für den neuen Vorstand viel zu tun: Der Eintrag ins Vereinsregister erfolgt und ein Konto muss eröffnet werden. „Als gemeinnütziger Verein hoffen wir auf Förderzuschüsse“, erklärt Bahr, der bereits mehrere Vereine ins Leben gerufen hat.
Die Vereinsgründung war in einer Stunde erledigt und es gab ein dickes Lob für Klaus Peter Bahr: „Ich habe selbst auch schon viele Vereine gegründet, aber das heute Abend war die lustigste Vereinsgründung“, erklärte Neumitglied Marianne Poppe.
Das „Kiek in“ hat nur am Wochenende geöffnet
Die Mitgliedschaft im neuen Bürgerverein Ohe kostet 30 Euro im Jahr. Wer dabei sein möchte, erreicht Klaus Peter Bahr per Mail unter KiekinOhe@gmx oder mobil unter 0176/21 99 83 62. Eine neue Homepage und der Facebook-Auftritt für den Bürgerverein sind in Planung. Geöffnet hat das „Kiek in“ am Sonnabend von 7.30 bis 10 Uhr und am Sonntag von 8 bis 10 Uhr.