Reinbek/Glinde. Die Stadt hatte mit dem Ansturm gerechnet, eigens Mitarbeiter eingestellt. Zum 1. Juli gibt es weitere Berechtigte auf Unterstützung.
Mitte Dezember hatte das Rathausteam bereits angekündigt, dass es mit einem Ansturm auf das neue Wohngeld plus rechnet. Denn seit Beginn des Jahres bekommen Berechtigte nicht nur im Schnitt 180 Euro mehr im Monat, es sollten auch mehr Menschen den Zuschuss zum Wohnen erhalten. Wohngeld wird als Zuschuss an an Haushalte gezahlt, deren Einkommen knapp oberhalb der Grundsicherungsgrenze liegt, das sind vor allem Ältere, Alleinerziehende und Familien. Der Staat zahlt ihnen jetzt durchschnittlich 370 Euro pro Monat zu ihren Einkommen dazu.
Ob jemand Anspruch auf Wohngeld hat, hängt von Einkommen, Miete, Wohnort ab und ist individuell unterschiedlich. Auch Wohneigentümer oder Bewohner eines Seniorenheims können berechtigt sein. Deshalb müssen alle Nachweise vorhanden sein, um den Anspruch prüfen zu können. Statt mit 216 Berechtigten im Dezember 2022 kalkulierte man in Reinbeks Verwaltung für das Jahr 2023 mit 470 Fällen. Die werden noch kommen, ist Torsten Christ sicher. Das Geld kommt vom Bund und vom Land Schleswig-Holstein. Die Kommunen sind für die Verteilung zuständig.
Wohngeld plus: „In Reinbek ein Erfolgsmodell“
Um der Antragsflut gerecht zu werden, hatte die Stadt Reinbek daher extra zwei zusätzliche Mitarbeiterinnen in der Abteilung für Wohngeld eingestellt. „Wir wollten, dass möglichst alle, die einen Anspruch auf diese Leistungen haben, auch bis zuletzt die Chance bekommen, es zu erhalten“, sagt Reinbeks Amtsleiter Torsten Christ. „Denn dieser Zuschuss ist keine Sozialhilfe.“ Und dies sei in Reinbek bisher auch geglückt, „In Reinbek ist das Wohngeld plus ein Erfolgsmodell“, sagt Christ.
Seine neuen Kolleginnen Mirka Kretzschmer und Gülsen Kibar haben tatsächlich keine Zeit für Langeweile, auch wenn alles etwas anders gekommen sei als befürchtet, wie ihr Chef Torsten Christ berichtet. „Der Gesetzgeber hat den Ansturm durch eine Änderung etwas ausgebremst“, sagt er. „Denn Aufstocker, die jetzt einen kleinen Beitrag aus dem Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe erhalten, können ebenfalls einen Antrag auf Wohngeld plus stellen – allerdings erst zum 1. Juli.“ Das lohne sich, wenn das Wohngeld jetzt höher ausfällt als die bisherigen Leistungen. „Durch den späteren Termin wurde etwa die Hälfte der Welle abgeschnitten und das befürchtete Chaos wurde vermieden“, erklärt der Amtsleiter. In Reinbek seien etwa ein Drittel, also 216 Fälle betroffen.
100 Anträge auf Wohngeld plus sind bisher noch unvollständig
Die Zahlen seien von 216 Fällen im Dezember stetig angestiegen auf 250 für Januar, 285 für Februar und für März bekommen 336 Reinbeker Haushalte das Wohngeld plus. Entsprechend stiegen die in Reinbek ausgezahlten Leistungen von 55.000 Euro im Dezember auf jetzt 120.000 Euro an. Im Januar gab es noch einmal 116.000 Euro, jeweils 300 Euro für etwa 250 Haushalte als Heizkostenzuschüsse. Die Verwaltung rechnet noch mit einem Anstieg auf etwa 470 berechtigte Haushalte insgesamt.
„Das Schöne ist, dass 40 Anträge papierlos, also online gestellt worden sind“, erzählt Christ. Da diese nur abgeschickt werden können, wenn alle Unterlagen vollständig sind, werde die Leistung entsprechend schnell bewilligt.
Wie viele an den Online-Anträgen gescheitert sind oder doch auf Papieranträge umgestiegen sind, wisse man nicht. „Unsere neuen Kolleginnen unterstützen die Bürgerinnen und Bürger, wenn sie noch Fragen haben, oder sie fordern noch fehlende Unterlagen nach“, berichtet Torsten Christ. Aktuell können 100 Anträge deshalb noch nicht bewilligt werden. Abdelghani Yassini und Gundula Christiansen pflegen die Daten ein, bewilligen die Anträge und zahlen das Geld aus.
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Auch in Glinde haben sich die ausgezahlten Zuschüsse verdoppelt
Ab 1. Juli komme neue Arbeit auf das Wohngeld-Team zu: Ab dann ist das Reinbeker-Rathausteam zuständig für die Anpassung des Wohngeldes der Empfänger von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe. Torsten Christ ist sicher, dass seinen Kolleginnen und Kollegen die Aufgaben auch nicht ausgehen werden, wenn die erste Antragsflut abgeebbt ist – zumal auch die Verwaltung unter dem Fachkräftemangel leidet.
In Glinde sind bisher 142 Erstanträge zum Wohngeld plus bearbeitet worden, berichtet Dagmar Schöps, Leiterin des Amtes für Soziales, Kinder, Jugend und Senioren. „Für 2023 lagen allein im Januar 32 neue Anträge vor, und es kommen täglich weitere Formulare hinzu“, sagt sie.
Häufig müssen die Antragsteller Unterlagen nachliefern
Da die Bürgerinnen und Bürger oft noch Unterlagen nachliefern müssten, damit ihre Ansprüche geprüft werden können, seien noch nicht alle Bescheide erlassen. „Trotzdem konnte im Januar bereits das Doppelte des bisherigen finanziellen Aufwandes ausgezahlt werden“, sagt Schöps. „Etwa 100.000 Euro.“ Sie ist dankbar, dass die Stadtvertretung einer zusätzlichen, befristeten Stelle für die Antragsbearbeitung zugestimmt hatte. Die Sachgebietsleiterin geht momentan davon aus, dass der Arbeitsaufwand nicht weniger werden wird.