Reinbek. Endspurt auf der Baustelle am Mühlenredder. Bevor die Feuerwehr einziehen kann, müssen noch einige Probleme bewältigt werden.
Wo jetzt noch 48 weiße Holztüren aufgestapelt sind, werden ab Mai die zwölf Löschfahrzeuge und Einsatzwagen der Reinbeker Feuerwehr stehen. Nicht nur in der riesigen Fahrzeughalle der neuen Feuerwache am Mühlenredder wird gearbeitet. In allen Räumen des nachhaltigen Neubaus auf 3200 Quadratmetern sind Handwerker fleißig: „Wir sind in der Endphase. Die Arbeiten verdichten sich“, sagt Kathrin Zur-Lage, Architektin und Projektleiterin auf Seite der Stadt Reinbek.
Maler streichen die Wände weiß, Elektriker verlegen kilometerlange Strom- und Netzwerkkabel, Tischler setzen Türen ein, Klempner schließen Duschen an, während die Fassadenbauer das Gebäude von außen mit hellgrauen Paneelen verkleiden.
Endspurt auf der Baustelle für Reinbeks neue Feuerwache
„Die sind aus dänischer Fichte, kernimprägniert und genauso langlebig wie sibirische Lärche“, sagt Zur-Lage, die froh ist, dass die Stadt nach dem verhängten Embargo auf russische Produkte diese Alternative gefunden hat. 14,6 Millionen Euro wird die Stadt in die neue Feuerwache am Ende investieren. Das sind rund acht Millionen Euro mehr als noch vor acht Jahren geplant. Pandemie, Baustoffmangel und Inflation haben die Kosten in die Höhe schnellen lassen.
Davon ist jetzt aber keine Rede mehr. Ebenso wenig von dem jahrelangen Streit um Standort und Kosten. Jetzt fiebern alle nur noch der Fertigstellung einer der modernsten und grünsten Feuerwachen Deutschlands entgegen. Das wird nicht vor Mitte Mai der Fall sein. Die Fertigstellung verzögert sich um sechs Wochen. Hintergrund sind Lieferverzögerungen.
Aktuell muss ein neuer Lieferant für 50 Lampen gefunden werden
„Aktuell sind wir dabei, einen neuen Lampenhersteller aufzutreiben. Der, bei dem wir 50 Lampen geordert hatten, ist insolvent gegangen“, sagt Zur-Lage. Nur eines von vielen Problemen, das während der Bauphase aufgetaucht ist. Manche Auftragsarbeiten mussten bis zu dreimal ausgeschrieben werden.
Bis zu 30 Handwerker arbeiten derzeit zeitgleich auf Reinbeks größter Baustelle. Koordiniert werden sie aktuell von Bauingenieurin Rebecca Thoma. Die 21-Jährige hat zusammen mit ihrer Chefin Andrea Hümpel die Bauleitung, ist dafür extra von Karlsruhe in den Norden gezogen und stolz, „bei der Fertigstellung eines grünen Leuchtturmprojekts dabei sein zu können“, wie die junge Frau sagt. „Die Atmosphäre aus Licht und Holz mag ich sehr.“
Architekten haben großes Interesse an dem nachhaltigen Bau
Schon jetzt ist das Interesse an dem reinen Holzbau mit Kautschukfußboden und begrüntem Dach groß, hat Zur-Lage schon zahlreiche Architekten durchgeführt. Im Sommer soll das energieeffiziente Blockheizkraftwerk, das nebenbei noch Wärme für die Gemeinschafts- und Grundschule liefern soll, in Betrieb gehen. Strom sollen auch Solarpaneele erzeugen, die möglicherweise auf dem Flachdach installiert werden, wenn Reinbeks Politiker das Vorhaben auf den Weg bringen. „Das Dach ist dafür ideal“, sagt Zur-Lage. Nur selbst nutzen werden die Feuerwehrleute den Strom nicht. Er müsste eingespeist werden. Für einen riesigen Batteriespeicher fehlt am Ende der Platz.
Auch wenn davon sonst jede Menge in dem lichten, großzügigen Bau vorhanden ist: „Gruppenraum, Küche, Büros, Archivraum, Waschhalle, Werkstatthalle mit Krananlage, Atemschutzwerkstatt, Regallager, Veranstaltungsraum, Jugendraum samt Teeküche und Terrasse: „Diese Feuerwehrwache lässt keine Wünsche offen“, sagt Wehrführer Hans-Jörg Haase, der sich vor allem auf die Ebenerdigkeit und das geräumige, lichtdurchflutete Foyer samt imposanter, heller Holztreppe in die obere Etage freut. „Im Gegensatz zur Wache an der Klosterbergenstraße ist in der neuen Wache genug Platz, um auch mal Gäste zu empfangen“, sagt der 61-jährige Wehrführer. Gäste hat die Wehr viele, führt sie schon jetzt viele Schulungen durch.
In die alte Feuerwache könnten Hilfsorganisationen einziehen
Mit dem Entrümpeln der alten Wache haben die 95 Feuerwehrmänner und -frauen bereits begonnen. Genauso wie mit der Planung eines neuen Tresens samt Ausruhecke im Aufenthaltsraum direkt neben der Küche mit weinroten Schränken. Hier sollen die Retter nach einem Einsatz zusammenkommen. Den Tresen will die Feuerwehr ohne finanzielle Hilfe der Stadt bauen und begibt sich jetzt auf Sponsoren- und Helfersuche. Anlässe zum Ausruhen gibt es genug: Nahezu täglich müssen die Retter zu einem Einsatz. Rund 300 sind es im Jahr.
Reinbeker Bürger werden den Tresen auch zu Gesicht bekommen. Nach der Inbetriebnahme der neuen Wache macht sich die Wehr an die Planung der öffentlichen Einweihungsfeier samt Tag der offenen Tür. Der wird voraussichtlich nach den Sommerferien stattfinden, sagt Haase.
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Nach der Einweihung ist ein Tag der offenen Tür geplant
Der Feuerwehrchef hofft, dass nicht nur das Gebäude die Besucher begeistert, sondern auch die gute Kameradschaft unter den Feuerwehrleuten und den ein oder anderen dazu bewegt, selbst in der Wehr aktiv zu werden. „Vor allem in der Verwaltungsabteilung für Schriftkram und Versorgung haben wir Bedarf. Dafür müsste man auch nicht mehr ganz jung und fit sein“, sagt Hans-Jörg Haase.
Bis zum Tag der offenen Tür ist dann vielleicht auch schon die Frage geklärt, was mit der alten Wache an der Klosterbergenstraße passiert. Haase spricht sich dafür aus, das Gebäude dem DRK und der DLRG Sachsenwald zur Verfügung zu stellen. Beide Hilfsorganisationen haben aktuell Raumbedarf und könnten hier im Zentrum von Alt Reinbek im Fall eines flächendeckenden Stromausfalls Hilfe leisten und Bürger versorgen.
Über ein Notstromaggregat verfügt auch die neue Wache. Das aber ist dazu da, die Rettungskräfte auch bei einem längerfristigen Stromausfall einsatzbereit zu halten.