Reinbek. Politiker legen sich auf Standort für den Neubau der Feuerwache fest. Das Projekt soll 2018 starten.
Das Votum der Stadtverordneten war einstimmig und die Sache schnell vom Tisch. Sie sprachen sich auf ihrer jüngsten Sitzung für Hans-Jörg Haase als neuen Reinbeker Ortswehrführer aus. Das galt im Vorhinein als sicher – im Unterschied zu der Entscheidung über ein Thema, das seit Jahren für Streit sorgt: die Standortsuche für den Neubau einer Wache. Doch jetzt haben die Politiker Nägel mit Köpfen gemacht und sich endgültig auf den Grandplatz am Mühlenredder festgelegt. Das Ergebnis war jedoch knapp. „Die Arbeiten sollen noch 2018 beginnen“, sagt Bürgermeister Björn Warmer. Das Projekt kostet nach Schätzungen inklusive eines Kunstrasenplatzes als Ersatz für die TSV Reinbek plus Verkehrskonzept 9,5 Millionen Euro.
Hans-Jörg Haase war am Abend der Entscheidung nicht vor Ort. Er ist derzeit in Harrislee und macht einen Lehrgang an der Landesfeuerwehrschule. Über das Smartphone war der 55-Jährige aber mit seinen Kollegen in Kontakt, welche die Sitzung verfolgten. Er sagt: „Euphorisch bin ich nicht. Wir müssen noch viel Überzeugungsarbeit leisten, wollen, dass zwei Drittel der Stadtverordneten hinter uns stehen.“ Die Politiker müssen nun noch über einen Bebauungsplan abstimmen.
Feuerwehrleute besuchten Sitzung in zivil
Mitglieder der Reinbeker Ortswehr hatten im Sitzungssaal des Rathauses in der hintersten Reihe Platz genommen. Sie waren in zivil und nicht in Uniform. Diese hätte bei den Politikern den Eindruck erwecken können, dass man Druck auf sie ausüben wolle, sagt Haase. Eine Äußerung, die verdeutlicht, wie emotional behaftet das Thema ist. Unter den Besuchern war auch Feuerwehrsprecher Joachim Stanisch. Der 56-Jährige: „Ich sehe dem Projekt nun positiv entgegen und hoffe, dass es mit der Planung zügig vorangeht.
Die jetzige Wache an der Klosterbergenstraße ist nicht mehr zeitgemäß. Gravierende Mängel gibt es unter anderem in der Fahrzeughalle. Dort ist der Abstand zwischen Autos und Pfeilern zu klein. Für die Ehrenamtler besteht erhöhte Verletzungsgefahr. Hinzu kommt, dass die Statik keine schweren Fahrzeuge zulässt. Die Traglast der Decke ist auf zwölf Tonnen festgeschrieben. Rüstfahrzeuge der heutigen Generation sind aber 16,5 Tonnen schwer. Die Hanseatische Feuerwehrunfallkasse Nord (HFUK) fordert seit Langem eine Lösung.
Kampsredder und Betriebshof fielen durchs Raster
Die Verwaltung schlug schon vor Jahren den Mühlenredder für die neue Wache vor, prüfte auch die Standorte Kampsredder und Betriebshof. Dort ist jedoch die Hilfsfrist nicht einzuhalten. Das ergaben Probefahrten der Feuerwehr. Zehn Minuten nach Alarmierung muss die Wehr jeden Teil von Alt-Reinbek erreichen können. 2013 beschloss die Politik trotzdem mehrheitlich den Bau auf dem städtischen Betriebshof, die Fachaufsichtsbehörde des Kreises lehnte das ab. Also fiel die Wahl 2014 auf den Mühlenredder, den die FDP und der fraktionslose Klaus-Peter Puls – er war wegen des Feuerwehrstreits aus der SPD ausgetreten – immer befürwortet hatten. Die Politik legte sich auch auf ein Gebäude fest.
Dann geriet das Projekt ins Wanken. Vielen Entscheidungsträgern ist der Mühlenredder zu teuer. Sie setzten den Standortbeschluss aus. Die bereits untersuchten Alternativen wurden erneut geprüft inklusive Kostenermittlung – und fielen durchs Raster. Daraufhin bestätigte die Stadtverordnetenversammlung nun den Sportplatz. Elf Politiker stimmten dafür, acht dagegen und neun enthielten sich. Vor allem die großen Fraktionen von CDU und SPD sind gespalten und bilden das komplette Meinungsspektrum ab.
Einige Politiker, die mehr Gegner als Freund des Mühlenredders sind, enthielten sich zumindest. Einer davon ist der SPD-Vorsitzende Gerd Prüfer. Er sagt: „Das lange Verfahren hat zu immer größerem Unmut bei den Bürgern geführt, deshalb musste es jetzt diese Lösung geben.“ Befürchtungen, die Entscheidungsträger könnten es sich nochmal anders überlegen, tritt der Sozialdemokrat entgegen: „Da wird gebaut.“
Für Forum 21 haben Kitas und Schulen Vorrang
Die Wählergemeinschaft Forum 21 sprach sich geschlossen gegen den Grandplatz aus. Und das begründete Fraktionschef Heinrich Dierking so: „Kurzfristig ist der Bau nicht finanzierbar, für uns haben Investitionen in Kindertagesstätten und Schulen Vorrang.“ Immerhin sei der Brandschutz in Reinbek gewährleistet. Dierking bat darum, dass sich die Feuerwehr mit dem Gebäude an der Klosterbergenstraße arrangiere.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Bernd Uwe Rasch warf den Mühlenredder-Gegnern ein „Ignorieren der Wirklichkeit vor“. Er sagte im Gremium: „Das jetzige Gebäude wird den Anforderungen nicht mehr gerecht.“ Die neue Wache könnte laut Verwaltung 2021 fertiggestellt werden.